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07.08.2020 11:03

Pilotprojekt im Allgäu nutzt Chancen digitaler Plattformen im Tourismus

Kathrin Kahle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
fortiss - Landesforschungsinstitut des Freistaats Bayern für softwareintensive Systeme

    Bayerns digitale Infrastruktur für den Mittelstand besser vernetzen und innovativ voranbringen – das ist die Vision des Forschungsprojekts BayernCloud. Die cloud-basierte Datenplattform unter der Leitung von fortiss soll Unternehmen digitale Lösungen bereitstellen: indem sie Daten bündelt und einen einheitlichen digitalen Rahmen schafft. Eine digitale Infrastruktur, mit der Daten zentralisiert, kategorisiert und verfügbar gemacht werden.
    Ein Pilotprojekt in der Modellregion Allgäu zeigt mit anwendungsorientierten Beispielen schon heute, welche herausragenden Potenziale die BayernCloud für den Tourismus bietet. Denn die Ergebnisse aus der Modellregion kommen der gesamten Branche zugute.

    Urlaub im eigenen Land ist in diesem besonderen Sommer so beliebt wie lange nicht. Der damit verbundene Andrang stellt den bayerischen Tourismus vor große Herausforderungen – bringt aber auch große Chancen mit sich. Die Nachfrage nach digitalen Lösungen ist so groß wie nie. Ein nachhaltiger und zukunftsfähiger Tourismus in Bayern braucht innovative digitale Lösungen. Im Rahmen des Forschungsprojekts BayernCloud werden schon heute Softwarelösungen erarbeitet. Konkrete Beispiele aus der Modellregion Allgäu zeigen bereits das zukunftsweisende Potenzial, das dieses Pilotprojekt für den bayerischen Tourismus bietet.

    Welche Hütten haben noch freie Sitzplätze? Wie lange sind die Wartezeiten an der Gondel? Wo sind noch Parkplätze frei?

    „Aktuell ist es für Hüttenbetreiberinnen und Hüttenbetreiber noch sehr umständlich und aufwändig, tagesaktuell über Öffnungszeiten zu informieren. Dementsprechend ist es schwierig ist für Gäste, diesbezüglich verbindliche Informationen zu erhalten. Ziel ist es hier etwa, eine digitale Umgebung zu schaffen, in welcher Hüttenbetreiberinnen und Hüttenbetreiber quasi per Knopfdruck darüber informieren können, ob sie heute geöffnet haben oder nicht.“
    Stefan Egenter, Allgäu GmbH

    Eine bewusste und nachhaltige Besucherstromlenkung ist eine Herausforderung, vor welcher der Tourismus in Bayern nicht nur in diesem besonderen Sommer steht. Eine Herausforderung, die innovativer flexibler und digitaler Lösungen bedarf – auch und gerade in den ländlichen Ferienregionen.

    Durch den Beginn der Sommerferien, den verstärkten Tagestourismus – und insbesondere durch die aktuellen Reisebeschränkungen und Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung von Covid 19 – kommt es an verschiedenen Hotspots im bayerischen Tourismus zu Überlastungen. Mancherorts sind insbesondere an Wochenenden mit schönem Wetter Straßen und Parkplätze überfüllt, Badeseen werden überrannt und Attraktionen sind überlaufen. Aber auch Probleme mit dem Umgang mit der Natur (z.B. Müll, wildes Campen) oder mit der Sicherheit (z.B. Anfahrt Rettungsdienst) sind die Folge.

    Mit dem „Ausflugsticker Bayern“ wurde letzten Monat bereits ein Online-Angebot vorgestellt, mit welchem sich Urlaubsgäste und einheimische Tagesausflügler über die aktuelle Auslastung bei den Hotspots informieren können, aber auch Inspirationen für noch unentdeckte Schätze erhalten. Denn Bayern verfügt trotz der corona-bedingten Einschränkungen noch über genügend Kapazitäten für Urlauberinnen und Urlauber und Tagesausflüge Einheimischer, nur eben nicht an allen Stellen gleichzeitig.

    Der „Ausflugsticker Bayern“ bietet somit einen Mehrwert für Gäste, Destinationen und Einwohner: Denn nicht nur überfüllte Regionen können dort frühzeitig warnen. Auch bisher weniger stark besuchte Ziele haben durch den Ausflugssticker die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Allerdings müssen die Informationen aktuell noch händisch eingepflegt werden – die Daten sind somit nicht immer topaktuell.

    Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger unterstreicht die Relevanz des Themas:
    „Digitale Besucherlenkung ist entscheidend, damit sich Besucher und Einheimische gleichermaßen bei uns in Bayern wohlfühlen können. Denn wir haben in allen Tourismusregionen ausreichend Kapazitäten für Urlaubsgäste und für Tagesausflügler, wenn wir die Besucherströme intelligent steuern. Seit Juli jetzt gibt es deshalb den Ausflugticker Bayern, bei dem sich Besucher über Verkehrs- und Parkplatzsituation sowie zu Wartezeiten an beliebten Attraktionen informieren können und Tipps für alternative Sehenswürdigkeiten erhalten.

