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10.08.2020 16:56

Waldschutz ist besser für Klima als Holznutzung: Studie des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie mehrfach widerlegt

Annika Bischof M.A. Hochschulkommunikation
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

    Das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena verbreitete im Februar 2020 eine Studie, die zeigen sollte, dass nachhaltig bewirtschaftete Wälder das Klima besser schützen als unbewirtschaftete Wälder. Der wichtigste Beitrag nachhaltiger Wirtschaftswälder der gemäßigten Klimazone sei das Ersetzen fossiler Brennstoffe durch die energetische Nutzung von Holz. Die Befunde der in Global Change Biology – Bioenergy veröffentlichten Studie von Professor Ernst-Detlef Schulze und Kolleg*innen wurden nunmehr durch drei unabhängig voneinander entstandene Publikationen in derselben Zeitschrift widerlegt.

    Eine europäisch-amerikanische Gruppe (Zoltán Kun und Kolleg*innen) sowie drei Wissenschaftler*innen aus den USA und Australien (Mary Booth und Kolleg*innen) wiesen nach, dass die Schlussfolgerungen des Artikels auf ungeeigneten Annahmen und Berechnungen beruhen. Ein Autor*innen-Kollektiv der Naturwald Akademie, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde sowie von Wohllebens Waldakademie zeigt nun in ihrer Publikation, dass die Behauptung, die Bewirtschaftung von Wäldern sei besser für den Klimaschutz als ihr Schutz, außerdem auf falschen Daten und auf Rechenfehlern beruht.
    Der Erstautor Dr. Torsten Welle, Naturwald Akademie, stellt fest: „Nach Korrektur falscher Zuwachsdaten für ungenutzte Wälder aus der Originalstudie ergibt sich, dass die Klimaschutzwirkung von ungenutzten und geschützten Wäldern sogar bis zu zweieinhalb Mal so groß sein könnte als diejenige von forstwirtschaftlich genutzten“. Zweitautor Professor Pierre Ibisch, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, unterstreicht die Schlussfolgerung: „Der einzige wirksame Weg zur Eindämmung des Klimawandels besteht darin, die Verbrennung von kohlenstoffhaltigem Material so schnell wie möglich zu stoppen und die natürlichen Kohlenstoffsenken zu stärken, anstatt sie zu zerstören. Die Verbrennung von frischem Stammholz, die sowohl die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre erhöht als auch die natürlichen Kohlenstoffvorräte und funktionstüchtigen Waldsenken schwächt, ist schlicht nicht richtig“.
    An der widerlegten Publikation von Professor Schulze war auch der damalige Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik des Bundeslandwirtschaftsministeriums, Professor Hermann Spellmann, beteiligt. Dieser Beirat vertrat jüngst auch in seinem Gutachten zur sogenannten Waldstrategie 2050 die – nicht mehr in der internationalen Literatur reflektierte – Position, dass die forstwirtschaftliche Nutzung von Wäldern im Sinne des Klimaschutzes günstiger sei als deren Erhaltung.
    Das Thema ist umweltpolitisch brisant, da aktuell von Bund und Ländern die Vergütung von Ökosystemleistungen des Waldes und hier vor allem der Beitrag zum Klimaschutz durch die Förderung von sogenannten ‚klimastabilen Wäldern‘ diskutiert werden. Es besteht konkret die Gefahr, dass die Förderung erfolgt, ohne dass relevante wissenschaftliche Befunde zum Kohlenstoffhaushalt von Wäldern berücksichtigt werden, welche die Regierungspläne nicht stützen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Pierre Ibisch
    Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
    Centre for Econics and Ecosystem Management
    Telefon 015155155234
    pierre.ibisch@hnee.de

    Tobias Wohlleben
    Wohllebens Waldakademie GmbH & Co. KG
    Tel.: +49 (0)2694 911 320 4
    Mobil: +49 (0)151 675 355 34
    t.wohlleben@wohllebens-waldakademie.de

    Dr. Torsten Welle
    Leiter Wissenschaft
    Naturwald Akademie gGmbH
    Tel.: +49 (0)451-693980-56
    welle@naturwald-akademie.org
    www.naturwald-akademie.org


    Originalpublikation:

    Widerlegte Originalpublikation Schulze, E.D., Sierra, C.A., Egenolf, V., Woerdehoff, R., Irslinger, R., Baldamus, C., Stupak, I. & Spellmann, H. (2020) https://doi.org/10.1111/gcbb.12672.

    Schriften, die die Befunde widerlegen: Booth, M.S., Mackey, B. & Young, V. (2020). https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/gcbb.12716
    Kun, Z., DellaSala, D., Keith, H., C., Cormos, C., Mercer, B., Moomaw, W.R. & Wiezik, M. (2020) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/gcbb.12714
    Welle, T., Ibisch, P.L., Blumröder, J.S., Bohr, Y.E.-M.B., Leinen, L., Wohlleben, T. & Sturm, K. (2020) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/gcbb.12738


    Weitere Informationen:

    https://www.mpg.de/14452850/nachhaltige-wirtschaftswalder-ein-beitrag-zum-klimas...
    http://Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie vom 10. Februar 2020


    Bilder

    Internationale wissenschaftliche Studien zeigen, dass alte Naturwälder wichtige Speicher und Senken von Treibhausgasen sind.
    Internationale wissenschaftliche Studien zeigen, dass alte Naturwälder wichtige Speicher und Senken ...
    Pierre L. Ibisch
    © P.L. Ibisch

    Der Beitrag zum Klimaschutz der ungenutzten und biomassereichen Wälder mit intakten Böden - wie hier im Hainich-Nationalpark – ist größer als jener, die forstlich genutzt werden.
    Der Beitrag zum Klimaschutz der ungenutzten und biomassereichen Wälder mit intakten Böden - wie hier ...
    Pierre L. Ibisch
    © P.L. Ibisch


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Internationale wissenschaftliche Studien zeigen, dass alte Naturwälder wichtige Speicher und Senken von Treibhausgasen sind.


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    Der Beitrag zum Klimaschutz der ungenutzten und biomassereichen Wälder mit intakten Böden - wie hier im Hainich-Nationalpark – ist größer als jener, die forstlich genutzt werden.


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