Am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) wurde am Abend des 5. November 2020 zum vierten Mal der »Zeitgeschichte digital«-Preis verliehen. Der vom Verein der Freunde und Förderer des ZZF gestiftete Preis ging an die Historiker Gangolf Hübinger und Kim Christian Priemel. Seit 2017 prämiert der Förderverein des ZZF alljährlich einen oder mehrere Texte, die auf den Online-Portalen von »Zeitgeschichte digital« veröffentlicht wurden. In diesem Jahr waren zwölf Beiträge für den mit 500 Euro dotierten Preis nominiert.
Der Preis ist benannt nach einer Internet-Plattform des ZZF, die unter anderem die vier am Institut entwickelten und redaktionell betreuten Online-Portale »Docupedia«, »Visual History«, »zeitgeschichte | online« und die »Zeithistorische Forschungen« vernetzt. Jährlich erscheinen dort zahlreiche Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die zur Zeitgeschichte forschen. Aus den 200 Veröffentlichungen des vergangenen Jahres hat eine Jury zwölf Beiträge ausgewählt, von denen am Abend zwei prämiert wurden.
Prof. Dr. Gangolf Hübinger, Senior Fellow an der Europa-Universität Viadrina, wurde ausgezeichnet für einen Text auf Docupedia über Max Weber und die Zeitgeschichte. Kim Christian Priemel, Professor für europäische Zeitgeschichte an der Universität Oslo, erhielt den Preis für einen Aufsatz in der Fachzeitschrift »Zeithistorische Forschungen« über »Stimmen im Kopf. Mithören und Mitmachen in den Nürnberger Prozessen (1945–1949)«. In seiner Ansprache erläuterte der Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des ZZF e.V., Professor Helmut Knüppel, dass der Förderverein mit der Preisstiftung das Ziel verfolgt, dem Publizieren im Open Access zusätzliche Anerkennung zu verschaffen: Mit dem »Zeitgeschichte digital«-Preis werden Beiträge ausgezeichnet, denen es auf herausragende Weise gelingt, eine digitale Veröffentlichung mit einer überzeugenden Fragestellung und überraschenden Forschungsergebnissen zu verbinden.
Der »Zeitgeschichte digital«-Preis ist die erste Auszeichnung in Deutschland, die sich dezidiert digitalen Publikationen in den Geschichtswissenschaften widmet. Bereits in den frühen 2000er-Jahren hat das ZZF begonnen, Online-Portale zur zeithistorischen Forschung aufzubauen, um den offenen Zugang zu Informationen im Internet zu unterstützen. »Viele Menschen lesen Online-Artikel, aber in der Forschung ist ihre Reputation noch immer gering. Der Preis unterstreicht die herausragende Bedeutung dieser Veröffentlichungsform, die neue Möglichkeiten bietet«, erläutert Professor Frank Bösch, Direktor des ZZF.
An die Preisverleihung schloss sich eine Festrede des Verlegers Christoph Links an. Er sprach über »30 Jahre vereinigtes Deutschland im Spiegel der Bücherwelt – Erfahrungen eines Verlegers«. Danach wurde eine neue Foto-Ausstellung eröffnet. Sie zeigt Bilder von der Räumung besetzter Häuser in der Mainzer Straße in Berlin-Friedrichshain. Der Fotograf Holger Herschel gab im Gespräch mit der Historikerin Christine Bartlitz Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Bildserie im November 1990. Anschließend präsentierte ZZF-Historiker Hanno Hochmuth das Buch »Traum und Trauma – Die Besetzung und Räumung der Mainzer Straße 1990 in Berlin«, das er gemeinsam mit Christine Bartlitz, Tom Koltermann, Jakob Saß und Sarah Stammnitz herausgegeben hat. Der Band entstand im Rahmen des Masterstudiengangs »Public History« und versammelt Essays von Historikerinnen und Historikerin, Zeitzeugen-Interviews sowie zahlreiche Fotografien.
_____________________
WEITERE INFORMATIONEN:
Die prämierten Texte finden Sie hier:
Gangolf Hübinger, Max Weber und die Zeitgeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 04.12.2019,
Online unter: http://docupedia.de/zg/Huebinger_max_weber_zeitgeschichte_v1_de_2019
Kim Christian Priemel, Stimmen im Kopf. Mithören und Mitmachen in den Nürnberger Prozessen (1945–1949), in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 16 (2019), S. 375-387.