    Die geplante ‘Bayern Cloud Tourismus‘ geht noch einen Schritt weiter und wird in Zukunft die Datendrehscheibe für das Tourismusmarketing und Destinationsmanagement sein. Sie vernetzt die Akteure der Tourismusbranche untereinander und stellt ihnen praxisrelevante Informationsquellen in Echtzeit zur Verfügung. Der Datenaustausch wird erleichtert: Informationen müssen vom Datenanbieter wie dem Veranstalter nur einmal eingegeben werden und erscheinen dann automatisch in Echtzeit auf den Webseiten der Tourist-Informationen oder in den Veranstaltungskalendern anderer Anbieter.“

    Zukünftig soll das Projekt BayernCloud hier unterstützen: Im Rahmen des Forschungsprojekts entstehen derzeit entsprechende Lösungen: Die cloud-basierte Datenplattform wird unter der Leitung von fortiss, dem Landesforschungsinstitut des Freistaats Bayern für software-intensive Systeme, entwickelt. Dabei handelt es sich nicht um eine Endanwendung oder App, denn als Forschungsinstitut entwickelt fortiss keine marktfähigen Lösungen. „Es entsteht eine Referenzarchitektur“, bringt Norman Schaffer von fortiss das Projekt auf den Punkt, „eine Art Blaupause zum Aufbau einer Backend-Infrastruktur, mit der Daten zentral gebündelt, kategorisiert und verfügbar gemacht werden können, um diese für Apps und andere Anwendungen, wie Widgets, nutzbar zu machen.” Daten, die in vielen Fällen zunächst einmal digitalisiert werden müssen. Auch hierbei wird die BayernCloud Pionierarbeit leisten und die Zukunftsfähigkeit des bayerischen Tourismus und anderer Branchen fördern. Die marktfähige Ausarbeitung bleibt den Unternehmen überlassen – die aber mit der BayernCloud auf eine große Vielfalt und Vielzahl an Daten zugreifen und je nach unternehmerischer Kreativität völlig neue Kombinationen und Einsatzfelder samt passenden Anwendungen generieren können. Im Ergebnis können so insbesondere kleine und mittelständische Betriebe von zukunftsfähigen und anwenderfreundlichen digitalen Lösungen profitieren, die sie wie ein „Datennavi“ dabei unterstützen, Informationen abzurufen und bereitzustellen.

    „Die BayernCloud wird kleinen und mittelständischen Betrieben Informationen bereitstellen und ihnen die Möglichkeit bieten, Daten auszutauschen. Denn Daten sind in vielen Fällen bereits vorhanden, aber dezentral und unzugänglich abgelegt. Der Tourismus dient als erstes Anwendungsfeld. Durch unseren flexibel ausgerichteten Systemaufbau und die Nutzung von Open-Source-Technologien entsteht ein digitales Baukastensystem, das selbstverständlich auch auf andere Branchen und Bereiche übertragen werden kann.“
    Prof. Dr. Helmut Krcmar, TU München und Senior Research Fellow bei fortiss

    Datenflüsse vernetzen, Prozesse optimieren, Synergien fördern – im Ergebnis bedeutet dies eine bessere Dienstleistungsqualität in allen Sektoren.

    Modellregion Allgäu: Alle Informationen auf einen Klick
    Wie das im Anwendungsfall des Tourismus aussehen kann, wird in der Modellregion Allgäu bereits deutlich, der ersten Region, in der die BayernCloud bereits getestet wird. Seit August 2018 läuft das auf drei Jahre angelegte Pilotprojekt bereits, an dem neben fortiss auch die Allgäu GmbH, die Hochschule Kempten, das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie und die BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH beteiligt sind. Und obwohl es sich derzeit noch um ein Forschungsprojekt handelt, lassen konkrete Beispiele erahnen, wie diese Vision den Tourismus in der Region voranbringen kann: Stefan Egenter von der Allgäu GmbH sieht das Potenzial der BayernCloud dabei vor allem in der „Verknüpfung von Daten und Informationen“, um „einheitliche Normen“ zu schaffen: „Die BayernCloud wird die Information und Kommunikation erheblich verbessern und erleichtern, und zwar für Gäste ebenso wie für Touristikerinnen und Touristiker. Das fängt bei der allgemeinen Urlaubsplanung an und geht bis hin zu konkreten Fragen wie: ‚Hat die Hütte heute geöffnet?‘ oder ‚Sind noch Parkplätze frei?‘ Aktuell ist es für Hüttenbetreiberinnen und Hüttenbetreiber noch sehr umständlich und aufwändig, tagesaktuell über Öffnungszeiten zu informieren. Dementsprechend schwierig ist es für Gäste, diesbezüglich verbindliche Informationen zu erhalten. Ziel ist es hier etwa, eine digitale Infrastruktur zu schaffen, mit der die Gäste ihren Urlaub tagesaktuell planen und anpassen können.“

    Mit dem Abschluss des Forschungsvorhabens muss der Prototyp noch in die Praxis umgesetzt werden. Diese Aufgabe wird künftig durch die Kompetenzstelle Digitalisierung in Waldkirchen erfolgen. Unter der Leitung der BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH wird die Kompetenzstelle Ende 2020 ihre Arbeit aufnehmen.

