idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.10.2020 13:08

Forschung für besseren Impfstoff gegen Meningitis

Stefan Zorn Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    MHH-Studie klärt Syntheseweg zur Antigengewinnung auf

    Meningokokken sind weltweit vorkommende Bakterien, die eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können. Vor allem Kinder unter fünf Jahren und Jugendliche zählen zu den besonderen Risikogruppen. Da Meningokokken-Infekte innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden können, ist ein Impfschutz besonders wichtig. Es gibt verschiedene Meningokokken-Typen, die je nach Aufbau ihrer Oberflächenstrukturen in sogenannte Serogruppen unterteilt werden. Einer der wichtigsten Erreger der bakteriellen Meningitis ist Neisseria meningitidis der Serogruppe A (NmA). Weil die Bakterien von einer schützenden Kapsel aus Polysacchariden umgeben sind, sind sie gegen das Immunsystem weitgehend abgeschirmt. Gleichzeitig setzen hier Impfstoffe an, die diese Kapselpolysaccharide als Antigen nutzen, um eine Immunantwort auszulösen. Ein Forschungsteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) unter der Leitung von PD Dr. Martina Mühlenhoff und Dr. Timm Fiebig vom Institut für Klinische Biochemie hat den Syntheseweg untersucht und herausgefunden, wie Impfstoffe gegen NmA künftig stabiler, sicherer und kostengünstiger hergestellt werden könnten. Die Studie in Kooperation mit den MHH-Instituten für Virologie und für Biophysikalische Chemie sowie den Universitäten Salzburg und Würzburg ist jetzt in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht worden.

    Impfstoffgewinnung bald ohne Bakterien möglich

    Der Meningokokken-Impfstoff gehört zu den sogenannten Konjugatimpfstoffen. Sie bestehen aus einem bakteriellen Antigen – im Fall des Meningokokkenimpfstoffs ein Polysaccharid – und einem Proteinbaustein, der die Immunreaktion bei der Impfung verstärkt. Bislang ist die Herstellung allerdings noch recht aufwendig. Dafür werden die Bakterien zunächst in Biofermentern gezüchtet. Anschließend werden die schützenden Kapseln isoliert und zerkleinert, was jedoch häufig mit dem Verlust einer bestimmten Modifikation des Polysaccharids einhergeht. „Diese Modifikation wird durch das Enzym CsaC vorgenommen und macht das Kapselpolysaccharid und damit auch den Impfstoff stabiler“, erklärt Dr. Fiebig.

    Das Forschungsteam hat nun aufgeklärt, wie CsaC genau aufgebaut ist und wie es die Veränderung am Kapselpolysaccharid vornimmt. Das macht den Weg frei für ein künftig rein synthetisches Verfahren der Impfstoffherstellung. Dabei setzen speziell im Labor hergestellte Enzyme die für den Impfstoff benötigten Polymerhüllen einfach nach dem Baukastenprinzip zusammen. „Bei dieser Methode benötigen wir keine Bakterien mehr“, betont der Biochemiker. Das bedeutet nicht nur eine geringere Biogefährdung, sondern auch ein stabileres Impf-Konstrukt und eine kostengünstigere Herstellung. Bis der Impfstoff auf diesem Weg hergestellt werden kann, wird es nach Einschätzung des Forschers aber vermutlich noch einige Jahre dauern.

    Die Originalpublikation „Structural and mechanistic basis of capsule O-acetylation in Neisseria meningitidis serogroup A“ ist hier online verfügbar.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Weitere Informationen erhalten Sie bei PD Dr. Martina Mühlenhoff, Telefon (0511) 532-6547 oder muehlenhoff.martina@mh-hannover.de, und bei Dr. Timm Fiebig, Telefon (0511) 532-5212 oder fiebig.timm@mh-hannover.de.


    Originalpublikation:

    Die Originalpublikation „Structural and mechanistic basis of capsule O-acetylation in Neisseria meningitidis serogroup A“ ist online verfügbar unter https://www.nature.com/articles/s41467-020-18464-y.epdf?sharing_token=l8GhWOjt7c...


    Bilder

    Dr. Timm Fiebig, Dr. Johannes Cramer und PD Dr. Martina Mühlenhoff (v.l.) mit einer Darstellung der chemischen Veränderung der Kapselpolysaccharide des Meningitis-Bakteriums.
    Dr. Timm Fiebig, Dr. Johannes Cramer und PD Dr. Martina Mühlenhoff (v.l.) mit einer Darstellung der ...
    Copyright: „Karin Kaiser / MHH“


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Dr. Timm Fiebig, Dr. Johannes Cramer und PD Dr. Martina Mühlenhoff (v.l.) mit einer Darstellung der chemischen Veränderung der Kapselpolysaccharide des Meningitis-Bakteriums.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).