idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.07.2020 13:37

Zum Kannibalen geboren: Gene für Fressverhalten bei chinesischen Barschen identifiziert

Nadja Neumann PR und Wissenstransfer
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

    Einige chinesische Barscharten (Sinipercidae) sind reine Fischfresser, die sich ausschließlich von lebenden Jungfischen – auch ihrer eigenen Art – ernähren. Ein Forschungsteam unter Leitung der chinesischen Huazhong Agricultural University (HZAU) und dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat das Erbgut von vier chinesischen Barscharten entschlüsselt und so auch Gene für das angeborene kannibalistische Fressverhalten identifiziert. Die Kenntnis der Zusammenhänge zwischen Erbgut und Fressverhalten ist u.a. interessant für eine nachhaltige Aquakultur.

    Die meisten Fischlarven fressen leicht verdauliches, kleines Zooplankton. Nicht so einige Arten der chinesischen Barsche. Diese sind schon nach dem Schlupf reine Fischfresser und ernähren sich von Jungfischen anderer Fischarten und von Artgenossen. Dieser Kannibalismus führt zu einer hohen Sterblichkeitsrate der Jungfische und zu wirtschaftlichen Einbußen in der Aquakultur.

    32 Gene machen den Unterschied zum Kannibalen:

    Die Forschenden haben die Genomsequenzen von verschiedenen Arten der chinesischen Barsche verglichen und konnten so die Evolution von 20.000 Genen über einen Zeitraum von 65 Millionen Jahren nachvollziehen. Sie konnten viele Gene mit artspezifischen Eigenschaften in Verbindung bringen. „Für 32 dieser evolvierenden Gene konnten wir eine unterschiedliche Genexpression bei den an anderes Futter gewöhnbaren Barscharten und den reinen Fischfressern experimentell nachweisen“, erklärt Ling Li, eine der Erstautorinnen der Studie und Gastwissenschaftlerin von der HZAU am IGB.

    Schnelle evolutionäre Anpassung im räuberischen Verhalten:

    Chinesische Barsche sind aggressive Räuber. Bei der umfassenden Genomanalyse identifizierten die Forschenden sogenannte Kandidatengene, die mit besonders hohem Aggressionsverhalten und Affektverhalten in Verbindung stehen. „Unsere Genomanalysen zeigen die schnelle evolutionäre Entwicklung der chinesischen Barsche. Sie haben sich rasch an veränderte Umweltbedingungen angepasst, insbesondere in Bezug auf das Fressverhalten. Einige chinesische Barscharten sind heutzutage durch ihre genetische Veranlagung aggressivere Räuber als andere“, sagt Prof. Xu-Fang Liang von der HZAU.

    „Die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Erbgut und Fressverhalten ist eine wichtige Grundlage für die nachhaltige Aquakultur dieser Fische. Fischzüchterinnen und Fischzüchter werden zukünftig gezielt die Fische für die Zucht auswählen können, bei denen das Erbgut ein weniger räuberisches Verhalten anzeigt – und so Verluste reduzieren“, fasst Dr. Heiner Kuhl, leitender Bioinformatiker des Projekts vom IGB, zusammen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Heiner Kuhl
    Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
    Abteilung Ökophysiologie und Aquakultur
    kuhl@igb-berlin.de


    Originalpublikation:

    He, S., Li, L., Lv, L. et al. Mandarin fish (Sinipercidae) genomes provide insights into innate predatory feeding. Commun Biol 3, 361 (2020). https://doi.org/10.1038/s42003-020-1094-y


    Weitere Informationen:

    https://www.igb-berlin.de/news/zum-kannibalen-geboren


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).