Die Förderung von vier Leibniz-Einrichtungen soll fortgeführt werden. Das hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft nach Abschluss der regelmäßigen wissenschaftlichen Evaluierung beschlossen. Eine erneute Überprüfung der Fördervoraussetzungen soll bei allen vier Einrichtungen nach dem Regelturnus von sieben Jahren erfolgen.
Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden evaluiert:
• DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien e. V., Aachen (DWI)
• Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen (IWM)
• Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, Bonn (ZFMK)
• Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Braunschweig (DSMZ)
Zu den Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft im Einzelnen:
1) DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien e. V., Aachen (DWI)
Das DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien erarbeite sehr erfolgreich Methoden und Konzepte zur Entwicklung von Materialfunktionen, die Eigenschaften lebender Materie wiedergeben, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heutigen Stellungnahme zum Institut. Am Institut würden vor allem Ansätze aus der Chemie, den Ingenieurwissenschaften und der Biotechnologie genutzt. Darüber hinaus sei das Institut im Transfer seiner Erkenntnisse in die industrielle, zunehmend auch in die medizinische Anwendung aktiv.
Das 1952 als „Deutsches Wollforschungsinstitut“ gegründete Institut habe ab 2003 die Arbeiten auf technische Materialien und Nanotechnologie für Weiche Materie (soft matter) ausgeweitet. Der große Erfolg dieser Entwicklung habe 2014 zur Aufnahme in die gemeinsame Bund-Länder-Förderung als Leibniz-Institut geführt. Der Leibniz-Senat hebt positiv hervor, dass seitdem die Grundlagenforschung über hervorragende Personalrekrutierungen weiter gestärkt worden sei. Seit der vergangenen Evaluierung hätten DWI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler äußerst erfolgreich wettbewerbliche Drittmittel eingeworben, so allein sieben Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC). Die Leistungen in den jetzigen Forschungsprogrammen des DWI beurteilt der Senat als sehr gut bis exzellent. Das Institut sei in den vergangenen Jahren stark gewachsen, so dass nun seine organisatorischen Strukturen, wie auch bereits geplant, angepasst werden sollten.
Derzeit baue das DWI gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Aachen die wissenschaftliche Infrastruktur first in Translation (fiT) auf. Mit der engen Verknüpfung von Forschung, Praxis und Genehmigungsexpertise werde die Überführung neuer interaktiver Materialien in die medizinische Anwendung vorangetrieben. Der Senat unterstützt die Planungen für einen weiteren Ausbau der Thematik in den kommenden Jahren und begrüßt einen Neubau für das Vorhaben, der 2022 bezogen werden solle. Der Senat erwartet, dass das Institut künftig vor allem auch bei leitenden Positionen mehr Frauen einstellt. Die Leitung von Nachwuchsgruppen biete gute, noch stärker zu nutzende Möglichkeiten, Frauen für einen dauerhaften Verbleib in der Wissenschaft zu gewinnen. Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des DWI fortzusetzen.
2) Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen (IWM)
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen (IWM) erforscht, wie digitale Medien Wissensprozesse verändern und wie sie sich auf das Erleben und Verhalten von Personen und Gruppen auswirken. Wie der Senat in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme hervorhebt, habe sich das IWM, dem bereits vor sieben Jahren ein hohes Leistungsniveau attestiert worden war, unter der seit 2017 tätigen neuen Direktorin sehr gut weiterentwickelt.
Die Untersuchungen würden von der neuro-kognitiven Grundlagenforschung über die Entwicklung von Prototypen zur Wissensvermittlung bis zur Konzeption medienbasierter psychologischer Diagnostikkonzepte reichen. Das IWM zeichne sich zudem durch vielfältige Aktivitäten im Wissenstransfer aus, so der Senat weiter. Besonders erfolgreich seien die Arbeiten zur digitalen Wissensvermittlung in Museen und zum Einsatz digitaler Medien in Schulen, die sich auch in der Ausbildung von Lehrkräften zusammen mit der Universität Tübingen niederschlage. Die Leistungen der Arbeitseinheiten des IWM werden als sehr gut bis exzellent eingeschätzt.
Die Arbeitsplanung des Instituts überzeuge. Im Bereich Data Science ergäben sich mit dem Aufbau einer Arbeitsgruppe vielversprechende Entwicklungsmöglichkeiten. Wichtig sei es aber auch, die sehr gut etablierten Maßnahmen zur Karriereförderung weiterzuentwickeln, insbesondere mit Blick auf eine stärkere internationale Öffnung. Die Erfolge des IWM in der Förderung der Gleichstellung auch auf Leitungsebene werden begrüßt. Diese Entwicklung gelte es in den nächsten Jahren weiter zu vertiefen. Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IWM fortzusetzen.
3) Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, Bonn (ZFMK)
Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK) forsche auf der Grundlage einer umfangreichen zoologischen Sammlung zur artbezogenen Biodiversität, so erläutert der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Als eines der acht Forschungsmuseen in der Leibniz-Gemeinschaft liege ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit in der Vermittlung neuer Erkenntnisse in die Öffentlichkeit.
Der Senat verweist auf die wertvollen, laufend erweiterten Sammlungen des ZFMK, die derzeit ca. 5,6 Millionen zoologische Objekte und Biobankproben umfassen. Deren Aufbewahrung müsse nun verbessert werden. Dabei sei es u. a. wichtig, dass ein zusätzliches Gebäude in Bonn wie geplant ab 2022 bereitstehe. Die für eine breite Nutzung in der internationalen Forschung wichtige Digitalisierung der Sammlungen werde in strategisch überzeugender Weise verfolgt und müsse nun wie geplant weiter vorangetrieben werden.
