An der "Klinik für Allgemein- Viszeral- und Transplantationschirurgie" der Charité ist erstmals in Europa und weltweit als eine der ersten die simultane Transplantation von acht Organen erfolgreich durchgeführt worden. Einer 36 Jahre alten Frau wurden Leber, Bauchspeicheldrüse, Magen, Zwölffingerdarm, Dünndarm, Teile des Dickdarms, rechte Niere und rechte Nebenniere übertragen. Die Operation dauerte zwölf Stunden und liegt jetzt mehr als zwei Monate zurück. Nach unkompliziertem Heilungsverlauf sind alle Organe voll funktionsfähig. Die Patientin ist wohlauf, sie wird in Kürze nach abgeschlossener Rehabilitation aus der Klinik entlassen und plant bereits den Wiedereinstieg in ihren Beruf.
Die Transplantation beendete ein jahrelanges Leiden der Frau, bei der 1988 erstmals die Diagnose der entzündlichen Darmerkrankung "Morbus Crohn" gestellt wurde. Bei dieser Erkrankung werden wegen hoch entzündlicher Prozesse wiederholt Operationen mit Entfernung von Teilen des Darms notwendig. Die aus Niedersachsen stammende Patientin wurde in den letzten Jahren insgesamt mehr als 20 mal operiert.
Seit November 2001 befand sie sich ununterbrochen im Krankenhaus (ab Juni 2003 in der Charité), was für sie und ihre Familie eine erhebliche Belastung darstellte. Sie mußte ab April 2002 ausschließlich intravenös ernährt werden. Diese Form der Nahrungszufuhr schädigt langfristig gesehen die Leber und das Pankreas. Im Laufe der Zeit versagten bei der Patientin schließlich beide Organe. Sie fiel vor der Transplantation mehrmals in ein Koma, weil ihre Leber komplett versagte (Leberausfallkoma), von dem sie sich aber glücklicherweise jeweils erholte. Es war daher keine alleinige Dünndarmtransplantation möglich. Die Nierenfunktion war, vermutlich wegen des jahrelangen Mangels an ausreichenden Mengen von Flüssigkeit (Volumenmangel) soweit eingeschränkt, daß die Patientin bereits zeitweise an ein Nieren-Dialysegerät angeschlossen werden mußte. Die gesamte Bauchregion war infolge der wiederholten Eingriffe, Vernarbungen, Blutungen und Abszesse vollkommen verhärtet ("frozen abdomen"), was die Entfernung der Bauchorgane zu einer sehr diffizilen Aufgabe machte.
Die 12-stündige Operation führte das Transplantationsteam aus Professor Dr. Peter Neuhaus, Professor Dr. Henning Weidemann, Priv. Doz. Dr. Jochen Klupp und Dr. Andreas Pascher durch. Nach der Transplantation wurde die Patientin wieder auf normalen Weg mit einer speziellen Kost ernährt. Auf intravenöse Nahrungszufuhr wird im Transplantationszentrum der Charité in solchen Fällen weitgehend verzichtet, seit wissenschaftliche Untersuchungen vor einigen Jahren ergeben haben, daß die Erholung der Funktion des transplantierten Darmes durch die normale Speiseaufnahme am besten unterstützt wird. (Insgesamt wurde bisher zwölf Patienten an der Klinik ein Dünndarm transplantiert. Damit kann die Klinik die grösste Erfahrung mit dieser Behandlungsmethode in Deutschland vorweisen).
"Der hier vorgestellte Fall einer Multiviszeral- und Nierentransplantation", sagt Dr. Pascher, der an der Klinik das "Multiorgan- und Dünndarm-Transplantationsprogramm" koordiniert, stellte die letzte Behandlungsmöglichkeit bei einer Patientin dar, die an einem Kurzdarmsyndrom mit schwerwiegenden, lebensbedrohlichen Komplikationen litt.". (05.02 .04) Silvia Schattenfroh
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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