idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.11.2020 11:33

Krebskranke Eltern in der Pandemie: Alltag gibt Kindern Halt

Christiana Tschoepe Pressestelle
Deutsche Krebshilfe

    Bedeutende Krebszentren schließen Schul- und Kitabesuch nicht aus

    In Zeiten der Pandemie sind offene Schulen und Kitas für viele Eltern ein Segen – für krebskranke Väter und Mütter auch ein Dilemma: Ist es besser, die Kinder im gewohnten Alltag zu lassen, weil er ihnen Halt gibt? Oder soll der Nachwuchs zu Hause bleiben, um das erkrankte Elternteil vor einer Covid-19-Infektion zu schützen und die Krebstherapie nicht zu gefährden? Antworten geben jetzt die von der Deutschen Krebshilfe initiierten und geförderten Onkologischen Spitzenzentren (Comprehensive Cancer Center), die eine Befragung unter ihren Krebsexperten durchgeführt haben.

    „Fast täglich erreichen uns Fragen verunsicherter Eltern, die an Krebs erkrankt sind, da mussten wir zeitnah reagieren“, erklärt Professor Tim Brümmendorf vom Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) an der Uniklinik RWTH Aachen, der die Umfrage an den beteiligten Spitzenzentren initiiert hat. Denn die Betroffenen stünden unter enormem Druck: Einerseits wollten sie einen optimalen Therapieverlauf für sich und bestmögliche Heilungschancen. Andererseits soll der Nachwuchs nicht unter ihrer Krankheit leiden und möglichst weiter Halt im sicheren Alltag finden. Viele Partner krebsbetroffener Väter und Mütter seien zudem berufstätig und auf die tägliche Kinderbetreuung angewiesen. „Daher freut mich, dass keiner der Krebsexperten einen Schul- oder Kitabesuch kategorisch ablehnt“, so Prof. Brümmendorf.

    Krebsart, Verlauf und Lebenssituation entscheidend

    Eine pauschale Antwort gebe es allerdings nicht. Denn die jeweiligen Lebens- und Krankheitssituationen der Patienten seien zu unterschiedlich. Laut Robert-Koch-Institut erkranken jedes Jahr 37.000 Eltern mit minderjährigem Nachwuchs neu an Krebs, rund 50.000 Kinder sind betroffen. „Bei einem Patienten mit Hautkrebs, bei dem nur eine lokal begrenzte Behandlung erforderlich ist, steht diese Frage weniger im Vordergrund, da sein Immunsystem wahrscheinlich nicht so stark beeinträchtigt ist. Bei Patienten, die zum Beispiel eine Immun- oder Chemotherapie bekommen, weil sie an Leukämie erkrankt sind, sieht es allerdings anders aus, denn ihre Körperabwehr ist stark eingeschränkt“, erklärt Brümmendorf. Deshalb empfehlen die Experten den Eltern dringend und in jedem Fall den Onkologen bei ihrer Entscheidung hinzuzuziehen. Die Mediziner tendierten aber aktuell eher dazu, einen Schul- und Kita-Besuch weiter zu ermöglichen.

    Neben Krankheits- und Therapieverlauf spiele auch das soziale Umfeld der Familie eine wichtige Rolle. „Stabile Alltagsabläufe aufrechtzuerhalten, gehört, wie die offene Kommunikation, in den Familien für Kinder zu den wichtigsten Voraussetzungen, um die elterliche Krebserkrankung gut bewältigen zu können. Andererseits sollten Eltern und Kinder aber mit dieser Entscheidung nicht allein gelassen werden, da dies zu immensem Druck und Schuldgefühlen führen kann“, sagt Dr. Andrea Petermann-Meyer, Leiterin der Psychoonkologie an der Uniklinik RWTH Aachen, die im Verbund der Onkologischen Spitzenzentren Aachen-Bonn-Köln-Düsseldorf (CIOABCD) die Studie „Familienscout“ durchführt. Diese hat das Ziel, die Lebenssituation von Familien mit einem an Krebs erkrankten Elternteil zu verbessern.

    Natürlich müssten auch der Pandemieverlauf und das aktuelle, lokale Infektionsgeschehen vor Ort stets im Blick bleiben – insbesondere, wenn die Zahl der Neuinfektionen steigt. „Wenn im Schulumfeld des Kindes Covid-19-Fälle auftreten oder sich zum Beispiel der Gesundheitszustand des erkrankten Elternteils verschlechtert, muss neu entschieden werden“, so Dr. Petermann-Meyer.

    Über die Expertenbefragung

    An der Stichproben-Befragung der Krebsexperten haben sich die 13 von der Deutschen Krebshilfe geförderten Onkologischen Spitzenzentren beteiligt. Zu diesen sogenannten Comprehensive Cancer Center (CCC), die über ganz Deutschland verteilt sind, zählen 18 Universitätskliniken und Forschungszentren. Weitere Informationen zum Projekt „Familienscout“ gibt es unter www.familien-scout.ukaachen.de. Eine Auflistung der beteiligten Onkologischen Spitzenzentren findet sich unter krebshilfe.de/helfen/rat-hilfe/onkologische-spitzenzentren


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. med. Tim Henrik Brümmendorf
    Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie
    und Stammzelltransplantation (Med. Klinik IV)
    Centrum für Integrierte Onkologie - CIO Aachen
    Tel.: +49 241 80-89806
    Fax: +49 241 80-82449
    madrian@ukaachen.de


    Bilder

    Prof. Tim Henrik Brümmendorf hat das Projekt initiiert.
    Prof. Tim Henrik Brümmendorf hat das Projekt initiiert.

    Uniklinik RWTH Aachen


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Prof. Tim Henrik Brümmendorf hat das Projekt initiiert.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).