Auf Grundlage der Sammlungen und Infrastrukturen erarbeite das ZFMK regelmäßig sehr gute, teilweise sogar exzellente Forschungsergebnisse, so der Senat. Hervorzuheben seien die international stark beachteten Resultate auf dem Gebiet der Insektengenomik, die zu vielen hervorragenden Anschlussarbeiten auch an anderen Einrichtungen geführt hätten, u. a. im Rahmen des vom ZFMK koordinierten Verbundprojektes GBOL (German Barcode of Life).
Neben den wissenschaftlichen Publikationen präsentiere das ZFMK seine Sammlungs- und Forschungstätigkeit vor allem über Ausstellungen. Der Senat begrüßt, dass das Museum seine Besuchszahlen seit der vergangenen Evaluierung gesteigert habe. Zwar habe das ZFMK seine Leistungen im Ausstellungsbereich verbessert, es erreiche aber noch nicht das Niveau anderer Museen im In- und Ausland, so dass empfohlen wird, eine ambitioniertere Strategie zu entwickeln.
Der Senat verweist abschließend darauf, dass sich das ZFMK momentan in einem umfangreichen Wachstums- und Umstrukturierungsprozess befinde. Bund und Länder hätten im Juni 2020 entschieden, das Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg in die Förderung des Bonner Forschungsmuseums aufzunehmen. Die beiden Institutionen würden ab Januar 2021 das neue „Leibniz-Institut für die Analyse des Biodiversitätswandels“ (LIB) mit den Standorten Bonn und Hamburg bilden. Die Zusammenführung beider Einrichtung unter der Leitung des neuen Generaldirektors in Bonn sei die nun anstehende und herausfordernde Aufgabe für die kommenden Jahre. Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des ZFMK – künftig LIB – fortzuführen.
4) Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Braunschweig (DSMZ)
Das Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) ist eine für die mikro- und zellbiologische Forschung und Anwendung essentielle Forschungsinfrastruktur, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Diese Stellungnahme stützt sich auf eine Bewertung des Instituts im Rahmen eines Ersatzverfahrens, weil pandemiebedingt auf einen Evaluierungsbesuch von Sachverständigen an der Einrichtung verzichtet werden musste.
Die DSMZ erfülle in herausragender Weise ihre umfangreichen Aufgaben in der Pflege und Entwicklung von Sammlungen, den darauf aufbauenden Dienst- und Transferangeboten sowie der sammlungsbezogenen Forschung. Hervorzuheben sei die wichtige Rolle, die die Einrichtung als national und international anerkannte Hinterlegungsstelle für biologische Materialien sowie für Patentzwecke einnehme.
Die DSMZ weise konstant hohe Nutzungszahlen vor, so der Senat. Außerordentlich positiv sei, dass das Institut konsequent zu einer digitalen Bioressource weiterentwickelt werde, was den Bedarfen von Forschung und Anwendung entspreche. Der Senat würdigt außerdem, dass die DSMZ ihre eigenen Forschungsaktivitäten in den vergangenen Jahren maßgeblich gestärkt habe. Es sei ein strategisch wichtiger Schritt gewesen, die Leitungspositionen in drei der vier Sammlungsabteilungen in Professuren umzuwandeln, die dann gemeinsam mit der TU Braunschweig besetzt wurden. Die DSMZ sei auch im Transfer sehr aktiv: Das Leibniz-Institut erarbeite Richtlinien zur Biosicherheit und erbringe wichtige Beratungsleistungen. Der Senat beurteilt die Arbeitsplanungen des Leibniz-Instituts für die kommenden Jahre sehr positiv und empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung der DSMZ fortzusetzen.
Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auch auf den Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/evaluierung/
Hintergrund:
Jede Leibniz-Einrichtung wird regelmäßig extern evaluiert, spätestens alle sieben Jahre. International ausgewiesene Sachverständige bewerten die Leistungen und Strukturen jeder Einrichtung.
Grundlage für die Bewertung ist eine schriftliche Unterlage der Einrichtung, außerdem im Regelfall ein Evaluierungsbesuch am Institut. Soweit derzeit pandemiebedingt Evaluierungsbesuche entfallen müssen, erfolgt die Bewertung über ein Ersatzverfahren mit digitalen Sitzungen und schriftlichen Einschätzungen. Das Ersatzverfahren musste bei der DSMZ erstmals angewendet werden, an den weiteren oben genannten Instituten fanden noch Evaluierungsbesuche statt.
Die Ergebnisse der Begutachtung werden in einem Bewertungsbericht festgehalten, zu dem das bewertete Institut Stellung nehmen kann. Auf dieser Grundlage verabschiedet der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine wissenschaftspolitische Stellungnahme, die in der Regel Empfehlungen zur weiteren Förderung der Leibniz-Einrichtung enthält.
Diese Senatsstellungnahme dient der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) zur Überprüfung der Fördervoraussetzungen. Zusammen mit den Anlagen A (Darstellung der wesentlichen Inhalte und Strukturen der Einrichtung), B (Bewertungsbericht) und C (Stellungnahme der Einrichtung zum Bewertungsbericht) werden die Senatsstellungnahmen auf der Internet-Seite der Leibniz-Gemeinschaft veröffentlicht. Alle an der Bewertung und Beurteilung beteiligten Gremien sind ausschließlich mit Personen besetzt, die nicht an Leibniz-Einrichtungen tätig sind.
Pressekontakt für die Leibniz-Gemeinschaft
Christoph Herbort-von Loeper
Tel.: 030 / 20 60 49 – 48
Mobil: 0174 / 310 81 74
herbort@leibniz-gemeinschaft.de
Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 96 eigenständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen mehr als 20.000 Personen, darunter etwa die Hälfte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.
http://www.leibniz-gemeinschaft.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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