Start für internationale Studie zur Ursache genetischen Vorhofflimmerns: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und Niederländische Herzstiftung (Hartstichting) fördern von UMGöttingen und UMAmsterdam koordinierte Studie mit 1 Million Euro über vier Jahre.
(umg) In Deutschland leiden mehr als zwei Millionen Menschen an Vorhofflimmern, der häufigsten Form der Herzrhythmusstörung. Obwohl die Erkrankung nicht direkt lebensbedrohlich ist, kann sie zu gravierenden Folgeschäden führen. Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa 35.000 Schlaganfälle jährlich auf das Vorhofflimmern zurückzuführen. Zudem kann Vorhofflimmern andere bereits bestehende Herzerkrankungen verschlechtern. Risikofaktoren für die Entstehung von Vorhofflimmern sind insbesondere Herzschwäche, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und ein höheres Lebensalter. Die meisten Patient*innen haben bei Erstdiagnose das 60. Lebensjahr bereits erreicht. In einigen Familien tritt Vorhofflimmern jedoch gehäuft bei jungen Mitgliedern auf. Dies weist auf eine dominante genetische Veränderung in diesen Familien hin.
An diesem Punkt setzt die neue internationale Studie DnAFiX („DNA damage in cytoskeletal protein mutation-induced Atrial Fibrillation: a guide to novel treatment and screening targets“) an. Gegenstand der Studie ist die Entwicklung neuer Behandlungs- und Screening-Strategien für Vorhofflimmern, das durch Veränderungen im Skelett von Herzmuskelzellen hervorgerufen wird. Das Forschungsvorhaben wird partnerschaftlich von Prof. Dr. Niels Voigt, Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), und Prof. Dr. Bianca Brundel, Institut für Physiologie des Amsterdam University Medical Center, Standort VUmc, koordiniert. Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und die Niederländische Herzstiftung (Hartstichting) fördern das Projekt zusammen mit insgesamt einer Million Euro über vier Jahre.
„Bei bis zu 20 Prozent der jüngeren Betroffenen entwickelt sich das Vorhofflimmern aufgrund genetischer Mutationen und Vererbung und nicht auf Grundlage allgemeiner Risikofaktoren oder struktureller Herzerkrankungen“, sagt Prof. Dr. Niels Voigt. Jüngste Erkenntnisse des Forscherteams legen nahe, dass ererbte Veränderungen des Skeletts der Muskelzellen im Herzvorhof die DNA, d.h. die „Steuerzentrale“ der Zellen, destabilisieren und dadurch Vorhofflimmern auslösen können. „Wir wollen den genauen Mechanismus aufdecken und Medikamente auf ihren therapeutischen Nutzen testen, um neuartige Therapien für Patient*innen mit Vorhofflimmern zu entwickeln“, sagt Prof. Dr. Bianca Brundel.
Hintergrund
In vorausgegangenen Untersuchungen konnten die Forscher*innen Familien identifizieren, die Mutationen in Proteinen des Skeletts von Herzmuskelzellen tragen und bei denen Vorhofflimmern gehäuft bei jüngeren Mitgliedern auftritt. Das Zellskelett oder auch Zytoskelett dient der Stabilisierung von Zellen und deren innerer Komponenten. Patient*innen mit ererbten Störungen des Zytoskeletts entwickeln im Verlauf ihres Lebens häufig strukturelle Herzmuskelveränderungen der Hauptkammern (Ventrikel), sogenannte Kardiomyopathien, die auch mit einer Pumpstörung des Herzens einhergehen.
Bemerkenswerterweise tritt bei diesen Patient*innen das Vorhofflimmern oft bereits mehrere Jahre vor der Kardiomyopathie und ohne Vorliegen von Risikofaktoren auf. Diese Beobachtung weist darauf hin, dass in diesen Fällen das Vorhofflimmern direkt auf Veränderungen im Zytoskelett zurückzuführen ist und nicht aus der kardialen Funktionsstörung durch strukturelle Herzmuskelveränderungen folgt.
Warum Mutationen im Zytoskelett Vorhofflimmern auslösen können, noch bevor die Kardiomyopathie ausgebildet ist, ist bislang ungeklärt. Daher gibt es für diese Patient*innen keine spezifischen Diagnosewerkzeuge und Behandlungsmöglichkeiten. „Die Analyse der Veränderungen im Zytoskelett und deren Folgen kann zur Entwicklung neuer Strategien für die Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern führen“, sagt Prof. Voigt. „Hierzu setzen wir unter anderem künstlich hergestelltes Herzgewebe aus Stammzellen sowie Gewebe- und Serumproben von betroffenen Patient*innen ein.“
Das Konsortium
Die Studie wird von Prof. Dr. Niels Voigt und Prof. Dr. Bianca Brundel koordiniert und partnerschaftlich von den Teams um Prof. Dr. Natasja de Groot (Department of Cardiology, Erasmus Medical Center Rotterdam), Prof. Dr. Rudolf de Boer (Department of Cardiology, University Medical Center Groningen), Prof. Dr. Denise Hilfiger-Kleiner (Klinik für Kardiologie und Angiologie, Medizinische Hochschule Hannover) sowie Prof. Dr. Hendrik Milting (Herz- und Diabeteszentrum NRW, Universitätsklinik der Ruhr Universität Bochum, Bad Oeynhausen) unterstützt.
WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Prof. Dr. Niels Voigt
Institut für Pharmakologie und Toxikologie
Telefon 0551 / 39-65174
niels.voigt@med.uni-goettingen.de
www.molecular-pharmacology.de
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Prof. Dr. Niels Voigt, Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universitätsmedizin Göttingen. ...
Foto. privat
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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