European XFEL hat den im März unterbrochen Nutzerbetrieb für externe Forschende wieder aufgenommen. Allerdings werden weniger Nutzer als üblich vor Ort sein, die Mehrheit wird per Video- und Datenverbindung an den Experimenten teilnehmen. Im zweiten Zyklus 2020 wird European XFEL etwa 960 Stunden "Strahlzeit" für die Nutzer bereitstellen. Aufgrund der Einschränkungen konnte das aus Forschenden aus aller Welt bestehende Auswahlgremium von den 98 eingereichten Vorschlägen nur 16 Experimente berücksichtigen, einschließlich der Forschung im Zusammenhang mit COVID-19. In vorangegangenen Strahlzeiten waren es etwa 30 Experimente.
Die Themen der neuen Strahlzeit decken ein breites Spektrum von Bereichen ab. Sie reichen von umweltfreundlichem Pflanzenschutz durch Nutzung von bakteriellen Insektiziden über Untersuchungen schneller elektronischer Veränderungen des für den Stoffwechsel wichtigen Vitamins Coenzym B12 bis zu Forschung zu COVID-19.
Obwohl in den letzten Monaten keine externen Nutzer vor Ort waren, haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiv daran gearbeitet, die Experimente nutzerfreundlicher zu gestalten und die Leistung der Anlage und den Service für die Nutzer zu verbessern.
"Diese Arbeiten sind für die Anlage von entscheidender Bedeutung, und wir werden auf Jahre hinaus davon profitieren, unabhängig davon, ob künftig mehr Nutzer ihre Experimente aus der Ferne begleiten werden oder wir uns langsam wieder für mehr Präsenz der Nutzer vor Ort öffnen", sagt Sakura Pascarelli, wissenschaftliche Direktorin am European XFEL.
Die Beteiligung der externen Forscher per Datenverbindung und das Arbeiten unter den Beschränkungen der Corona-Pandemie bringt neue Herausforderungen mit sich. "Die Teilnahme von Nutzern die nicht vor Ort sind erfordert viel mehr Vorbereitung als nur die Einrichtung von Video- oder Webkonferenzen", betont Pascarelli. "Sie sollen während des gesamten Experiments den Überblick über das Geschehen haben". Das bedeutet eine kontinuierliche Kommunikation, teilweise über verschiedenen Zeitzonen und mehrere Tage hinweg. Es bedeutet auch, Zugang zu Daten und Analysesoftware zu gewähren und dafür zu sorgen, dass die Detektorbilder live betrachtet werden können. "Die Präsenz der Nutzer ist wichtig, insbesondere wenn unerwartete Ergebnisse erzielt werden, wenn Beobachtungen von den Vorhersagen abweichen und Entscheidungen über das weitere Vorgehen schnell getroffen werden müssen", erklärt Pascarelli.
Rico Mayro Tanyag ist einer der ersten Nutzer im neuen Zyklus und forscht an der Experimentierstation Small Quantum Systems (SQS): "Es ist sicherlich ein Privileg, vor Ort sein zu dürfen, aber gleichzeitig ist es auch ein bisschen überwältigend. Die Erwartungen des Teams, die Experimente durchzuführen, konzentrieren sich auf einige wenige Personen. Es ist nicht wie bei einer gewöhnlichen Strahlzeit, bei der man viele Leute hat", sagt er. Trotz der Herausforderungen sieht Tanyag die Experimente aber auf dem richtigen Weg.
Es gibt viel, worüber die wissenschaftliche Gemeinschaft nachdenken muss. "Die Wissenschaft und die Forschenden werden quer durch alle Bereiche gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Gemeinsam lernen wir, wie wir mit dieser ungewöhnlichen Situation umgehen können. Wir gehen diese Herausforderungen schrittweise und täglich neu an", so Pascarelli.
Über European XFEL:
European XFEL ist eine internationale Forschungsanlage der Superlative in der Metropolregion Hamburg: 27.000 Röntgenlaserblitze pro Sekunde und eine Leuchtstärke, die milliardenfach höher ist als die der besten Röntgenstrahlungsquellen herkömmlicher Art eröffnen völlig neue Forschungsmöglichkeiten. Forschergruppen aus aller Welt können an dem europäischen Röntgenlaser atomare Details von Viren und Zellen entschlüsseln, dreidimensionale Aufnahmen im Nanokosmos machen, chemische Reaktionen filmen und Vorgänge wie die im Inneren von Planeten untersuchen. European XFEL ist eine gemeinnützige Forschungsorganisation, die eng mit dem Forschungszentrum DESY und weiteren internationalen Institutionen zusammenarbeitet. Sie beschäftigt mehr als 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, im September 2017 hat die Anlage den Nutzerbetrieb aufgenommen. Mit Kosten von 1,25 Milliarden Euro (Preisniveau 2005) für Bau und Inbetriebnahme und einer Länge von 3,4 Kilometern ist European XFEL eine der größten und ambitioniertesten neuen europäischen Forschungseinrichtungen. Derzeit beteiligen sich zwölf Länder: Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Russland, Schweden, die Schweiz, die Slowakei, Spanien, Ungarn und das Vereinigte Königreich. Deutschland (Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein) trägt 57 Prozent der Kosten für die Einrichtung, Russland 26 Prozent. Die anderen Partnerländer sind mit ein bis drei Prozent beteiligt.
Ansprechpartner:
Bernd Ebeling
bernd.ebeling@xfel.eu
+49 (0) 40 8998 6921
https://www.xfel.eu/aktuelles/news/index_ger.html?openDirectAnchor=1806&two_... Bilder und Interview mit Rico Mayro Tanyag
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Physik / Astronomie
überregional
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Deutsch
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