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30.01.2004 12:25

Volkszählung in den Kinderstuben von Galaxien

Matthias Hassenpflug Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Astrophysikalisches Institut Potsdam

    Das größte mit dem Weltraumteleskop Hubble aufgenommene Bild ermöglicht die Rekonstruktion einer Familiengeschichte der Galaxien.

    Wie Juwelen so funkelt an klaren Nächten der Himmel. Wer im Gras liegt und zu zählen beginnt, scheint hoffnungslos verloren. Edelsteine oder englisch "gems" sind auch jene mehr als 40.000 Galaxien für Astrophysiker, die auf der größten bisher mit dem Weltraumteleskop Hubble erstellten Farbaufnahme zu sehen sind - denn diese bislang unerreicht hohe Zahl von beobachteten Galaxien in einem zusammenhängenden Bild liefert wertvolle Information über die Entstehung von Galaxien in der Jugendzeit des Universums. "GEMS", lautet folgerichtig auch die Abkürzung des wissenschaftlich ehrgeizigen Projekts, in dem 78 Hubble Aufnahmen zu einem Mosaik in der Größe des Vollmondes zusammen gefügt wurden. Enthalten andere mit Hubble aufgenommene Bilder nur einige Hundert Galaxien, so sind es bei GEMS Zehntausende.

    Wir wissen, dass wir in die Vergangenheit des Universums schauen können, je tiefer unser Blick ins All geht. Bei GEMS reicht dieser Blick bis zu neun Milliarden Jahre zurück, d.h. etliche der abgebildeten Galaxien sehen wir zu einem Zeitpunkt, zu dem das Universum gerade einmal ein Drittel seines jetzigen Alters hatte. Unsere eigene Milchstraße - eine Spiralgalaxie wie viele andere - ist vermutlich nicht viel älter. Aber wie haben sich die Galaxien aus den Anfangszeiten des Universums zu dem entwickelt, was wir heute beobachten können? GEMS liefert gewissermaßen einen Einblick in die Kinderstube und Pubertätszeit der Galaxien. Dabei nutzt das internationale GEMS-Forscherteam auch die Ergebnisse eines Vorläuferprojektes, in dem bereits die Entfernungen von über 10.000 dieser Sternsysteme gemessen wurden. Aus ihrer Entfernung kann man auch die Laufzeit des Lichtes von jeder Galaxie bis zu uns errechnen und erhält damit ihr "kosmisches Alter". "Aber GEMS ist weit mehr als eine einfache "Volkszählung" unter Galaxien", sagt Lutz Wisotzki
    vom Astrophysikalischen Institut Potsdam, der an dem Projekt mitarbeitet. Die detailreichen Hubble-Aufnahmen erlauben präzise Messungen von Größen, Farben und Strukturmerkmalen vieler tausend Galaxien verschiedensten Alters und Typs. Daraus wollen die Wissenschaftler ihre Entwicklung rekonstruieren und eine Art Film drehen, der das "Erwachsenwerden" der Galaxien zeigt.

    An GEMS sind insgesamt 16 Astrophysiker aus Deutschland, den U.S.A. und England beteiligt. "Wir sind nicht die einzigen, die an diesem heißen Forschungsthema arbeiten, doch wir haben durch die GEMS-Aufnahme einen enormen Vorsprung", weiß Lutz Wisotzki. Spezialität des Potsdamer Wissenschaftlers sind sogenannte aktive Galaxienkerne und Quasare. Von diesen hochenergetischen Objekten finden sich unter den zehntausend Galaxien immerhin noch einige hundert. GEMS ist letztlich auch eine Bestätigung für die Leistungsfähigkeit europäischer Forschung, denn um die Beobachtungszeit des Hubble-Weltraumteleskops herrscht starke internationale Konkurrenz. Obwohl nur etwas jeder achte Antrag von der amerikanischen Weltraumbehörde genehmigt wird, hat das Projekt unter der Federführung von Hans-Walter Rix, Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, überzeugt.

    Die Faszination der GEMS-Aufnahmen ist jetzt auch für Nicht-Wissenschaftler im Internet erfahrbar. Sebastian F. Sanchez, ebenfalls Astrophysiker am AIP, hat einen "GEMS-SkyWalker" konstruiert, mit dem der Himmel über Hubble ins Wohnzimmer gelangt. Seine Webadresse lautet: http://www.aip.de/~ssa/gems/sw/index.php

    Wissenschaftlicher Kontakt:
    Dr. Lutz Wisotzki, 0331-7499-532
    Dr. Knud Jahnke, 0331-7499-310


    Weitere Informationen:

    http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2004/...
    http://www.mpia.de/GEMS/gems.htm
    http://www.aip.de/~ssa/gems/sw/index.php


    Bilder

    Geordnete Galaxien aus der GEMS-Aufnahme (Bild GEMS-Kooperation)
    Geordnete Galaxien aus der GEMS-Aufnahme (Bild GEMS-Kooperation)

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    regional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Geordnete Galaxien aus der GEMS-Aufnahme (Bild GEMS-Kooperation)


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