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02.02.2004 12:45

Abitur stärken, Auswahlrecht der Hochschulen erweitern !

Dr. Christiane Kling-Mathey Geschäftsstelle
Wissenschaftsrat

    Wissenschaftsrat verabschiedet Empfehlungen zur Reform des Hochschulzugangs

    Der Wissenschaftsrat hält Veränderungen beim Übergang von der Schule zur Hochschule in Deutschland für dringend erforderlich: Das Abitur muss nachhaltig gestärkt, Beratung und Orientierung von Schülern und Studienanfängern müssen verbessert, das Auswahlrecht der Hochschulen muss erweitert werden.

    Derzeit werden Schüler in der Schule nur unzureichend auf Studien- und Berufswahl vorbereitet; Schulabschlussnoten sind nicht hinreichend vergleichbar und geben nur eingeschränkt Aufschluss über die Eignung eines Schulabsolventen für ein bestimmtes Studienfach. In den Hochschulen sind die Qualifikationen der Studienanfänger in aller Regel kaum bekannt, Studienanfänger erhalten zu wenig Orientierung. Hochschulen können aber auch Studienentscheidungen nicht frühzeitig beeinflussen und haben nur geringe Möglichkeiten, über den Hochschulzugang ihr Profil zu schärfen. Die Folgen: Viele Studienbewerber entscheiden sich nach studiumsfernen Kriterien für ein Studienfach und eine Hochschule (z. B. Nähe zum Heimatort); die Qualifikationen von Studienanfängern stimmen vielfach nicht mit den Anforderungen der von ihnen gewählten Studiengänge überein. Dies trägt dazu bei, dass ein Viertel der Studierenden das Studium abbricht und sich insgesamt zu wenige Studienberechtigte dafür entscheiden, überhaupt ein Studium zu beginnen.

    Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Dr. Karl Max Einhäupl, erklärt: "Diese Defizite sind nicht länger hinnehmbar. Wir fordern alle Verantwortlichen auf, sie durch eine gemeinsame Kraftanstrengung zügig zu beheben."

    Der Wissenschaftsrat spricht deshalb folgende Empfehlungen aus:

    1. Schulausbildung
    Studien- und Berufsberatung in der Schule sind auszuweiten, zu professionalisieren und müssen obligatorischer Bestandteil der schulischen Ausbildung werden. Schule, Hochschule und Arbeitsverwaltung müssen weit intensiver kooperieren und gemeinsame Beratungsangebote entwickeln. An Schulen ist die Funktion eines Studien- und Berufsberaters zu etablieren.

    Die Schulabschlussnote, insbesondere das Abitur, ist für eine optimale Bewerberauswahl unverzichtbar, ihre Qualität und Bedeutung sind daher nachhaltig zu stärken. Der Wissenschaftsrat empfiehlt, die schulfachliche Angebotsstruktur durch eine klare Gewichtung der Lerninhalte und eine Begrenzung der Spezialisierung zu standardisieren und zusätzlich ein durchgängiges Basisfach Naturwissenschaften einzuführen. Er befürwortet zudem, dass die Bundesländer Zentralabiture oder andere Verfahren zur Sicherstellung angemessener einheitlicher Anforderungen und länderübergreifende Bildungsstandards etablieren.

    2. Hochschulzulassung
    Die Hochschulen müssen künftig aktiver an der Zulassung mitwirken. Der Wissenschaftsrat empfiehlt deshalb, ihnen unter folgenden Voraussetzungen die Möglichkeit zu geben, Auswahlverfahren für alle ihre Studienplätze in zulassungsbeschränkten Studiengängen durchzuführen: Zum einen muss die Schulabschlussnote eine herausragende Rolle erhalten; zum anderen müssen Validität und Verlässlichkeit ergänzender eignungsdiagnostischer Instrumente nachgewiesen sein, falls die Hochschulen solche anwenden. Die notwendige bundesweite Verfahrenskoordination sollte durch eine zentrale Dienstleistungseinrichtung sichergestellt werden.

    In nicht zulassungsbeschränkten Studiengängen sollten die Hochschulen Eignungsfeststellungsverfahren mit Beratungsfunktion durchführen können.

    Zusätzlich bekräftigt der Wissenschaftsrat nachdrücklich seine Empfehlung, die Bestimmungen zur Kapazitätsberechnung (KapVO) durch ein System zu ersetzen, das die Aufgaben- und Leistungsprofile der einzelnen Hochschulen berücksichtigt.

    Um die Orientierung für Studierende in den ersten Semestern zu verbessern, spricht sich der Wissenschaftsrat überdies dafür aus, das erste Studienjahr als fachwissenschaftliche Orientierungsphase auszugestalten. Hierzu gehören eine vertiefte Fachstudienberatung, Mentoring- und Tutoringsysteme, eine starke Strukturierung der Studiencurricula und eine Entscheidung über den Verbleib im Studiengang nach einem Studienjahr.

    Hinweis: Die "Empfehlungen zur Reform des Hochschulzugangs" (Drs. 5920/04) werden im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per Email (post@wissenschaftsrat) angefordert werden.


    Weitere Informationen:

    http://www.wissenschaftsrat.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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