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18.09.2020 12:02

Schutz und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen lohnen sich auch wirtschaftlich - BfN veröffentlicht HSWT-Studie

Gerhard Radlmayr Zentrum für Forschung und Wissenstransfer
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

    "Das Konzept der Ökosystemleistungen (ÖSL) hat zum Ziel, die Leistungen und damit den Wert von Ökosystemen aufzuzeigen. Eine integrative/holistische Betrachtungsweise soll Entscheidungsträgern verdeutlichen, dass sich der Schutz und die nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen (etwa durch ein alternatives ökologisches Landmanagement) auch wirtschaftlich lohnen." Mit diesem Ansatz startete das Forschungsteam der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) unter Leitung von Prof. Dr. Markus Reinke vor vier Jahren. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlichte die Forschungsergebnisse jetzt unter 'BfN-Skripten 568: Ökosystemleistungen in der Landschaftsplanung'.

    Zielsetzung des vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderten und am Institut für Ökologie und Landschaft (IÖL) der HSWT durchgeführten Projektes war es, die Integrationsfähigkeit des Konzepts für die regionale und kommunale Planungspraxis zu untersuchen. Die Ergebnisse der im Zeitraum Juli 2016 bis Juni 2019 durchgeführten Forschungsstudie zeigen, dass der Nutzen von Natur und Landschaft für das menschliche Wohlergehen bisher nicht genügend berücksichtigt ist und dass quantitative Verfahren des ÖSL-Ansatzes einen potenziellen Mehrwert für die Landschaftsplanung bedeuten können. Auch auf die neueste Publikation in 'Naturschutz und Landschaftsplanung' (Szücs et al. 2019; https://www.nul-online.de/artikel.dll/Szuecs-et-al-Literatur-neu_NjYzOTUzMw.PDF?...) wurde verwiesen, die die Meinung von Experten aus der Planung, Hochschulen, Naturschutzbehörden und Auftraggeber zu dem ÖSL-Ansatz wiedergibt.

    Für die empirische Befragung wurden auf kommunaler Ebene die Landschaftspläne der Städte Pfaffenhofen a.d. Ilm und Jena sowie auf regionaler Ebene die Landschaftsrahmenpläne Lüneburg und Donau-Wald ausgewählt. Aufgrund regionsspezifischer Fragestellungen definierten die Forschenden sechs verschiedene Bearbeitungsschwerpunkte (z. B. Trink- und Nutzwasser, Nahrungsmittel und Rohstoffe) und analysierten somit insgesamt neun Ökosystemleistungen (ÖSL). Für die Anwendung dieser ÖSL wurden Indikatoren ausgewählt, die klar verständlich dargestellt werden können, die Ziele der Landschaftsplanung unterstützen und bei denen die nötigen Daten vorlagen.

    Vorteile der Anwendung des Konzepts von ÖSL in der Landschaftsplanung

    Die meisten der an der Befragung Teilnehmenden sehen den Vorteil durch die Anwendung von ÖSL v. a. in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit (z. B. mit Bürgerinnen, Bürgern, Landnutzenden, Verbänden u. a.) und erwarten größtenteils einen Erkenntnisgewinn durch die verstärkte Einbeziehung quantitativer Ergebnisse in der Landschaftsplanung. "Zwei Drittel der an der Befragung Teilnehmenden sehen einen eindeutigen Mehrwert des ÖSL-Ansatzes in informellen bzw. diskursiven Beteiligungsverfahren wie z. B. Planungszellen, Bürgerforen oder Zukunftswerkstätten", so die Projektwissenschaftlerin Dr. Linda Schrapp.

    Doch es gibt auch Kritikpunkte an dem ÖSL-Ansatz. So bestätigten sich die bereits in der Literaturrecherche gefundenen Bedenken und Risiken bezüglich der Betonung von Nutzungsaspekten in der Landschaftsplanung. "Einige Befragte sehen sowohl den möglichen Verlust intrinsischer Werte der Natur als auch die ungleiche Gewichtung von ÖSL in Entscheidungsprozessen als mögliches Risiko an. Manche kritisierten auch generell die Monetarisierungsansätze von ÖSL in der Landschaftsplanung.“, so Dr. Schrapp.

    Praktische Umsetzung des Forschungsprojekts

    Bei der Priorisierung von ÖSL für die Landschaftsplanung zeigte sich, dass eine vollumfängliche Bearbeitung aller ÖSL in der Landschaftsplanung nicht sinnvoll ist. Die Auswahl an ÖSL ist projekt-und regionsspezifisch anzupassen. Prof. Dr. Markus Reinke und Dr. Linda Schrapp sehen die wahrscheinlichste Umsetzung in der Praxis vor allem bei den ÖSL-Indikatoren, die in der jeweiligen Region aktuell thematisiert werden, z. B. die Klimaschutzleistung von Landschaft. "Die Indikatoren, die die besten Datengrundlagen haben, können realistisch und mit 'vorgefertigten' Methoden gemappt werden", so die Verantwortlichen der Studie weiter.

    Handlungsempfehlungen

    Mit einer Reihe von Handlungsempfehlungen wenden sich die Verfasser in der Zusammenfassung an die Verantwortlichen, exemplarisch herausgegriffen sei folgende: "Die Landschaftsplanung sollte sich auch auf kommunaler und regionaler Ebene dem Konzept der ÖSL stärker öffnen und diese integrieren. Die Landschaftsplanung soll dieses jedoch als Add On-Lösung verfolgen und nicht zu einer Ökosystemleistungs-planung umwandeln. Das ÖSL-Konzept soll entsprechend in Form von ergänzenden Beiträgen in die derzeitige Landschaftsplanung integriert werden."


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Linda Schrapp
    Institut für Ökologie und Landschaft
    Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
    Weihenstephaner Berg 17
    85354 Freising
    E-Mail: linda.schrapp@hswt.de
    T +49 8161 71-4508

    Prof. Dr. Markus Reinke
    Institut für Ökologie und Landschaft
    Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
    Am Staudengarten 8
    85354 Freising
    E-Mail: markus.reinke@hswt.de
    T +49 8161 71-3480


    Originalpublikation:

    Schrapp (geb. Szücs), L.; Garschhammer, J.; Meyer, C.; Blum, P.; Reinke, M.; Mewes, M. (2020): Ökosystemleistungen in der Landschaftsplanung. BfN-Skripten 568. Abschlussbericht zum gleichnamigen F+E-Vorhaben. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, 2020.
    DOI: https://doi.org/10.19217/skr568


    Weitere Informationen:

    https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript568.pdf Ökosystemleistungen in der Landschaftsplanung. BfN-Skript 568, 2020
    https://www.hswt.de/forschung/news/article/landschaftsoekologe-prof-dr-markus-re... Prof. Dr. Markus Reinke stellte Forschungsergebnisse zum ÖSL-Projekt auf dem Dresdner Planerforum 2020 vor
    https://forschung.hswt.de/forschungsprojekt/941-okosysla HSWT-Projektseite zu ÖkoSysLa


    Bilder

    Donaurandhöhen mit Hintergrund der Mittelgebirgskette des Bayerischen Waldes
    Donaurandhöhen mit Hintergrund der Mittelgebirgskette des Bayerischen Waldes
    Foto: Veronika Stegmann


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Donaurandhöhen mit Hintergrund der Mittelgebirgskette des Bayerischen Waldes


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