Fraunhofer-Wissenschaftler untersuchten Chancen und Risiken der Xenotransplantation. Ihr Fazit: Die Hoffnungen, die in das Potential tierischer Spenderorgane gesetzt werden, sollten nicht zu hoch sein. Es besteht noch viel Forschungsbedarf.
Weltweit erhalten jährlich etwa 40 000 Menschen lebensrettende Organe. Dreimal so viel stehen auf Wartelisten - manche davon viele Jahre lang. Denn Spenderorgane sind knapp. Xenotransplantation, die Verpflanzung von tierischen Organen in den menschlichen Körper, verspricht Hoffnung. Im Auftrag des Schweizerischen Wissenschaftsrats untersuchte das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI Chancen und Risiken von Transplantationen aus dem »tierischen Ersatzteillager«. Neben dem aktuellen Stand der medizinischen Forschung analysierten die Wissenschaftler auch die gesellschaftlichen, ethischen und wirtschaftlichen Aspekte.
Das Ergebnis dämpft die euphorische Stimmung. Denn bis tierische Organe für den Menschen als Lebensretter eingesetzt werden können, müssen vor allem die Mediziner noch gravierende Probleme lösen - von der Abstoßung der Organe über ihre Physiologie bis hin zu Infektionsrisiken. Denn selbst bei Transplantationen von Mensch zu Mensch wird das Spenderorgan vom Immunsystem als fremd angesehen und abgestoßen. Das gilt um so mehr für tierische Organe. Der Versuch, dieses Problem durch gentechnische Veränderungen der Tiere zu beseitigen, wirft viele weitere Fragen auf. Außerdem ist bislang nicht geklärt, ob ein Tierorgan dauerhaft im menschlichen Körper überleben und lebenswichtige Funktionen übernehmen kann, da sich Stoffwechsel und Hormonhaushalt deutlich unterscheiden. In der Fachwelt umstritten ist auch, wie groß die Gefahr ist, daß bisher unbekannte Krankheitserreger mit der Transplantation des tierischen Organs auf den Menschen übertragen werden und möglicherweise sogar weite Kreise der Bevölkerung infizieren können.
»Nach unserer Ansicht ist die Xenotransplantation eine äußerst komplexe Methode mit unsicheren Erfolgsaussichten. Mit einer breiten Anwendung wäre frühestens in 15 bis 20 Jahren zu rechnen«, faßt Dr. Bärbel Hüsing aus dem ISI zusammen. »Alternativen sind zum Beispiel, künstliche Organe zu entwickeln oder in der Bevölkerung die Bereitschaft zu fördern, als Organspender zur Verfügung zu stehen. Vor allem aber sollte auf einen gesunden Lebenswandel geachtet werden.« Wegen der Konfliktträchtigkeit und der großen gesellschaftlichen Tragweite möglicher Folgen fordern die Forscher eine breit angelegte Diskussion über das Für und Wider der Xenotransplantation.
Ansprechpartner:
Dr. Bärbel Hüsing
Telefon 07 21/68 09-2 10
Telefax 07 21/68 09-1 76
email: sb@isi.fhg.de
Fraunhofer-Institut für
Systemtechnik und
Innovationsforschung ISI
Breslauer Straße 48
D-76139 Karlsruhe
Pressekontakt:
Gerhard Samulat
Telefon 07 21/68 09-1 00
Telefax 07 21/68 09-1 76
email: sam@isi.fhg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).