idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.02.2004 10:37

Nature Medicine: Wie sich Staphylokokken in der Nase anheften

Dr. Ellen Katz Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Tübingen

    Publiziert in Nature Medicine am 2. Februar 2004
    Warum haben bestimmte Menschen ein erhöhtes Risiko,
    an einer Staphylokokken-Infektionen zu erkranken?
    Tübinger Forscher legen neue Resultate zu den molekularen Grundlagen vor

    Jährlich erkranken in Deutschland viele tausend Menschen an zum Teil lebensbedrohlichen Infektionen, die durch das Bakterium Staphylococcus aureus hervorgerufen werden. Besonders bei intensivmedizinisch behandelten und immungeschwächten Patienten kommt es häufig zu Erkrankungen. Gefürchtet sind vor allem die weltweit zunehmenden multiresistenten S. aureus-Stämme, gegen die fast alle verfügbaren Antibiotika versagen. Bei gesunden Menschen findet man S. aureus vor allem im vorderen Nasenbereich. Wissenschaftler des Universitätsklinikums Tübingen fanden jetzt heraus, welche molekularen Strukturen die Bakterien benutzen, um sich in der Nase anzuheften und hoffen damit das Rätsel der individuellen Erkrankungsanfälligkeit lösen zu können.

    Was S. aureus-Infektionen so schwer vermeidbar macht, ist die Tatsache, dass auch viele gesunde Menschen auf ihrer Haut mit diesen Bakterien besiedelt sind, ohne dass eine Erkrankung auftritt. Bei gesunden Menschen findet man S. aureus vor allem im vorderen Nasenbereich. Ca. ein Drittel der Bevölkerung ist stets, ein weiteres Drittel ist nie und das letzte Drittel ist in seinem Leben nur vorübergehend besiedelt. Die Ursachen für diese Prädisposition sind nach wie vor unverstanden.
    Haben solche Träger eine offene Wunde, bekommen sie einen Katheter gelegt oder müssen sie sich einer Operation unterziehen, kann es schon bei kleinsten Unachtsamkeiten zu einer Infektion des Blutgefäßsystems kommen. Deshalb werden Patienten in vielen Krankenhäusern routinemäßig auf eine Staphylokokkenbesiedlung untersucht.
    Werden Antibiotika-resistente Keime in der Nase gefunden, so wird zunächst eine lokale Behandlung mit einem noch wirksamen Antibiotikum durchgeführt, um das Risiko einer Krankenhausinfektion zu reduzieren.

    Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Tübingen fanden jetzt heraus, welche Adhärenzfaktoren die Bakterien benutzen, um sich in der Nase anzuheften. Die in Nature Medicine veröffentlichte Forschungsarbeit** zeigt, dass Teichonsäuremoleküle, die die Staphylokokken auf ihrer Oberfläche tragen, für die nasale Kolonisierung eine entscheidende Rolle spielen. Bislang war unklar, warum die Bakterien diese komplizierten Strukturen überhaupt bilden.
    Die Forscher um Prof. Andreas Peschel identifizierten zunächst ein Staphylokokkengen, das für die Bildung der Teichonsäuren erforderlich ist. Nachdem sie dieses gezielt inaktiviert hatten, konnten die Bakterienzellen nicht mehr an nasale Zellen binden und sie hatten die Fähigkeit zur nasalen Kolonisierung im Tierversuch vollständig verloren. Die Wissenschaftler sind nun zuversichtlich, dass ihre Arbeiten zur Identifizierung des Staphylokokkenrezeptors in der Nase führen und das Rätsel der individuellen Prädisposition lösen können. Auch neue und effektivere Präventions- und Therapieverfahren sollten sich entwickeln lassen, wenn es gelingt, die nasale Kolonisierung auf molekularer Ebene zu verstehen.

    Ansprechpartner für nähere Informationen
    Universitätsklinikum Tübingen
    Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene
    Prof. Dr. Andreas Peschel
    andreas.peschel@uni-tuebingen.de
    Tel. 0 70 71 / 29-8 15 15, Fax 0 70 71 / 29-54 40

    ** Titel der Original-Publikation:
    Role of teichoic acids in Staphylococcus aureus nasal colonization, a major risk factor in nosocomial infections
    Christopher Weidenmaier, John F. Kokai-Kun, Sascha A. Kristian, Tanya Chanturiya, Hubert Kalbacher, Matthias Gross, Graeme Nicholson, Birgid Neumeister, James J. Mond, and Andreas Peschel


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).