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11.11.2020 07:48

Impfen schützt – Impfen nützt! EHB-Hochschulpreis verliehen

Sibylle Baluschek M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Evangelische Hochschule Berlin (EHB)

    Der 14. Gräfin-von-der-Schulenburg-Preis der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) geht an den Studiengang Bachelor of Nursing. Im Wettbewerb überzeugten die Bachelor-Absolventinnen Melanie Winkler und Julia Seifried mit ihrer Thesis über den Influenza-Impfstatus von klinischem Personal in der Akutversorgung. Die Veranstaltung fand wegen der Corona-Pandemie erstmals ausschießlich online statt

    Was verbindet das Mobile Lernen in der Pädagogik, die indigenen Praktiken und Rituale in der Perinatalzeit, den Quereinstieg in die KiTa, die Soziale Arbeit zwischen Ökonomisierung und professionellem Selbstverständnis und den Influenza-Impfstatut bei medizinischem Personal? - Es ist das inhaltliche Spektrum der diesjährigen Veranstaltung ehb.forscht an der EHB und zeigt auf hervorragende Weise die Vielfalt der Forschungs-/Abschlussarbeiten einer SAGE-Hochschule. Ein direkter Praxisbezug, das Eingehen auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Prozesse sowie die unmittelbare Übertragung der Themen in Alltag und Lebenswirklichkeit des Publikums zeichneten auch diese Veranstaltung aus.

    Einmal im Jahr nominieren die Bachelor-Studiengänge der Evangelischen Hochschule Berlin ihre beste*n Absolvent*innen des Jahrgangs für den hochschulweiten Wettbewerb. Wie wichtig Forschung für die Hochschule ist, betont der Rektor der EHB, Prof. Dr. Schröer-Werner in seiner Auftaktrede zur Veranstaltung: „Im Rahmen der Veranstaltung ehb.forscht verleiht die Evangelische Hochschule Berlin jährlich im Wintersemester den Gräfin-von-der-Schulenburg-Preis für die beste Abschlussarbeit des Jahrgangs. Damit betont die EHB einen Arbeitsbereich, der in der Wahrnehmung der (Fach-)Hochschulen häufig zu Gunsten einer praxisorientierten Lehre zurücktritt. Ich persönlich finde diesen Preis sehr wichtig, nicht nur wegen meiner Denomination als Professor mit dem Schwerpunkt Forschungsmethoden. Neben Lehre und Theorie-Praxis-Transfer ist anwendungsorientierte Forschung mittlerweile im Hochschulrahmengesetz verankert. Forschung ist wichtig für wissenschaftlichen Disziplinen, die an Hochschulen für angewandte Wissenschaften angesiedelt sind, um diese weiterzuentwickeln. Für Studierende umfasst dies sowohl die Kenntnis als auch die konkrete Anwendung von Forschungsmethoden.“

    Diesmal gingen sechs Nominierte aus fünf Studiengängen an den Start in einer Veranstaltung, die erstmals online stattfand. Wie schon in den vergangenen Jahren, fiel die Wahl der Sieger*innen denkbar knapp aus, denn alle Arbeiten waren mit "sehr gut" bewertet. Jetzt kam es auf den Vortrag an – wie gelingt es den Nominierten, ein wissenschaftlich anspruchsvolles und komplexes Forschungsthema einem breiten Publikum anschaulich und verständlich zu präsentieren? Alle Referentinnen waren sehr gut vorbereitet und präsentierten ihre Ergebnisse unter Einsatz verschiedenster Medien auf professionelle Weise. Durchsetzen konnte sich letztendlich das Referentinnen-Team Melanie Winkler und Julia Seifried aus dem Studiengang Bachelor of Nursing.

    Der prämierte Vortrag

    Mit ihrem im besten Sinne „virulenten“ Vortrag „Influenza-Impfstatus in der Akutversorgung. Intervention zur Erhöhung der Impfquote bei klinischem Personal“ überzeugten die beiden Absolventinnen die externe Jury und zeigten, wie aktuell und wichtig wissenschaftliche Empirie und Forschung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften ist. In der Vorbereitung auf ein Bachelorthema fiel den Autorinnen auf, dass die Impfquote bei medizinischem Personal in den vorangegangenen Saisons eher gering ausfiel, obwohl der Nutzen nachweislich belegt ist. Ihre Theorie: eine Impfquotensteigerung senkt die Mortalitätsrate, reduziert die im Krankenhaus erworbene Influenzainfektion und reduziert krankheitsbedingte Personalausfälle. Darauf basierend entwickelten die Autorinnen drei Forschungsfragen:

    Wie hoch ist die Impfquote bei klinischem Personal mit Patient*innenkontakt in der letzten Wintersaison und wie differenziert sich der Anteil der Geimpften in den verschiedenen Berufsgruppen? Welche Gründe führen zu dem jeweiligen Impfverhalten und welche Maßnahmen könnten durch eine Projektkampagne einer Steigerung des Impfquote führen?