Online unter: https://zeithistorische-forschungen.de/2-2019/5735
_____________________
Informationen zu den Angeboten von »Zeitgeschichte digital«, auf denen die nominierten Artikel veröffentlich wurden:
Docupedia-Zeitgeschichte vermittelt Grundlagenwissen über die zeithistorische Forschung an eine breitere Öffentlichkeit. Das Online-Nachschlagewerk bietet die Möglichkeit, sich im Open Access über aktuelle Forschungstrends, Themen, Debatten, Theorien und Methoden der Zeitgeschichte zu informieren.
Die Fachzeitschrift Zeithistorische Forschungen ist ein Peer-Review-Journal zu Fragen der Zeitgeschichte in deutscher, europäischer und globaler Dimension. Sie erscheint dreimal jährlich in zwei textidentischen, sich ergänzenden Ausgaben: einer Online-Ausgabe im Open Access und einer parallelen Druck-Ausgabe im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht.
zeitgeschichte | online richtet sich vor allem an Zeithistoriker*innen, an Studierende der Geisteswissenschaften sowie an eine an Zeitgeschichte interessierte Öffentlichkeit. Das Portal informiert über neue Forschungstrends und aktuelle Debatten des Fachs.
Mit dem Online-Portal visual-history.de stellt das ZZF eine Kommunikations- und Informationsplattform für die historische Bildforschung zur Verfügung.
Über die weiteren Angebote von »Zeitgeschichte digital« können Sie sich hier informieren:
https://zzf-potsdam.de/de/zeitgeschichte-digital
_____________________
Kurzbiografien der Preisträger:
Gangolf Hübinger, Viadrina Senior Fellow am Center B/Orders in Motion und Prof. i.R. für Vergleichende Kulturgeschichte der Neuzeit an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Zahlreiche Publikationen zur Geschichte der Ideen, der Intellektuellen und der Sozial- und Geisteswissenschaften sowie zu religiösen Kulturen und politischen Bewegungen im 19. und 20. Jahrhundert. Mitherausgeber der von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreuten Gesamtausgaben zu Max Weber und zu Ernst Troeltsch. Mitherausgeber der Zeitschrift „Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur“ (IASL). Jüngste Buchpublikation: Max Weber. Stationen und Impulse einer intellektuellen Biographie, Tübingen: Mohr Siebeck 2019.
Kim Christian Priemel studierte Neuere Geschichte, Öffentliches Recht und Englische Literatur an den Universitäten Freiburg und St. Andrews und promovierte 2007 an der Universität Freiburg mit einer Dissertation in Wirtschaftsgeschichte. Nach Stationen am Institut für Zeitgeschichte in München und an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) war er Assistenzprofessor (2009–2016) und Dilthey-Stipendiat (2012–2016) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach Abschluss der Habilitation mit einer Studie über die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse trat er 2016 eine Stelle als Associate Professor in Oslo an. Seit 2018 ist er Professor of Contemporary European History am Department of Archaeology, Conservation and History der Universität Oslo. Jüngste Buchpublikation: The Betrayal: The Nuremberg Trials and German Divergence, Oxford University Press 2016.
Für den Arbeitsbereich »Zeitgeschichte digital« des ZZF:
Dr. Jürgen Danyel, E-Mail: danyel@zzf-potsdam.de
Für die »Zeithistorischen Forschungen«:
Dr. Jan-Holger Kirsch
E-Mail: kirsch@zzf-potsdam.de
Für »Docupedia«:
Christine Bartlitz, E-Mail: bartlitz@zzf-potsdam.de
https://zzf-potsdam.de/de/institut/freunde - der ZZF-Förderverein
https://zzf-potsdam.de/de/zeitgeschichte-digital - die Plattform »Zeitgeschichte digital«
https://docupedia.de - Online-Nachschlagewerk Docupedia
https://zeitgeschichte-online.de - Online-Portal zeitgeschichte | online
https://zeithistorische-forschungen.de - Fachzeitschrift »Zeithistorische Forschungen«
https://visual-history.de - Online-Portal »Visual History«
Gangolf Hübinger nimmt den »Zeitgeschichte digital«-Preis 2020 entgegen
Stefanie Eisenhuth
ZZF
Franziska Kuschel gratuliert dem Preisträger Kim Christian Priemel
Stefanie Eisenhuth
ZZF
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).