Ein fachübergreifendes Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) hat in einem mehrstufigen Auswahlverfahren zur Förderung neuer Graduiertenkollegs die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) überzeugen können: Die DFG wird das Kolleg „Practicing Place: Soziokulturelle Praktiken und epistemische Konfigurationen“ zunächst über viereinhalb Jahre hinweg mit rund drei Millionen Euro unterstützen. Es handelt sich um das bislang erste von der DFG geförderte Graduiertenkolleg an der KU.
Den inhaltlichen Kern bildet die Reflexion von Ort und Raum angesichts von globalen Bewegungen, nationaler Abgrenzung und grenzenloser Kommunikation. Das Spektrum der beteiligten Fächer reicht von Literatur- und Kulturwissenschaften über Soziologie, Philosophie und Geographie bis hin zur Kunstgeschichte. Während der Laufzeit des Kollegs erhalten zwei Jahrgänge mit jeweils 10 Kollegiatinnen und Kollegiaten sowie eine Postdoktorandin bzw. ein Postdoktorand exzellente Rahmenbedingungen, um in einem interdisziplinären und international vernetzten Forschungsumfeld intensiv arbeiten zu können.
„Forschungen zum Themenkomplex Raum und Ort sind bereits ein etablierter Schwerpunkt der KU. Die KU bietet auch institutionell beste Voraussetzungen für Nachwuchsförderung aus interdisziplinärer Perspektive. Ein Ausweis der Exzellenz der Vorarbeiten sind die nachweislich engen Kontakte und bereits bestehenden internationalen Kooperationen mit führenden Vertreterinnen und Vertretern der Orts- und Raumforschung. Der Erfolg der beteiligten Forscherinnen und Forscher ermutigt uns auf dem Weg zur Mitgliedschaft in der Deutschen Forschungsgemeinschaft“, erklärt Prof. Dr. Jens Hogreve, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der KU.
Das neue Graduiertenkolleg greift mit der Forschung zu Raum und Ort einen Themenbereich auf, der gerade angesichts globaler Vernetzungen, Fluchtbewegungen und grenzenlos gewordener Kommunikation hochaktuell ist: Wie grenzen sich Familien, lokale Gruppen, regionale Verbünde, Nationen, Religionskulturen oder suprastaatliche Organisationen gegen jeweils andere Formationen ab? Wie bestimmen sie ihr Territorium, ihr Revier, ihr Ambiente, etc. im Dialog bzw. Austausch oder auch in Abgrenzung bzw. Konfrontation mit anderen? In den Blick nehmen wollen die Forschenden unter anderem auch die seit dem „Arabischen Frühling“ zu beobachtende Aufwertung von Straßen und Plätzen in Protest- und Widerstandskulturen, die unter Bedingungen der Digitalisierung erfolgt, sowie Grenzziehungen zwischen Armuts- und Reichtumsregionen.
Die leitende Forschungsidee des Graduiertenkollegs besteht darin, Orte nicht monolithisch zu verstehen, etwa in Form einer unabänderlichen Heimat oder fixen lebensweltlichen Ursprungs- und Herkunftsszenarien. Vielmehr erforschen die Kollegiatinnen und Kollegiaten Orte in einer dynamischen Perspektive – sprich: die vielfältigen und komplexen sozialen, politischen, kulturellen und medialen Praktiken, die jede Verortung immer wieder neu hervorbringen und als fortlaufende Veränderung charakterisieren.
Bislang sind Fragen von Ort und Verortung vorwiegend innerhalb einzelner Disziplinen mit ihren jeweiligen Methoden ergründet worden. Doch gerade die unscharfe Mischung von sozialen, politischen, künstlerischen und literarischen Aspekten macht eine interdisziplinäre Herangehensweise erforderlich. Dieser von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gewählte Ansatz ist für die Raum- und Ortsforschung auch im internationalen Vergleich ein Alleinstellungsmerkmal. Daher gehören auch die Fächer Geschichte, Archäologie sowie Theologie der KU zu den weiteren Kooperationspartnern des Kollegs
Ein besonderes Merkmal des Graduiertenkollegs ist die breite und intensive internationale Vernetzung der Antragstellerinnen und Antragsteller mit ausgewiesenen Forscherpersönlichkeiten der Orts- und Raumforschung in allen beteiligten Disziplinen. Die Expertise dieser Kooperationspartnerinnen und -partner wird systematisch mit in das Kolleg einbezogen und damit ein wesentlicher Beitrag geleistet, um die wissenschaftliche Qualifizierung der Doktorandinnen und Doktoranden auf hohem internationalen Niveau sicher zu stellen und sie in die internationalen fachspezifischen und interdisziplinären Debatten zu integrieren.
Das Team der antragsstellenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bilden:
· Dr. Nathalie Aghoro (akademische Rätin a.Z. am Lehrstuhl für Amerikanistik; KU)
· Prof. Dr. Joost van Loon (Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie; KU)
· Prof. Dr. Richard Nate (Lehrstuhl für Englische Literaturwissenschaft; KU)
· Jun.-Prof. Dr. Annika Schlitte (Juniorprofessorin für Philosophie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
· Prof. Dr. Kerstin Schmidt (Lehrstuhl für Amerikanistik; KU)
· Prof. Dr. Robert Schmidt (Professur für Prozessorientierte Soziologie; KU)
· Prof. Dr. Christian Steiner (Lehrstuhl für Humangeographie; KU)
· Prof. Dr. Hans-Martin Zademach (Professur für Wirtschaftsgeographie; KU)
· Prof. Dr. Michael F. Zimmermann (Lehrstuhl für Kunstgeschichte; KU)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geowissenschaften, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Kunst / Design, Sprache / Literatur
überregional
Organisatorisches, wissenschaftliche Weiterbildung
Deutsch
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