    Basis der Arbeit war eine quantitative fragebogengestützte Querschnittserhebung in einem Krankenhaus, das noch keine besonderen Maßnahmen zur Impfquotensteigerung implementiert hatte. Dabei wurde zunächst abgefragt, wie viele Personen überhaupt geimpft sind und dies dann nach Berufsgruppen ausgewertet. Im Ergebnis waren nur knapp ein Drittel (28,3 Prozent) des medizinischen Personals überhaupt geimpft und im Vergleich der Berufsgruppen wiesen dabei die Pflegenden mit gut 23 Prozent den niedrigsten Wert auf (zum Vergleich: die in der Literatur empfohlene Mindestimpfrate liegt bei 50 Prozent).

    Auf der Suche nach bewertbaren Faktoren für diese niedrigen Quoten orientierten sich die Referentinnen am 5C Modell der vaccine hesitancy. Dieses beschreibt Motive der Impfzurückhaltung trotz vorhandener Impfmöglichkeiten. Unter den fünf Gesichtspunkten „Vertrauen in die Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs, Barrieren der Ausführung, Ausmaß der Informationssuche, Risikowahrnehmung der Schwere und Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung und Verantwortungsbewusstsein für die Gemeinschaft“ wurden die Rückläufe ausgewertet und klassifiziert. Für alle fünf Punkte formulierten die Referentinnen Handlungsempfehlungen bzw. Vorschläge, wie die Impfquote zu verbessern sei. Sie plädierten für niedrigschwellige Informationskampagnen zur Aufklärung in den Einrichtungen, organisatorische Hürden für die Impfung abzubauen und die Mitarbeitenden als Multiplikator*innen einzubinden sowie mit der Risikowahrnehmung sensibel umzugehen bzw. generell eine verstärkte Aufklärung über die Vorteile der Impfung und Herdenimmunität zu starten. Die Autorinnen kamen zu dem Schluss, dass die Impfquotensteigerung zahlreiche positive Auswirkungen hat. Nicht nur der eigene, insbesondere auch der Schutz des persönlichen Umfelds sind hier hervorzuheben. Zudem stellten sie ökonomische Vorteile fest, da Krankheitsverläufe und somit Personalausfall gemildert und auf lange Sicht die Bevölkerungsgesundheit gestärkt werden. Ihr Fazit: Eine hohe Influenza-Impfquote in allen Berufsgruppen ist ein wesentlicher Teil der Prävention in der Akutversorgung zum Schutz der individuellen und gesamtgesellschaftlichen Gesundheit. Allerdings betonten sie auch die Notwenigkeit weiterer umfassender Forschungen zu Gründen des Impfverhaltens und zur Implementierung der evaluierten Maßnahmen, z. B. in Form von Längsschnittstudien.

    In seiner Laudatio betonte Daniel Mauter, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter die BA-Arbeit betreute, die hohe Identifikation von Melanie Winkler und Julia Seifried mit dem Berufsbild der Pflege und ihr großes Engagement und Interesse an dessen Weiterentwicklung. „Ihre Energie und Ihre Lust auf Forschung hat Sie zu einem sehr komplexen Vorhaben geleitet, welches über die Zeit diverse Höhen und Tiefen durchlebte“, so Mauter. „Es entstand eine unfassbar große Sammlung an Daten, die sortiert, priorisiert und letztlich ausgewertet werden musste. Ich habe Sie beide als stets harmonisches Team erlebt, in dem Sie sich gegenseitig gestützt und fortlaufend motiviert haben. In den Beratungen begegneten wir uns in offenem Diskurs und Ihre sorgfältig vorbereiteten Fragen und Anliegen haben den Betreuungsprozess deutlich vereinfacht.“

    Dem Autorinnen-Team winkt jetzt ein Preisgeld von 800 EUR sowie die online Veröffentlichung ihrer Bachelor-Arbeit, die somit einem breiteren Publikum zur Verfügung steht. Ihre Motivation zum Thema beschreiben Melanie Winkler und Julia Seifried wie folgt: „Unsere Ideenfindung für die Bachelorarbeit ergab sich durch die kontroversen Diskussionen im Kollegium sowie unter den Kommiliton*innen. Wir entschieden uns ebenso für den multidisziplinären Ansatz, da wir besonders an den berufsgruppenspezifischen Unterschieden interessiert waren. Im Zusammenhang mit unserem Interesse für Epidemiologie und Prävention sowie der Ambition, empirisch zu forschen, haben wir schnell eine Thematik gefunden, die wir gemeinsam bearbeiten wollten."
    Beide Absolventinnen streben weiterführend einen Masterstudiengang an mit dem Ziel, ihre erworbenen Kompetenzen im wissenschaftlichen Arbeiten zu vertiefen und sich weiterführend mit bevölkerungsgesundheitlichen Themen auseinandersetzen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Daniel Mauter, wiss. MA im Studiengang Bachelor of Nursing
    mauter@eh-berlin.de


    Originalpublikation:

    Julia Seifried und Melanie Winkler: Influenza-Impfstatus in der Akutversorgung. Intervention zur Erhöhung der Impfquote bei klinischem Personal.


    Weitere Informationen:

    http://www.eh-berlin.de


    Bilder

    Teilnehmende bei ehb.forscht. Screenshot der online Veranstaltungg
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    EHB
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    Nominierte bei ehb.forscht
    Nominierte bei ehb.forscht
    privat
    EHB


    Anhang
    attachment icon Programm ehb.forscht

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Religion
    überregional
    Studium und Lehre, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

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