Seit einiger Zeit nutzen deutsche Hochschulen verstärkt die Chance, alternative Wege zu herkömmlichen Akkreditierungsverfahren zu beschreiten. Möglich macht das eine Experimentierklausel, die im Rahmen der Neuregelung des deutschen Akkreditierungssystems geschaffen wurde. Erstmals soll nun im Rahmen einer vom CHE Centrum für Hochschulentwicklung gemeinsam mit der Fachhochschule Münster organisierten Online-Tagung am 5. November 2020 in Berlin ein vertiefter Blick auf die laufenden Aktivitäten bezogen auf die Systemakkreditierung geworfen werden.
Vorgestellt werden innovative Verfahren, die von Universitäten, Fachhochschulen und künstlerischen Hochschulen entwickelt und umgesetzt werden. Darüber hinaus wird mit Vertreter(innen) des Akkreditierungsrates und der Agenturen diskutiert, ob und unter welchen Bedingungen sich alternative Verfahren zur Systemakkreditierung lohnen.
Nach dem Inkrafttreten des Staatsvertrages im Januar 2018 haben sich neue Freiräume sowohl bezogen auf die Akkreditierung von Studiengängen als auch von Qualitätssicherungssystemen für Studium und Lehre ergeben. Hochschulen können in diesem Rahmen nun abweichend von den Standardverfahren auch selbst gewählte Ansätze verfolgen. Wie die bei der Tagung vorgestellten Praxisbeispiele zeigen werden, bewegen sich die bislang praktizierten Alternativen zur Systemakkreditierung in einem breiten Spektrum.
So wird die FH Münster ihren Ansatz der kumulativen Systemakkreditierung präsentieren. Anstelle des üblichen externen Begutachtungsprozesses hat die Hochschule ein kontinuierlich laufendes Verfahren konzipiert, bei dem in mehreren zwei- bis dreijährigen Entwicklungszyklen je ein Schwerpunktthema aus dem Bereich Qualitätsmanagement (QM) bearbeitet wird. Dadurch will die FH Münster ihr QM-System stetig weiterentwickeln. Auch die Hochschule der Medien in Stuttgart verfolgt das Ziel, eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses in der eigenen Institution zu etablieren. Kernelement hier ist ein Qualitätsbeirat, der die Hochschule begleitet.
Einen stärker international ausgerichteten Ansatz verfolgen demgegenüber die Universitäten Mainz und Siegen. So stellt das „Kollegiale Audit“ der Universität Mainz einen themenbezogenen Austausch mit internationalen Partnerhochschulen in den Mittepunkt. Dieser soll Impulse für die eigene Qualitätsentwicklung liefern. In eine ähnliche Richtung geht die Universität Siegen mit ihrem „European Quality Audit“. Gemeinsam mit der Universität Bremen hat sie einen europäischen Hochschulverbund ins Leben gerufen, der einen gegenseitigen Lernprozess bezogen auf Lehre, Studium, Forschung, Transfer, Service, Internationalisierung und Diversity in Gang gesetzt hat.
Auf einen rein nationalen Verbund setzt hingegen die Universität Potsdam, welche mit insgesamt 10 weiteren Hochschulen im Netzwerk Quality Audit aktiv ist. Während Akkreditierungen auf die Überprüfung vorrangig (hochschul-)externer Standards ausgerichtet sind, fungiert der im Netzwerk verfolgte Audit-Ansatz als entwicklungsorientiertes Feedbackinstrument. Erfahrungen des bereits seit einigen Jahren laufenden Projekts werden ebenfalls vorgestellt.
Den Abschluss des CHE-Forums bildet eine Diskussionsrunde zwischen Vertreter(inne)n aus den Reformprojekten, dem Akkreditierungsrat und den beratenden Agenturen. Dabei soll ausgelotet werden, welche alternativen Ansätze für welche Hochschulen geeignet sind.
Dr. Sigrun Nickel, Leiterin Hochschulforschung beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung, E-Mail: sigrun.nickel@che.de
https://www.che.de/event/che-forum-november2020/ Nähere Informationen zu Programm und Anmeldemöglichkeiten
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
fachunabhängig
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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