Die Entrindung von Stämmen während der Aufarbeitung im Bestand ist seit Jahren gängige Praxis in Eukalyptus-Plantagen auf der Südhalbkugel. Diese erfolgt mit Entrindungsaggregaten an Harvestern. In Anlehnung an diese Technik lief von 2014-2017 ein Projekt an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), bei dem sogenannte Debarking Heads unter mitteleuropäischen Waldverhältnissen modifiziert und getestet wurden. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Minimierung des Nährstoffaustrags bei der Holznutzung. Im Folgeprojekt Debarking Heads II (bis 2021) steht die Logistikkette von entrindetem Holz im Fokus.
Dazu wurden Entrindungswalzen statt konventioneller Vorschubwalzen entwickelt, deren Umrüstung grundsätzlich an allen Aggregaten möglich ist. Der Stamm wird in voller Länge durch das Aggregat gelassen, durch die Entrindungswalzen mit schräg angebauten Stegen wird die Rinde aufgedrückt und durch die Entastungsmesser abgetragen. Die Entrindungsprozente liegen im Sommer bei Saftfluss im Mittel bei 84 %, im Winter lediglich bei 56 %. Die Vorteile eines Einsatzes von Debarking Heads sind vielfältig. Die Rinde und somit die rindengebundenen Nährstoffe bleiben im Bestand und werden nicht aus dem Ökosystem Wald ausgetragen. Durch die insektizidfreie Borkenkäfer-Prävention des Verfahrens entspannt sich der Absatzdruck bei der Holzabfuhr und -vermarktung. Weiterhin erfolgt die Verbrennung von Holz vollständiger als die von Rinde. Somit entsteht weniger Asche und Feinstaub. Nicht zuletzt werden Transportmasse und -volumen reduziert und dadurch Kraftstoff eingespart.
Borkenkäferprävention
Besonders in Borkenkäferjahren bringt der Einsatz von Debarking Heads große Vorteile mit sich. Eine Entrindung zwischen Januar und Oktober bei weißen Stadien wird von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) aus Waldschutzgründen empfohlen. Mit den Debarking Heads ist dies einfach umsetzbar. Durch die Entrindung wird den rindenbrütenden Insekten der Brutraum entzogen, sie entwickeln sich nur begrenzt weiter und fliegen nicht aus. Das ergab eine Bachelorarbeit, bei der Rinde aus der Aufarbeitung eines Käferlochs unter sogenannte Eklektoren gelegt wurde. Das sind zeltartige Fallen, mit dem flugfähige Insekten gefangen werden können.
Akzeptanz der Sägeindustrie
Manche Holzabnehmer sträuben sich gegen entrindetes Holz. Die deutsche Säge- und Holzindustrie (DeSH) steht Debarking Heads sehr kritisch gegenüber. Dabei werden verschiedene Argumente gegen den Einsatz von Entrindungsaggregaten ins Feld geführt. Zum Beispiel wurde in den letzten Jahren die Rinde ohne Mehrkosten an die Abnehmer mitgeliefert. Mit dieser wurden dann z. B. Trocknungsanlagen in Sägewerken beheizt oder die Rinde wurde zu Rindenmulch verarbeitet und verkauft.
Debarking Heads in der Praxis
Derzeit sind deutschlandweit rund 40 Debarking Heads im Einsatz. Ein Debarking Head bei der Holzernte wurde bei der letzten KFW-Tagung im Sommer 2016 zusammen mit den Projektergebnissen vorgestellt. Nach Abschluss des Gesamtprojekts sollen auf der nächsten KFW-Tagung im Sommer 2021 erneut praktische Demonstrationen eines Debarking Head erfolgen sowie die Gesamtergebnisse präsentiert werden.
Projektleitung, Kooperationspartner und kooperative Promotion
Beide Projekte leitet Prof. Dr. Stefan Wittkopf von der Fakultät Wald und Forstwirtschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, der am Institut für Ökologie und Landschaft (IÖL) forscht. Kooperationspartner ist das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF). Joachim B. Heppelmann, maßgeblicher wissenschaftlicher Mitarbeiter in beiden Debarking Heads Projekten, konnte seine im Oktober 2015 begonnene Dissertation zum Thema "Modifying conventional harvesting heads: a technical approach to in-stand debarking under Central European conditions" am 14. Mai 2020 erfolgreich verteidigen. Die kooperative Promotion wurde seitens der HSWT von Prof. Dr. Stefan Wittkopf betreut, der Doktorvater war Prof. Dr. Eric R. Labelle, ehemaliger Inhaber der Professur für forstliche Verfahrenstechnik an der TU München am Wissenschaftszentrum Weihenstephan.
Text: Caroline Bennemann und Gerhard Radlmayr
Prof. Dr. Stefan Wittkopf
stefan.wittkopf@hswt.de
T +49 8161 71-5911
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Hans-Carl-von-Carlowitz-Platz 3
85354 Freising
(1) Heppelmann, J. B. et. al. (2019): In-stand debarking with the use of modified harvesting heads: a potential solution for key challenges in European forestry. Eur J Forest Res 138, S.1067-1081. https://doi.org/10.1007/s10342-019-01225-y
(2) Heppelmann, J. B. et. al. (2019): Static and Sliding Frictions of Roundwood Exposed to Different Levels of Processing and Their Impact on Transportation Logistics. Forests 10 (7), S.568. https://doi.org/10.3390/f10070568
(3) Heppelmann, J. B. et. al. (2019): Development and Validation of a Photo-Based Measurement System to Calculate the Debarking Percentages of Processed Logs. Remote Sensing 11 (9), S.1133. https://doi.org/10.3390/rs11091133
https://forschung.hswt.de/forschungsprojekt/1115-debarking-heads-ii Projekt Debarking Heaads II: Entwicklung und Bewertung von Logistikketten bei Einsatz von entrindenden Harvesterfällköpfen
https://forschung.hswt.de/forschungsprojekt/634-debarking-heads-i Projekt Debarking Heads I: Nährstoffentzug bei der Holzernte minimieren - durch die Nutzung von entrindenden Harvesterfällköpfen
http://dh2.kwf-online.de/ il Karte der Debarking Heads, die in Deutschland im Einsatz sind
Ponsse-Harvester mit Debarking Head bei der Entrindung einer Fichte
Foto: HSWT
Umgerüstetes John Deere-Aggregat mit modifizierten inneren und äußeren Vorschubwalzen sowie einem an ...
Foto: HSWT
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
Ponsse-Harvester mit Debarking Head bei der Entrindung einer Fichte
Foto: HSWT
Umgerüstetes John Deere-Aggregat mit modifizierten inneren und äußeren Vorschubwalzen sowie einem an ...
Foto: HSWT
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