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28.07.2020 11:05

Wie Auen das Wasser der Donau reinigen: Neues EU-Projekt unter Leitung der KU

Dipl.-Journ. Constantin Schulte Strathaus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Welchen Beitrag haben Auen entlang der Donau für die Wasserqualität und wie lassen sich bei ihrer Bewirtschaftung vielfältige Interessen über Ländergrenzen hinweg berücksichtigen? Dies erforscht unter Leitung des Aueninstituts der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) ein von der Europäischen Union gefördertes Konsortium, an dem über 20 Institutionen aus den zehn Anrainerstaaten der Donau beteiligt sind. Das Projekt „Improving water quality in the Danube system by ecosystem service based integrative management (IDES)“ ist das erste von der KU geleitete EU-Verbundprojekt und wird bis Ende 2022 mit rund zwei Millionen Euro gefördert.

    Von der Quelle bis zur Mündung in das Schwarze Meer legt die Donau mehr als 2800 Kilometer zurück und fließt dabei durch zehn Staaten, ihr Wasser speist sich sogar aus 20 Staaten. Somit Im Einzugsgebiet des Flusses leben mehr als 80 Millionen Menschen, die – ebenso wie Flora und Fauna – auf Wasser in guter Qualität angewiesen sind. Diese hängt auch entscheidend vom Gehalt an Nährstoffen ab, die durch Landwirtschaft, Industrie oder Abwasser in die Donau gelangen und weitergetragen werden. Ein zu großer Anteil an Phosphat und Stickstoff führt nicht nur im Schwarzen Meer zu Sauerstoffmangel und Artensterben, sondern hat auch lokale Probleme entlang der Donau zur Folge: Die Nitratbelastung im Grundwasser kann steigen, Seen und andere Fließgewässer können eutrophiert – also überdüngt – werden, so dass sie „umkippen“.

    „Nährstoffe machen an Landesgrenzen nicht halt. Deshalb ist es unser Anliegen, mit diesem internationalen Projekt gemeinsam Strategien für ein umfassendes Wasserqualitätsmanagement zu etablieren. Dabei spielen die Auen entlang der Donau eine zentrale Rolle, indem sie Nährstoffe zurückhalten können“, erklären Prof. Dr. Bernd Cyffka, der Leiter des Aueninstituts der KU, und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Barbara Stammel. Sie koordinieren die Arbeit der beteiligten Institutionen, zu denen neben dem Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei auch das rumänische Umweltministerium, das österreichische Landwirtschaftsministerium sowie das bayerische Umweltministerium gehören.

    Auen können Nährstoffe auf zweierlei Weise zurückhalten: Einerseits verhindern naturnahe Grünflächen an Flüssen den Eintrag von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln ins Gewässer. Andererseits können auch Nährstoffe, die bereits in den Fluss gelangt sind, bei Hochwasser wieder zurückgehalten werden: Schwebstoffe des Flusswassers, an denen die Nährstoffe gebunden sind, lagern sich in der Aue und an ihren Pflanzen ab und dienen dort als Dünger. Hier liegt auch ein Grund dafür, dass Auen oft sehr fruchtbare Böden aufweisen – vergleichbar etwa zu den Feldern, die entlang des Nils regelmäßig überschwemmt wurden.

    Mit dem aktuellen Projekt knüpfen die Forscherinnen und Forscher an langjährige Expertise aus anderen Verbundprojekten an: Zum einen ist das Aueninstitut seit zwei Jahren am EU-Projekt „Danube Floodplain“ beteiligt, das einen besseren Hochwasserschutz durch den Erhalt und die Renaturierung von Auen zum Ziel hat. Zum anderen haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ebenfalls mit dem Berliner Leibniz Institut einen „River Eco System Service Index“ (RESI) entwickelt, der für Deutschland anhand einer Vielzahl von Indikatoren abbildet, welche wirtschaftliche Bedeutung Auen-Ökosystemen zukommt. Denn Flüsse und ihre Auen haben viele Rollen und Aufgaben: Sie diesen als Schifffahrtsstraße und Erholungsraum, als Schutz vor Hochwasser und Trinkwasserreservoir sowie als Lebensraum für Pflanzen und Tiere. All diese Nutzungsansprüche werden einzeln von unterschiedlichen Fachbehörden auf verschiedenen Verwaltungsebenen geplant und geregelt – das macht es schwierig, die Übersicht zu behalten bzw. Bewirtschaftungsmaßnahmen abzustimmen. Hier setzt der RESI an, indem er versucht alle Belange einheitlich und objektiv zu bewerten. Als Grundlage für Entscheider zeigt der RESI-Index auch indirekte und langfristige Leistungen, wie etwa die Regulation des Wasserhaushalts, den Rückhalt von Nährstoffen oder die Bereitstellung von Lebensraum zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

    „Auch in anderen EU-Ländern werden Teilaspekte im Umfeld von Auen – wie Hochwasserschutz, Landwirtschaft oder Artenvielfalt – für Planungen häufig voneinander getrennt betrachtet und verwaltet. Die Frage von Wasserqualität als Ökosystemleistung von Auen spielt zudem bislang kaum eine Rolle“, erklärt Stammel. Ziel des IDES-Projektes ist es daher eine umfassende Perspektive einzunehmen, die erstmals auch diesen wichtigen Aspekt berücksichtigt. Die beteiligten Forscherinnen und Forscher konzentrieren sich dabei auf fünf Pilotregionen in Österreich, Rumänien, Serbien, Slowenien und Ungarn. Dort wollen sie im Austausch mit Entscheidungsträgern ein integriertes Konzept zum Management von Auen entwickeln, das die vielfältigen und wechselseitigen Ökosystemdienstleistungen von Auen transparent macht – als Grundlage für den künftigen Umgang mit solchen Gebieten.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Für Fragen zum Projekt „IDES“ stehen Ihnen Prof. Dr. Bernd Cyffka (Leiter des Aueninstituts Neuburg, bernd.cyffka@ku.de) sowie Dr. Barbara Stammel (wissenschaftliche Mitarbeiterin des Aueninstituts, barbara.stammel@ku.de) zur Verfügung.


    Bilder

    Im Bild rechts Prof. Dr. Bernd Cyffka, der Leiter des Aueninstituts der KU, und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Barbara Stammel.
    Im Bild rechts Prof. Dr. Bernd Cyffka, der Leiter des Aueninstituts der KU, und seine wissenschaftli ...

    Klenk/upd


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geowissenschaften, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Im Bild rechts Prof. Dr. Bernd Cyffka, der Leiter des Aueninstituts der KU, und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Barbara Stammel.


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