Migration ist ein entscheidender Faktor für das Bevölkerungswachstum von Städten im Globalen Süden. Durch Zuzug aus dem Ausland wachsen viele Großstädte stärker, als durch Geburten, Todesfälle oder Binnenmigration.
In gut 120 von 377 Städten in sieben Ländern des Globalen Südens beeinflusst Migration das Bevölkerungswachstum stärker, als Geburten und Todesfälle. „Lange wurde die Rolle der Migration für das Bevölkerungswachstum der Städte im Globalen Süden unterschätzt“, sagt Mathias Lerch, bis vor kurzem Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. In Städten des Globalen Südens werden weniger Kinder geboren und die Menschen leben länger, als früher. Deshalb sei der Einfluss von Migration auf die Bevölkerungszusammensetzung der Städte gewachsen, ergänzt Mathias Lerch.
Der Forscher wertete Zensusdaten und weitere demografische Informationen für Städte in Benin, Chile, Brasilien, Mexiko, Marokko, Indonesien und den Philippinen aus. In diesen sieben Ländern untersuchte er die Wanderungsbewegungen in einer 10-Jahresspanne zwischen 1993 und 2010. Seine Studie veröffentlichte er im Fachjournal Population and Development Review.
Je größer die Stadt, desto einflussreicher die Immigration aus dem Ausland
Für die Hälfte der Städte gilt: Wanderungsaustausche mit dem Ausland tragen mehr zum Bevölkerungswachstum bei als Binnenwanderungen. Städte im Globalen Süden sind demnach auf internationaler Ebene attraktiv. Allgemein gilt zudem: Je größer die Stadt, desto wichtiger die Rolle von Zuzug durch Menschen aus dem Ausland. Die Bedeutung von Binnenmigration, üblicherweise von der Landbevölkerung in die Stadt, hat demnach eine geringere Bedeutung. Zudem wandern vermehrt Einwohner aus Großstädten in umliegende und weniger dicht besiedelte urbane Zentren.
Städte mittlerer Größe profitieren dagegen vom Zuzug aus diverseren Regionen: dem Umland, größeren Städten sowie mit geringerem Maß, Zuzug aus dem Ausland. Gewinne durch die Binnenwanderung in kleineren Städten hingegen, gehen oft durch Abwanderung ins Ausland verloren. Städte spielen demnach eine bedeutende Rolle bei der internationalen Migration im Globalen Süden – als Herkunfts- und Zielort.
Wie groß die Bedeutung dieser Migrationsbewegungen sind, zeigen diese Zahlen: 2015 lebte fast die Hälfte der Menschen im Globalen Süden in Städten. 1990 waren es nur 35 Prozent. Es wird erwartet, dass die Bevölkerung in den Städten weiterhin wächst und Migration dabei eine immer wichtigere Rolle spielt.
Über das MPIDR
Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock untersucht die Struktur und Dynamik von Populationen. Die Wissenschaftler*innen des Instituts erforschen politikrelevante Themen wie den demografischen Wandel, Altern, Geburtendynamik und die Verteilung der Arbeitszeit über die Lebensspanne, genauso wie den digitalen Wandel und die Nutzbarmachung neuer Datenquellen für die Erforschung von Migrationsströmen. Das MPIDR ist eine der größten demografischen Forschungseinrichtungen in Europa und zählt international zu den Spitzeninstituten in dieser Disziplin. Es gehört der Max-Planck-Gesellschaft an, der weltweit renommierten deutschen Forschungsgemeinschaft.
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Kontakt
Silvia Leek – MPIDR Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
TELEFON +49 381 2081 – 143
E-MAIL presse@demogr.mpg.de
Lerch, M.: International Migration and City Growth in the Global South. Population and Development Review. 2020. DOI:10.1111/padr.12344
https://doi.org/10.1111/padr.12344
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