Am 28. Januar 2004 fand an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock das Doktorandenkolloquium statt, eine Einrichtung, die den jungen Wissenschaftlern die Gelegenheit bietet, ihre Forschungsvorhaben der Fakultät und der Öffentlichkeit vorzustellen und von den erfahrenden Wissenschaftlern der Fakultät Anregungen und Vorschläge für die eigene Arbeit zu erhalten. Dieses Mal waren es Frau Ulrike Schäfer-Streckenbach, Herr Georg Raatz und Herr David J. McCollough, die über ihre Dissertationsvorhaben referierten und sich anschließend der Diskussion stellten.
Frau Ulrike Schäfer-Streckenbach ist eine junge Theologin aus Greifswald, die ihre Dissertation am Lehrstuhl für Praktische Theologie in Rostock schreibt. Ihr Forschungsvorhaben wurde herausgefordert durch das gegenwärtige Phänomen der sogenannten Kulturkirchen. Es handelt sich dabei um Kirchengebäude, deren gottesdienstliche Funktion ersetzt oder ergänzt wird durch Musik- und Theaterveranstaltungen, Vorträge, Gespräche, Ausstellungen u. ä. In ihrer Arbeit untersucht Frau Schäfer-Streckenbach, was mit einem Kirchengebäude im Rahmen solcher Veranstaltungen geschieht, welche Beziehungen zwischen verschiedenen Veranstaltungen bestehen und wie diese architektonisch ausgedrückt werden. Die augenfällige Aktualität des Forschungsvorhabens bedingte ein breites Interesse der Anwesenden und sorgte für eine rege Diskussion.
Herr Georg Raatz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Systematische Theologie. In seiner Dissertation analysiert er, was mit der Erbsündenlehre, der bislang zentralen Kategorie des christlichen Menschenbildes, in der deutschen Aufklärungstheologie geschah. Der Umschwung in der Selbstdeutung des Menschen fand seinen zugespitzten Ausdruck bei Friedrich Nietzsche, der den christlichen Glauben als Verknechtung, Selbst-Verhöhnung und Selbstvestümmelung der Menschen charakterisierte. Verschiedene geistige Strömungen haben dazu beigetragen, dass sich das an der Erbsündelehre orientierte Menschenbild radikal veränderte. Die Dissertation untersucht den Transformationsprozess in der Selbstdeutung des Menschen und analysiert den theoretischen Beitrag, den unterschiedliche Formationen dazu leisteten. Dieses Thema ist relativ wenig erforscht und stieß daher auf ein großes Interesse der Fachkollegen.
Herr David J. McCollough ist ein junger Theologe aus Arizona, der in den USA studierte und dann über drei Jahre in Singapur lehrte; seit August 2003 forscht Herr McCollough am Lehrstuhl für Religionsgeschichte in Rostock. Die Präsenz des jungen amerikanischen Forschers an der Theologischen Fakultät ist ein Indiz für die internationale Anerkennung der wissenschaftlichen Leistung der Rostocker Theologen und für die grenzüberschreitende Attraktivität der Lehre und Forschung an der Theologischen Fakultät. Die Dissertation von McCollough untersucht die Pfingstgemeinde in Mecklenburg-Vorpommern, eine freikirchliche Gemeinschaft, die bundesweit 34 000 offizielle Mitglieder und weitere 50 000 interessierte Gottesdienstbesucher zählt. Diese Freikirche gibt es in Deutschland seit 1907, die Zahl der Pfingstler nimmt weltweit rasant zu. Die Dissertation von McCollough untersucht ein verhältnismäßig neues religiöses Phänomen von beachtlicher nationaler und internationaler Relevanz.
Die Forschung nimmt in der Arbeit der Theologischen Fakultät einen zentralen Platz ein. Die Fakultät begrüßt daher das wissenschaftliche und das öffentliche Interesse an ihrer Forschungsarbeit.
Igor Pochoshajew
Tel: 0381 498 84 16
Email: igor.pochoshajew@theologie.uni-rosotock.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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