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23.10.2020 09:54

War by other means erhöht effektive NATO-Beiträge

Guido Warlimont Kommunikation
Institut für Weltwirtschaft (IfW)

    Deutschlands finanzieller Beitrag zur globalen Sicherheit innerhalb der NATO ist höher, als vielfach von US-Präsident Trump kritisiert. Denn zunehmend verfolgt die NATO und insbesondere ihr Mitglied die USA geostrategische Ziele nicht mehr nur mit Waffengewalt oder ihrer Androhung, sondern auch mit Wirtschaftssanktionen. Diese verursachen in europäischen Ländern und hier vor allem in Deutschland hohe Kosten, in den USA dagegen kaum.

    „Der sogenannte war by other means, also das Nutzen der eigenen globalen ökonomischen Bedeutung im Kampf gegen politische Gegner, wird vor allem von den USA zunehmend als Teil einer außenpolitischen Strategie betrachtet. Daher ist es nur gerechtfertigt, deren ökonomischen Kosten ebenso als monetären Beitrag zur NATO anzuerkennen wie konventionelle Verteidigungsausgaben“, sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr anlässlich einer heute veröffentlichten IfW-Studie (Chowdhry, Felbermayr, Hinz, Jacobs, Kamin, Mahlkow: „The Economic Costs of War by Other Means“: https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=15301&L=1).

    Demnach steigt Deutschlands finanzieller Beitrag für internationale Sicherheit und Verteidigung von 1,57 Prozent auf 1,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), wenn man die ökonomischen Kosten der Wirtschaftssanktionen mit einbezieht. Basis der Berechnung sind die jüngst von der NATO veröffentlichten Verteidigungsausgaben (https://www.nato.int/cps/en/natohq/news_178975.htm?selectedLocale=en) ihrer Mitglieder sowie aktuelle Handelsdaten.

    EU-weit steigen so die NATO-Aufwendungen von 1,65 auf 1,89 Prozent des BIP. Gerade bei osteuropäischen Staaten macht die Einbeziehung von Sanktionskosten vielfach einen entscheidenden Unterschied dabei, ob der finanzielle Beitrag unter oder über der Zwei-Prozent-Marke liegt. Diese Länder sind stark durch die Russlandsanktionen belastet.

    In den USA erhöht sich der finanzielle Beitrag von 3,87 Prozent des BIP auf 3,88 Prozent, sie leiden nur minimal unter den Folgen von Wirtschaftssanktionen. Dennoch leistet kein Mitgliedsland einen höheren finanziellen Beitrag. Außerdem haben sie mit knapp 785 Mrd. US-Dollar unverändert das mit Abstand höchste Verteidigungsbudget aller NATO-Staaten, die insgesamt rund 1,1 Billionen US-Dollar ausgeben.

    Felbermayr: „Durch die Einbeziehung von Sanktionskosten ändert sich das Bild der finanziellen Leistungsbereitschaft innerhalb der NATO teilweise entscheidend. Deutschland und die EU bringen nach unseren Berechnungen einen deutlich größeren finanziellen Beitrag ein, als gemeinhin behauptet, und liegen nur noch knapp unter der Zwei-Prozent-Marke des BIP. Die Kritik der USA an unseren Verteidigungsausgaben wird dadurch deutlich entkräftet.“

    Durch NATO-Mitglieder verhängte Wirtschaftssanktionen verursachen pro Jahr geschätzt einen ökonomischen Schaden unter ihren Mitgliedsstaaten von knapp 34 Mrd. US-Dollar. Dieser berechnet sich in erster Linie aus den entgangenen ökonomischen Handelsgewinnen. Dabei ist berücksichtigt, dass auch der Handel mit nicht sanktionierten Produkten leidet und globale Lieferketten unterbrochen und neu organisiert werden müssen.

    Dieser wirtschaftliche Schaden wird mit 29,5 Mrd. US-Dollar zum Großteil von den Ländern der EU getragen. Deutschland trägt NATO-weit mit 8,1 Mrd. US-Dollar die höchsten ökonomischen Kosten, was 0,23 Prozent des BIP entspricht. Die USA dagegen tragen durch die Sanktionen nur einen relativ geringen ökonomischen Schaden von 2,6 Mrd. US-Dollar, das sind 0,01 Prozent des BIP.

    Im Verhältnis am härtesten durch die Wirtschaftssanktionen wird Litauen belastet, der Schaden von 0,8 Mrd. US-Dollar entspricht 1,56 Prozent des BIP. Insgesamt leistet das Land dadurch mit 3,84 Prozent seiner Wirtschaftsleistung hinter den USA den zweithöchsten Beitrag zu den Zielen der NATO.

    Kiel Policy Brief: Chowdhry, Felbermayr, Hinz, Jacobs, Kamin, Mahlkow: "The Economic Costs of War by Other Means.": https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=15301&L=1

    Medienansprechpartner:
    Guido Warlimont
    Leiter Kommunikation
    T +49 431 8814-629
    guido.warlimont@ifw-kiel.de

    Institut für Weltwirtschaft
    Kiellinie 66 | 24105 Kiel
    T +49 431 8814-774
    F +49 431 8814-500

    www.ifw-kiel.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Gabriel Felbermayr, Ph.D.
    Präsident
    T +49 431 8814-235
    felbermayr@ifw-kiel.de


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Kosten für internationale Sicherheit

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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