    Die Vision der BayernCloud: Branchenübergreifend. Bayernweit.
    Die BayernCloud soll also vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben die Möglichkeit bieten, Informationen und Ressourcen bereitzustellen und auszutauschen. Die Daten werden in der BayernCloud zusammengeführt und lassen sich dort zentral abrufen und weiterverarbeiten. Das System ist nicht statisch, sondern flexibel ausgerichtet und soll Open-Source-Technologien nutzen. So entsteht eine Art digitales Baukastensystem, das auch auf andere Branchen und Bereiche übertragen werden kann. Denn aus den Erfahrungen im Tourismus wurde und wird gelernt: Ziel des Projekts ist aus Forschungssicht, dass die Ergebnisse der Grundlagenforschung zukünftig auch in weiteren Domänen genutzt werden können. Denkbar wäre hier beispielsweise das Handwerk, ebenfalls eine Branche mit vielen kleinen Akteuren und verteilten Datenbeständen.
    Mit der BayernCloud entsteht eine umfassende und innovative Plattform, die Datenflüsse branchenübergreifend und datenschutzkonform vernetzt und Bayern in seine digitale Zukunft führt. Im Allgäu hat sie bereits begonnen.

    BayernCloud
    Das Forschungsprojekt in einem Satz: Die BayernCloud ist ein einzigartiges, skalierbares digitales Plattform-Ökosystem, das branchenübergreifend sowie branchenspezifisch vorhandene Prozesse optimiert und Synergien fördert, um vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen die Partizipation an der Digitalisierung zu ermöglichen.

    Wann wurde das Forschungsprojekt gestartet:
    2017

    Von wem wurde es initiiert:
    Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie

    Wie viel Geld steht für das Forschungsprojekt zur Verfügung:
    Das Wirtschaftsministerium stellt insgesamt 4 Mio. Euro zur Verfügung

    Was ist die geplante Laufzeit:
    Der Anwendungsteil „BayernCloud Tourismus“ läuft offiziell bis 30.04.2021

    Wer sind die Partner der BayernCloud:
    fortiss, Allgäu GmbH, BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH, Fraunhofer AISEC, Hochschule Kempten, hubermedia, Outdooractive, ZD.B Zentrum Digitalisierung Bayern

    Pilotprojekt Allgäu
    Start des Pilotprojekts: August 2018
    Geplante Laufzeit: 3 Jahre
    Partner des Pilotprojekts: fortiss GmbH, Allgäu GmbH, Hochschule Kempten,
    Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH

    fortiss GmbH
    fortiss GmbH ist seit über zehn Jahren ein anerkannter und wichtiger Forschungspartner von Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung in Bayern bei zukunftsweisenden Technologien des Software- und Systems-Engineering im Dienste der Zukunftsinitiative BAYERN DIGITAL. Damit werden wir dem Anspruch gerecht, wonach Vorsprung bei technologischen Schlüsselthemen im globalen Wettbewerb nur möglich ist, wenn sowohl die Grundlagenforschung als auch die Ausrichtung auf angewandte Forschung in der Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen mitberücksichtigt werden.
    Als Landesforschungsinstitut des Freistaats Bayern für software-intensive Systeme und nichtkommerzielle, wissenschaftliche, rechtlich unabhängige Forschungseinrichtung sind wir in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH organisiert. Unsere Gesellschafter sind der Freistaat Bayern (2/3) und die Fraunhofer-Gesellschaft (1/3).
    Unsere Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des Software- und Systems-Engineering, Robuste KI und Intelligente Infrastrukturen. Wir erforschen insbesondere die Potenziale von KI-Technologien und erarbeiten neue Methoden für deren sicheren Einsatz. Auf dieser Basis können Unternehmen innovative, KI-basierte Produkte, Dienste, Wertschöpfungsketten und Geschäftsfelder erschließen.
    Unsere Services des Bereichs fortiss Mittelstand bieten unseren mittelständischen Partnern erleichterten Zugang zu aktuellsten Technologien und begleiten sie bei der Umsetzung bis hin zu marktfähigen Prototypen.


    Weitere Informationen:

    https://www.fortiss.org/aktuelles/details/bayerncloud


    Bilder

    Simone Zehnpfennig (Allgäu GmbH), Dr. Harald Rueß und Norman Schaffer (fortiss GmbH), Sandra Anger (Hochschule Kempten)
    Simone Zehnpfennig (Allgäu GmbH), Dr. Harald Rueß und Norman Schaffer (fortiss GmbH), Sandra Anger ( ...
    Sonja Taut
    fortiss/SonjaTaut


    Anhang
    attachment icon fortiss BayernCloud

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Informationstechnik, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Simone Zehnpfennig (Allgäu GmbH), Dr. Harald Rueß und Norman Schaffer (fortiss GmbH), Sandra Anger (Hochschule Kempten)


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