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19.08.2020 17:41

MOSAiC-Expedition erreicht Nordpol

Sebastian Grote Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

    Forschungsschiff Polarstern überquert auf finalem Expeditionsabschnitt den nördlichsten Punkt der Erde

    Am 19. August 2020 um 12:45 Uhr erreichte der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern den Nordpol. Dabei hat das Schiff eine Route nördlich Grönlands genommen – durch ein Seegebiet, das in der Vergangenheit von dichter Bedeckung mit teilweise mehrjährigem Eis geprägt war. Die Reise von der nördlichen Framstraße bis zum Pol hat lediglich sechs Tage gedauert. Zur Feier des Anlasses versammelten sich viele Expeditionsteilnehmende auf der Brücke, starrten gebannt auf die Positionsmonitore und feierten gemeinsam das Erreichen des Pols.

    In diesem Jahr zeigten Satellitenaufnahmen, dass die Eisbedeckung bis jenseits von 87 °Nord überraschend locker war. So entschieden MOSAiC-Expeditionsleiter Prof. Markus Rex und Polarstern-Kapitän Thomas Wunderlich, von der Position der letzten Versorgung in der nördlichen Framstraße zwischen Grönland und Spitzbergen direkt nach Norden zu fahren. „Wir sind größtenteils im offenen Wasser bis 87 ° 30 ’Nord gelangt, oft mit Wasserflächen bis zum Horizont“, beschreibt Prof. Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung die Situation. „Wir waren uns aufgrund der Satellitenbilder zunächst nicht sicher, ob die lockere Eisbedeckung auf Winde und Strömungen zurückzuführen ist und hatten die Befürchtung, ein Wetterwechsel könnte das Eis wieder zusammenschieben. Das hätte bedeutet, dass wir wie in einer zugeschnappten Mausefalle im Eis eingeschlossen gewesen wären“, berichtet der MOSAiC-Expeditionsleiter, der den Nordpol bereits im Jahr 2000 schon einmal mit einem Forschungsflugzeug erreicht hatte. Vor Ort stellte sich jedoch heraus, dass das Meereis tatsächlich großflächig geschmolzen ist, und nicht nur von Wind auseinandergeschoben wurde. Dies ist ein weiteres besonderes Phänomen, dass während MOSAIC beobachtet und erforscht werden konnte, nach dem im Juli schon stark beschleunigte Eisschmelzraten im sibirischen Sektor auftraten.

    Für die letzte Phase von MOSAiC nehmen die Expeditionsteilnehmenden die Gefrierphase in den Fokus. Es ist das letzte Puzzlestück, welches ihnen in der Beobachtung des gesamten Jahreszyklus des Eises der Arktis noch fehlt. Nachdem die MOSAiC-Scholle im Juli wie erwartet nahe der Eiskante in der Framstraße auseinandergebrochen ist, sind sie für diese letzte Phase weit nach Norden vorgestoßen, wo die Gefrierphase bald beginnt.

    „Ich bin sehr erstaunt, wie weich und leicht durchfahrbar das Eis dieses Jahr bis 88 °Nord angetaut ist und dementsprechend weich und löchrig“, berichtet Kapitän Thomas Wunderlich. „Sogar nördlich von 88 °Nord sind wir meist mit 5-7 Knoten unterwegs, das habe ich soweit im Norden noch nicht erlebt“, sagt der Polarstern-Kapitän. „Die Situation ist für diese Region historisch. Normalerweise hält man sich aus der Region nördlich von Grönland besser fern, weil hier das dickere und ältere Eis liegt und kaum ein Durchkommen ist. Jetzt finden wir hier erstmals ausgedehnte Flächen offenen Wassers fast bis zum Pol vor“, ordnet Thomas Wunderlich ein.

    Um XX Uhr am 19. August war es dann so weit: Über die Bordlautsprecher wurden alle eingeladen, auf die Brücke zu kommen, um gemeinsam das Erreichen des Pols zu erleben.

    Die Festlegung der Route erfolgte auf Basis von Eiskarten und war so ausgewählt, dass sie den schnellsten Zugang zur Zielregion des abschließenden MOSAiC-Abschnitts im Zentrum der Transpolardrift erlaubt.
    Eventuell wird die Polarstern vom Pol aus der Transpolardrift noch etwas aufwärts (also vom Pol aus in Richtung Sibirien) folgen, bis sie etwa 87 °Nord erreicht. „Je nach Eisbedingungen, werden wir jedoch auch bereits im Bereich des Nordpols nach einer geeigneten Scholle suchen, um die Arbeit auf dem Eis möglichst frühzeitig zu beginnen“, erläutert Markus Rex. Im Fokus der Forschenden stehen der Beginn des Frierens und die frühe Phase der Eisbildung. Diese Prozesse sollen an einer Eisscholle studiert werden, die der ursprünglichen MOSAiC-Scholle möglichst ähnlich ist.

    Hintergrundinformationen zu MOSAiC:

    Während der MOSAiC-Expedition erforschen Wissenschaftler aus 20 Nationen die Arktis im Jahresverlauf. Von Herbst 2019 bis Herbst 2020 driftet der deutsche Eisbrecher Polarstern dazu eingefroren im Eis durch das Nordpolarmeer. MOSAiC wird unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) realisiert. Damit dieses einzigartige Projekt gelingt und möglichst wertvolle Daten gewonnen werden, arbeiten über 80 Institute in einem Forschungskonsortium zusammen. Das Budget der Expedition beträgt über 140 Millionen Euro.

    Neuigkeiten direkt aus der Arktis gibt es über die MOSAiC-Kanäle auf Twitter (@MOSAiCArctic) und Instagram (@mosaic_expedition) über die Hashtags #MOSAiCexpedition, #Arctic und #icedrift.

    Weitere Informationen zur Expedition auf: https://mosaic-expedition.org/

    In der MOSAiC-Web-App können die Driftroute der Polarstern und die Ereignisse vor Ort zudem live verfolgt werden: https://follow.mosaic-expedition.org/

    Hinweise für Redaktionen

    Die AWI-Pressestelle vermittelt Kontakte: medien@awi.de

    Druckbare Fotos finden Sie in der Online-Version dieser Pressemitteilung unter: https://www.awi.de/ueber-uns/service/presse.html

    Weitere allgemeine Fotos zur MOSAiC-Expedition finden Sie hier: https://multimedia.awi.de/mosaic/

    Allgemeines Video-Footage gibt es hier: https://multimedia.awi.de/mosaicvideo/

    Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 19 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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