Unternehmen setzen digitale Technologien zur Senkung des Energieverbrauchs trotz zahlreicher Anwendungsmöglichkeiten bisher eher zögerlich ein. Nur ein Drittel der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe und rund ein Fünftel der Unternehmen in der Informationswirtschaft geben Energieeinsparungen als Grund für Digitalisierungsmaßnahmen an.
Diese und weitere Ergebnisse gehen aus der Schwerpunktstudie „Digitalisierung und Energieeffizienz“ hervor, die das ZEW Mannheim gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Consult GmbH (IW Consult) und dem Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) e. V. an der RWTH Aachen im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) erstellt hat.
„Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen hinken in Sachen Energieeffizienz und Digitalisierung tendenziell hinterher. Sowohl die generelle Verbreitung von Maßnahmen zur Optimierung des Energieverbrauchs als auch der Einsatz digitaler Technologien tragen dazu bei, Energieeffizienz zu fördern. Diese Maßnahmen sind allerdings in kleinen und mittleren Unternehmen weitaus weniger verbreitet als in größeren Unternehmen“, erklärt Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des Forschungsbereichs Digitale Ökonomie am ZEW Mannheim und Koautorin der Studie. So haben in der Informationswirtschaft beispielsweise 49 Prozent der großen Unternehmen (100 oder mehr Beschäftigte) in den vergangenen drei Jahren gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Energiebilanz durchgeführt. Bei den mittleren Unternehmen (20-99 Beschäftigte) waren es dagegen 31 Prozent und bei den kleinen Unternehmen (unter 20 Beschäftigte) nur 21 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe waren es 85 Prozent der größeren Unternehmen, 58 Prozent der mittleren und 42 Prozent der kleine Unternehmen, die Maßnahmen zur Verbesserung der Energiebilanz umgesetzt haben.
Dass sich Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz grundsätzlich lohnen, zeigt ein Blick auf den Energieverbrauch der Unternehmen: Rund ein Drittel der Unternehmen, die gezielte Energieeffizienzmaßnahmen durchführten, beobachteten eine Senkung des gesamten Stromverbrauchs. Ohne gezielte Maßnahmen waren es hingegen nur zehn Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 14 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe.
Digitalisierung braucht Energie
„Die Digitalisierung trägt zwar dazu bei, die Energieeffizienz zu verbessern, verbraucht aber auch selbst Energie. Diesen Aspekt sollten Unternehmen bei Digitalisierungsmaßnahmen berücksichtigen. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass auch im Bereich der energieeffizienten Nutzung der IT noch Luft nach oben besteht“, erläutert Dr. Mareike Seifried, Wissenschaftlerin am ZEW Mannheim und Koautorin der Studie. In den vergangenen drei Jahren haben 59 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 53 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe auf die Nutzung energieeffizienterer Hardware gesetzt. Eine weitere Maßnahme zur Steigerung der Energieeffizienz der IT ist die Nutzung von Cloud-Technologien. Die Hardware in Cloud-Rechenzentren ist in der Regel auf einem neueren Stand, zudem profitieren die Rechenzentren von Skaleneffekten. In der Informationswirtschaft haben in den vergangenen drei Jahren 30 Prozent der Unternehmen Cloud-Technologien auf unternehmenseigenen Servern und 41 Prozent der Unternehmen Cloud-Technologien auf fremden Servern genutzt. Im Verarbeitenden Gewerbe liegen diese Anteile mit 27 und 29 Prozent jeweils etwas niedriger. Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von eigenen Rechenzentren und Serverräumen wurden in beiden Wirtschaftszweigen mit 24 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 20 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe seltener genutzt.
Die Studie enthält neben aktuellen Umfrageergebnissen auch einen aktuellen Überblick zum Stand der Forschung sowie Beispiele aus der Praxis. „Sowohl in der Forschung als auch in der Praxis zeigt sich, dass in Sachen Verfügbarkeit und Verarbeitung von Energiedaten Aufholbedarf besteht, um die Potenziale digitaler Technologien für die Erhöhung der Energieeffizienz realisieren zu können“, so Prof. Dr. Irene Bertschek.
Zur Studie
Die Studie ist Teil eines umfassenden Forschungsauftrags zum Thema Digitalisierung, den das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie für einen Zeitraum von zunächst drei Jahren beauftragt hat. Das Projekt „Messung des Digitalisierungsgrades der deutschen Wirtschaft“ wird von einem Projektkonsortium, bestehend aus dem ZEW Mannheim (Konsortialführer), dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V., der Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH, dem Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V. an der RWTH Aachen und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung e.V. durchgeführt.
Rückfragen zum Inhalt
Prof. Dr. Irene Bertschek
Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs
"Digitale Ökonomie"
Tel: +49 (0)621 1235-178
irene.bertschek@zew.de
Dr. Mareike Seifried
Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich
"Digitale Ökonomie"
Tel: +49 (0)621 1235-279
mareike.seifried@zew.de
Download der Studie:
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Digitale-Welt/schwerpunktstudie-d...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Energie, Informationstechnik
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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