idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.02.2004 15:23

Die Rolle von Intuition bei Urteilen und Entscheidungen

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Intuitiv - was heißt das eigentlich? Dem Gefühl folgen? Oder der gewohnten Routine? Unbewusst entscheiden? Die Erfahrung entscheiden lassen? Daumenregeln verwenden? - Tagung des Psychologischen Instituts im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg vom 19. bis 22. Februar

    Sowohl der gesunde Menschenverstand als auch Theorien der Ökonomie und Psychologie haben eine einfache Antwort, wenn es darum geht, wie man in Entscheidungssituationen am besten vorgehen soll: erst denken - dann handeln. Für den homo oeconomicus gilt das analytisches Nachdenken als Königsweg zu guten Entscheidungen. Dies ist jedoch bei weitem nicht der einzige Weg, Entscheidungen zu treffen. Aus eigner Erfahrung weiß jeder, dass man auch sehr schnell und ohne viel Nachdenken zu einem Urteil kommen kann: 'Das habe ich intuitiv entschieden - ich hatte es einfach im Gefühl.'

    Intuitiv - was heißt das eigentlich? Dem Gefühl folgen? Oder der gewohnten Routine? Unbewusst entscheiden? Die Erfahrung entscheiden lassen? Daumenregeln verwenden? Diese Fragen diskutieren vom 19. bis 22. Februar siebzehn Wissenschaftler aus Europa, den USA und Neuseeland bei einer Tagung an der Universität Heidelberg. Sie setzt als 5. Treffen eine seit 1999 bestehende erfolgreiche Reihe so genannter "Heidelberg Meetings" über menschliches Urteilen und Entscheiden fort.

    Auf dem Programm der Tagung steht zunächst die Frage, was Intuition eigentlich ist. Verschiedene Theorien, z.B. von Seymour Epstein aus den USA oder Fritz Strack und Roland Deutsch aus Würzburg, postulieren die Existenz von zwei Systemen, eines intuitiven und eines reflektiven. Die Systeme unterscheiden sich in der Art, wie sie Informationen verarbeiten und dem Entscheider zur Verfügung stellen. Obwohl Menschen beide Systeme im Alltag zu nutzen scheinen, gibt es individuelle Vorlieben für das eine oder andere System, wie die Heidelberger Forscherin Cornelia Betsch fand.

    Was das Verlassen auf das intuitive versus reflektive System in Entscheidungssituationen für Folgen haben kann, zeigten z.B. die Neuseeländischen Forscher Jamin Halberstadt und Steve Catty: Sie ließen Personen schätzen, wie bekannt ein Lied ist. Dachten die Personen nach, waren ihre Einschätzungen schlechter als die Urteile intuitiv urteilender Personen. Auch im Sport, in Spielen wie Basketball, in denen der Erfolg häufig von schnellen Entscheidungen abhängt, kann Intuition von Nutzen sein, da intuitive Entscheidungen auf Wissen zurückgreifen, das durch viel Erfahrung und unwillkürliches Lernen (z.B. durch Übung) zustande kommt, wie der Flensburger Forscher Markus Raab feststellte.

    Dass Entscheidungen besser sein können, wenn man nicht bewusst darüber nachdenkt, fand der niederländische Forscher Ap Dijsterhuis. In einem Experiment ließ er Personen, nachdem ihnen ein Entscheidungsproblem vorgegeben wurde, über etwas ganz anderes nachdenken. Diese Personen trafen bessere Entscheidungen als die, die bewusst nachdachten oder spontan entschieden.

    Außerdem werden sich die Vorträge und Diskussionen damit beschäftigen, in welchen Situationen man sich lieber auf die Intuition und in welchen lieber auf Nachdenken verlassen sollte. So haben die Heidelberger Wissenschaftler Henning Plessner und Klaus Fiedler gezeigt, dass Fußballtrainer lieber nachdenken sollten, wenn sie sich ein Urteil über die Güte eines Fußballspielers anhand bewusster Beobachtungen bilden wollen. Nur so können sie nämlich erkennen, wenn sie den Spieler 'verzerrt' beobachten. Eine verzerrte Betrachtung wäre beispielsweise, einen Spieler hauptsächlich an seinem Anteil am Erfolg einer Mannschaft zu messen ohne seinen Anteil an Misserfolgen seiner Mannschaft in Rechnung zu stellen. Die Tatsache, dass der Spieler vielleicht viel häufiger beteiligt war, wenn die Mannschaft verloren hat, wird in der Regel nicht beachtet und der Trainer gelangt unter Umständen zu einem falschen Urteil, wenn er sich alleine auf seine Intuition verlässt.

    Insgesamt bietet die Tagung einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu Intuition beim Urteilen und Entscheiden. Ziel der Tagung ist es, den Austausch zwischen den einzelnen Forschungsrichtungen zu fördern und das Konzept der Intuition weiter zu entmystifizieren und nutzbar zu machen.

    Die Tagung "Intuition in Judgment and Decision Making" findet vom 19. bis 22. Februar 2004 in den Räumen des Internationalen Wissenschaftsforums der Universität Heidelberg, Hauptstrasse 242, statt. Weitere Informationen und das Tagungsprogramm finden Sie unter:
    http://www.sozialpsychologie.info/Forschung/intuition/sgm.htm

    Rückfragen bitte an:
    Dr. H. Plessner
    Psychologisches Institut der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 54 77 00

    Rückfragen von Journalisten auch an:
    Dr. Michael Schwarz, Pressesprecher der Universität Heidelberg
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

    und
    Irene Thewalt
    presse@rektorat.uni-heidelberg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.sozialpsychologie.info/Forschung/intuition/sgm.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).