Freising, 03.11.2020 - Dunkelgrünes Laub und rote Beeren: Die Stechpalme kennen viele unter dem Namen Ilex und eher als dekorativen Gartenstrauch oder Weihnachtsschmuck. Sie ist jedoch auch ein seltener, einheimischer Waldbaum und wurde von der Silvius Wodarz Stiftung zum Baum des Jahres 2021 gekürt.
Der "Baum" des Jahres 2021 wird mit einem Durchmesser von maximal 20 Zentimeter selten höher als sechs bis acht Meter. Das stärkste Exemplar Deutschlands steht bei Emmerich am Niederrhein, nahe der holländischen Grenze. Der 260 Jahre alte Baum mit seinen zwei Metern Umfang ist dabei jedoch auch nur zwölf Meter hoch.
Die Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium) ist eine Verwandte der Magnolie und gehört zu den Klimaprofiteuren. Optimale Wuchsbedingungen findet sie ursprünglich in den feucht-atlantisch geprägten Gebieten Westeuropas mit milden Wintern und relativ hohen Sommerniederschlägen. In Bayern finden sich nur kleinere Vorkommen in einem schmalen Streifen am Alpennordrand. Vor allem wegen der zunehmend milderen Winter wird sie künftig aber ihr Verbreitungsgebiet erweitern und neue ihr zusagende Öko-Nischen finden können.
Der Baum des Jahres 2021 ist in Bayern sehr selten und wird in der „Roten Liste Bayerns“ als „gefährdet“ eingestuft. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz zählt sie zu den „besonders geschützten Arten". Auch wenn die Stechpalme forstlich ohne Bedeutung ist, ist sie auch ästhetisch eine Bereicherung unserer Wälder. Bei forstlichen Maßnahmen wird sie geschont und wo möglich gezielt gefördert, zum Beispiel bei vorhandener Naturverjüngung.
Dabei ist die Stechpalme als Fraß- und Nährbaum bei Insekten und Vögeln nur mäßig beliebt. So finden sich an Ilex nur 12 Insektenarten – im Vergleich dazu zum Beispiel die Weide, die Lebensraum für über 700 Insektenarten bietet. Der europäische Ilex ist in allen Teilen stark giftig. Im Gegensatz zu seinem südamerikanischen Vetter, dem Ilex paraguariensis der traditionell als Mate-Strauch den koffeinhaltigen Mate-Tee liefert.
Gärtnerisch wird der Ilex zunehmend als der „bessere Buchsbaum“ gehandelt. Immergrün, unempfindlich gegen den Buchsbaumzünsler und als willkommenes Extra die schönen roten Beeren. Besonders die schnittfeste Japanische Stechpalme (Ilex crenata) mit kleineren Blättern ohne Stacheln sieht nach entsprechendem Formschnitt dem Buchsbaum sehr ähnlich.
Als häufiges Wintergrün auf den feucht-kühlen britischen Inseln hat die Stechpalme schon bei den Kelten im Brauchtum ihren Niederschlag gefunden und bis heute gibt es kein Weihnachten ohne "holly" – die dekorativen Zweige der Stechpalme. Aber auch in Deutschland war sie lange Zeit alltägliches Kulturgut: Der bekannten Dichterin Annette von Droste-Hülshoff war der frühere 20 DM-Schein gewidmet. Er zeigte eine starke Buche als Hinweis auf ihre Novelle „Die Judenbuche“ und einen Zweig der Stechpalme – norddeutsch "Hülse" - als Hinweis auf den Namen der Dichterin.
Fotos frei zur Veröffentlichung:
· Stechpalme - Beeren und glatte Blätter (Johann Seidl, LWF)
· Stechpalme - gezähnte Blätter (Johann Seidl, LWF)
Die Stechpalme zeigt unterschiedliche Blattformen (botanisch Heterophyllie) – gewellte, gezähnte Blätter im unteren Stammbereich und glatte, stachellose Blätter weiter oben.
Die Heterophyllie wird als Fraßschutz vor Schalenwild interpretiert.
https://www.lwf.bayern.de/stechpalme
Stechpalme - Beeren und glatte Blätter - P1120153
Johann Seidl, LWF
Johann Seidl, LWF
Stechpalme - gezähnte Blätter
Johann Seidl, LWF
Johann Seidl, LWF
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, jedermann
Biologie, Gesellschaft, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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