Als prominentester Gast hatte sich sogar Professor Harald Marcuse, Herbert Marcuses Enkel, aus Kalifornien zugeschaltet: Die Veranstaltung „Feindanalysen. Über die Deutschen“ der Hochschule Koblenz und der Universität Koblenz-Landau im Rahmen der Koblenzer Wochen der Demokratie stieß sowohl vor Ort im Apollo Kinocenter als auch virtuell auf großes Interesse. So konnte Mitorganisatorin Dr. Inka Engel (Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz) die Zuhörerinnen und Zuhörer im nach Corona-Abstandregeln fast ausverkauften Kino begrüßen. Der sich ihrer kurzen Einführung anschließende Vortrag von Peter-Erwin Jansen M.A. (Hochschule Koblenz) wurde live ins Internet übertragen.
Jansen gelang es, die Studien der Kritischen Theorie Marcuses, Löwenthals und Adornos auf die heutige Zeit sowie aktuelle gesellschaftliche Konflikte zu beziehen. Er verwies auf die Problematiken einer nur halbherzig verteidigten Weimarer Demokratie und das Erstarken des Antisemitismus und einer Rassenideologie, verbunden mit der Konstruktion von inneren und äußeren Feinden. Ein weiterer zentraler Aspekt des Vortrags stellten die aktuellen Manipulationstechniken rechter Lügenpropheten dar, die der nationalsozialistischen Propaganda, aufgepeppt mit modernen Begriffen, verdächtig ähnlich seien. Die in den 1940er Jahren erstellten Analysen Marcuses und Löwenthals zur politischen Propaganda, zur Gleichschaltung von gesellschaftlichen Sphären und Verflochtenheit von Gesellschaft, Politik und Großindustrie, scheinen an Aktualität kaum verloren zu haben. „Die Katastrophen des 20. und 21. Jahrhunderts bestätigen die Aktualität dieser Kritik. Kriege, wir sehen es in Syrien, die flüchtende und schutzlose Menschen durch die Welt treiben, zur Verhandlungsmasse degradieren, in Lagern isolieren, sowie aktuell globale Umweltkrisen, verursacht auch durch den ungezügelten Kapitalismus, bedrohen das Aufklärungsprojekt, das einmal mit der Idee einer vernünftig organisierten und freien Gesellschaft verbunden war“, so Jansen.
Die anschließende lebhafte Diskussion spiegelte auch die persönliche Betroffenheit und das Engagement der Zuschauenden wider. In den darauffolgenden Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“ leitete Jansen kurz ein, bezeichnete ihn als einer der mutigsten Männer der Bundesrepublik und verwies auf die Bedeutung des Fritz-Bauer Instituts in Frankfurt. Der Film über den hessischen Generalstaatsanwalt Bauer, Chefankläger in den Frankfurter Auschwitzprozessen, verdeutlichte die Abwehrhaltung vieler gesellschaftlicher Akteure, die Aufarbeitung der Vergangenheit als Grundstein eines neuen demokratischen Verständnisses zu begreifen.
Die Veranstaltung fand im Rahmen der Koblenzer Wochen der Demokratie statt, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms "Demokratie leben!" in der Partnerschaft für Demokratie Koblenz".
Peter-Erwin Jansen M.A.
pejansen@hs-koblenz.de
Peter-Erwin Jansen referierte im Apollo Kinocenter.
Filmbüro Wolff
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Kooperationen
Deutsch
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