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23.07.2020 09:51

FIZ Karlsruhe startet Forschungsprojekt zur Erkennung verschleierter Plagiate in mathematischen Publikationen

Dr. Babett Bolle Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

    Forscher von FIZ Karlsruhe und der Bergischen Universität Wuppertal werden in den nächsten drei Jahren Verfahren zur Erkennung verschleierter Plagiate in wissenschaftlichen Publikationen entwickeln. Beispielhaft werden dazu Veröffentlichungen in der Mathematik und Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften auf Paraphrasen, Übersetzungen oder Ideenplagiate hin untersucht. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat jetzt ein wegweisendes Kooperationsprojekt bewilligt.

    Karlsruhe, 23. Juli 2020 – Plagiate in Doktorarbeiten hochrangiger Politiker - fast jeder kennt das Thema. Doch weit dramatischer sind sie, wenn sie in den Wissenschaften selbst verübt werden und gleichsam an deren Ehrenkodex rühren, an der guten wissenschaftlichen Praxis. Und: Ein Plagiat verletzt geistige Eigentumsrechte, insbesondere das Urheberrecht. Es ist Ideen- und Gedankendiebstahl. Das Entdecken von wissenschaftlichen Plagiaten hat überall stark an Bedeutung gewonnen, für Einrichtungen in Bildung und Forschung ebenso wie für Förderinstitutionen und Verlage. Dienstleister im Bereich der Plagiatserkennung konzentrieren sich aktuell vor allem auf die Identifikation kaum verschleierter Plagiatsformen, die typisch für Studierende und allenfalls Doktoranden sind. Noch wenig betrieben wird hingegen der aufwändigere Forschungs- und Entwicklungsaufwand für Werkzeuge und Dienste, die das Erkennen verschleierter Plagiatsformen in wissenschaftlichen Publikationen ermöglichen.

    Vor diesem Hintergrund waren Mathematiker bei FIZ Karlsruhe und an der Bergischen Universität Wuppertal erfolgreich mit ihrem Projektvorhaben, Verfahren zum Erkennen verschleierter wissenschaftlicher Plagiate, wie beispielsweise Paraphrasen, Übersetzungen oder Ideenplagiate, zu entwickeln, wie sie speziell in den sogenannten MINT-Disziplinen vorkommen (Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technik-wissenschaften). Um dieses Ziel zu erreichen, erforscht FIZ Karlsruhe, wie potenziell verdächtige Ähnlichkeiten zwischen Dokumenten durch die Analyse mathematischer Ausdrücke, als text- und sprachunabhängige Merkmale, erkannt werden können. Dieser neue, konsequent mathematikbasierte Ansatz der Plagiatserkennung wird mit text- und zitatbasierten Ansätzen aus vorausgegangenen Forschungsaktivitäten kombiniert. Gerade derartige Analysen verschiedenster Ähnlichkeitsmerkmale eignen sich besonders gut, um das breite Spektrum wissenschaftlicher Plagiatsformen erkennen zu können.

    Die wissenschaftliche Community sowie Plagiatserkennungsdienstleister sollen damit in die Lage versetzt werden, auch sehr sorgfältig verschleierte wissenschaftliche Plagiate transparenter zu machen. Und der Transparenz fühlen sich FIZ Karlsruhe und die Bergische Universität Wuppertal auch in anderer Weise verpflichtet: Sie werden ihre Forschungsbeiträge in dem freien und quelloffenen Plagiatserkennungssystem HyPlag (www.hyplag.org) umsetzen und ihren Code sowie die Forschungsdaten offen zugänglich machen. Zusätzlich werden die gemeinsamen Forschungsbeiträge kontinuierlich mit den Editoren des renommierten Informationsservice zbMATH evaluiert.

    Projektleiter Dr. Moritz Schubotz von FIZ Karlsruhe erläutert: „In den letzten 10 Jahren wurde im Rahmen der Qualitätssicherung von zbMATH bereits mehr als 400 Verdachtsfällen auf Plagiate nachgegangen. Die meisten Fälle wurden von Editoren und Reviewern entdeckt, die die Originalresultate kannten und daher Verdacht schöpften. Durch das neue Forschungsprojekt und v. a. durch formelbasierte Analysen soll eine automatische Früherkennung möglich werden. Sie kann von der bestehenden textbasierten Software nicht geleistet werden. Die menschliche Expertise wird damit wesentlich erweitert“.

    zbMATH ist dafür die zentrale Plattform. Der Informationsservice weist mathematische Publikationen seit dem Jahr 1868 in detaillierter Form nach und bietet Zugang zu mehr als 3,7 Millionen bibliografischen Referenzen aus der weltweiten Fachliteratur. Zusammengefasst und bewertet durch ein internationales Netzwerk von mehr als 7.000 Wissenschaftlern, wird die wissenschaftliche Qualität der Artikel öffentlich transparent.

    Der bislang entgeltpflichtige Informationsservice zbMATH soll in eine Open-Access-Plattform umgewandelt werden und ab 2021 für die mathematische Community weltweit frei zugänglich sein. Die bessere Erkennung von Plagiaten erhält dadurch nochmals einen höheren Stellenwert.

    Weitere Informationen finden Sie auf der Produktwebsite von zbMATH unter www.zbmath.org sowie auf unserer Webseite https://www.fiz-karlsruhe.de

    Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter:
    https://www.fiz-karlsruhe.de/de/aktuelles/pressemeldung

    FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine GmbH mit anerkannter Gemeinnützigkeit und hat als eine der größten außerhochschulischen Informationsinfrastruktureinrichtungen in Deutschland den öffentlichen Auftrag, Wissenschaft und Forschung mit wissenschaftlicher Information zu versorgen und entsprechende Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Hierfür erschließt FIZ Karlsruhe sehr große Mengen an Daten aus unterschiedlichsten Quellen, entwickelt und betreibt innovative Informationsservices sowie e-Research-Lösungen und führt eigene Forschungsprojekte durch. FIZ Karlsruhe ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, unter deren Dach mehr als 95 Einrichtungen vereint sind, die Forschung betreiben und wissen¬schaftliche Infrastruktur bereitstellen. In der Aufbauphase der NFDI ist FIZ Karlsruhe übergangsweise gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) die Trägereinrichtung des NFDI-Direktorats.

    Pressekontakt

    Ansprechpartner Wissenschaftskommunikation

    Uwe Friedrich
    Tel. +49 7247 808 109
    Uwe.Friedrich@fiz-karlsruhe.de

    Ansprechpartnerin Presse und Public Relations

    Dr. Babett Bolle
    Tel. +49 2332 662365
    Babett.Bolle@fiz-karlsruhe.de

    Weitere Informationen

    FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur
    Hermann-von-Helmholtz-Platz 1
    76344 Eggenstein-Leopoldshafen
    Tel. +49 7247 808 555
    Fax +49 7247 808 259
    E-Mail
    helpdesk@fiz-karlsruhe.de


    Weitere Informationen:

    http://www.hyplag.org Plagiatserkennungssystem Hyplag
    http://www.zbmath.org Produktwebsite zbMATH
    http://www.fiz-karlsruhe.de Website FIZ Karlsruhe
    http://www.fiz-karlsruhe.de/de/aktuelles/pressemeldung Link zur Pressemitteilung


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Informationstechnik, Mathematik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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