Unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. wurde im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie die erste S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Peniskarzinoms erstellt. Ziel der Leitlinie ist es, die Versorgung von Betroffenen in frühen und späteren Erkrankungsstadien zu optimieren und somit eine verbesserte Lebensqualität zu erreichen. Zudem wurden in die Behandlungsempfehlungen auch psychoonkologische Maßnahmen integriert. Auf der Grundlage von systematischen Evidenzsynthesen wurde somit erstmalig ein Behandlungsstandard für diese seltene Tumorerkrankung geschaffen.
Die Erkrankung beeinflusst die Lebensqualität und Sexualität der Betroffenen. Bereits mit Diagnosestellung sollen die Behandler die Patienten deshalb angemessen aufklären: „Dazu gehört, die Patienten über fertilitätserhaltende Maßnahmen, aber auch über soziale, finanzielle und psychoonkologische Unterstützung zu informieren“, sagt Leitlinienkoordinator Prof. Dr. Oliver Hakenberg von der Universitätsmedizin Rostock. Darüber hinaus sollen alle Patienten ein Screening auf psychosoziale Belastungen erhalten.
Neben der Patientenaufklärung und psychoonkologischen Aspekten gibt die Leitlinie zudem Behandlungsempfehlungen zu verschiedenen Erkrankungsstadien: „Ist die Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten, stehen die lokale Tumorkontrolle und der Organerhalt im Vordergrund“, sagt Hakenberg. Für die Behandlung des Primärtumors stehen verschiedene Therapien zu Verfügung, etwa eine Operation, Laserablation, Strahlentherapie und eine medikamentöse Therapie. Selbst in einem frühen Erkrankungsstadium können sich in den Leistenlymphknoten Mikrometastasen ansiedeln. Aufgrund der schlechten Prognose bei einem Lymphknotenrezidiv sollten deshalb alle Lymphknotenmetastasen entfernt werden.
Das metastasierte Peniskarzinom stellt aufgrund der schlechten Prognose und der begrenzten Studiendaten eine besondere Herausforderung dar. „Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung und auch im Falle einer multimodalen Therapie sollte in jedem Fall ein interdisziplinäres Tumorboard zur Therapieentscheidung herangezogen werden“, so Hakenberg.
Das Peniskarzinom gehört zu den seltenen Tumorerkrankungen. Laut dem Robert Koch-Institut sind in Deutschland im Jahr 2014 insgesamt 950 Männern neu daran erkrankt. Im gleichen Jahr verstarben 197 Betroffene an einem Peniskarzinom. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem HPV-Infektionen, Vorhautverengungen, eine lange Vorhaut sowie eine mangelhafte Genitalhygiene.
An der Erstellung der evidenz- und konsensbasierten S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Peniskarzinoms waren insgesamt 22 Fachgesellschaften und Organisationen aus Deutschland, Österreich sowie der Schweiz beteiligt. Die Leitlinie ist auf dieser Webseite kostenfrei abrufbar: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/peniskarzinom/
Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/
Auch eine Patientenleitlinie mit laienverständlichen Inhalten zum Thema wird aktuell federführend von der DGU erstellt.
Das Leitlinienprogramm Onkologie (OL)
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patient*innen zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 28 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter: www.leitlinienprogramm-onkologie.de
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU)
Mit rund 7.000 Mitgliedern ist die Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) die größte Vertretung deutscher Fachärztinnen und Fachärzte für Urologie. Als medizinische Fachgesellschaft fördert die DGU Wissenschaft, Forschung, Innovation, Fort- und Weiterbildung in der Urologie. Damit schafft sie die Voraussetzungen für eine flächendeckende hochqualifizierte Versorgung urologischer Patientinnen und Patienten in Deutschland. Das eigene Wissenstransferzentrum UroEvidence ermöglicht die systematische Evidenzaufarbeitung und organisatorische Unterstützung für Leitliniengruppen innerhalb der Urologie.
Mehr unter: www.dgu.de
Pressekontakt Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Dr. Katrin Mugele
Kuno-Fischer-Straße 8
14057 Berlin
Tel: 030 3229329-60
mugele@krebsgesellschaft.de
Angelina Gromes
Tel: 030 3229329-82
gromes@krebsgesellschaft.de
Pressekontakt Deutsche Gesellschaft für Urologie
Bettina-Cathrin Wahlers
Tel: 040 79 14 05 60
pressestelle@urologenportal.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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