idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
08.12.2020 10:17

Eignen sich Klarsichtmasken für den Infektionsschutz?

Christiane Taddigs-Hirsch Hochschulkommunikation
Hochschule München

    Ein Forscherteam der Hochschule München hat die Eignung von Klarsichtmasken als Mund-Nase-Bedeckung untersucht. „Mit unserem Versuchsaufbau können wir genau vermessen, wie die Ausbreitung von Aerosolen durch Masken dieser Art beeinflusst wird“, sagt Prof. Dr. Christian Schwarzbauer, Professor für Medizintechnik und Mediziniformatik an der HM und wissenschaftlicher Leiter dieser Pilotstudie.

    Klarsichtmasken erfreuen sich zunehmender Beliebtheit als Alternative zu konventionellen Mund-Nase-Bedeckungen. Gemäß der aktuellen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung in Bayern, dürfen Masken dieser Art als Mund-Nase-Bedeckung bezeichnet werden, obwohl auf der unteren Seite ein Spalt von einem bis zu mehreren Zentimetern zwischen Gesicht und Maske frei bleibt. Während die Hersteller vor allem den angenehmen Tragekomfort sowie die gute Erkennbarkeit der Mimik bewerben, stehen viele Experten diesem Maskendesign kritisch gegenüber.

    Im BioMedLab der Hochschule München testete Prof. Dr. Christian Schwarzbauer, Professor für Medizintechnik und Medizininformatik an der Fakultät für angewandte Naturwissenschaften und Mechatronik, die Klarsichtmaske eines süddeutschen Herstellers. „Wir haben uns für dieses Modell entschieden, weil es sehr verbreitet ist und zunehmend auch in Schulen und Kitas zum Einsatz kommt“, sagt Schwarzbauer. Die Klarsichtmaske wurde unter realistischen und praxisnahen Bedingungen untersucht. Dabei wurden typische Alltagssituationen berücksichtigt, wie man sie häufig in Schulen, Kitas, Büros oder auch in öffentlichen Verkehrsmitteln vorfindet.

    Beispiel 1: Die Versuchsperson sitzt auf einem Stuhl und atmet durch die Nase aus

    Abbildung 1 zeigt die typische Ausbreitung des Aerosols. Zunächst strömt das Aerosol entlang des Körpers nach unten, wie es auch vom Hersteller beworben wird. Kurz darauf wird das Aerosol nach vorne umgelenkt und dehnt sich dann weit in den Bereich vor der Versuchsperson aus. Eine direkt gegenübersitzende Person wäre dadurch dem ausgeatmeten Aerosol direkt ausgesetzt. Gut zu erkennen ist auch, dass das Aerosol während der Ausbreitung zunehmend nach oben steigt, was durch den typischen Temperaturunterschied zwischen ausgeatmeter Luft und Raumluft begünstigt wird.

    Beispiel 2: Die Versuchsperson geht durch den Raum und hustet dabei

    In diesem Szenario ist eine besonders stake Ausbreitung des Aerosols zu beobachten (siehe Abbildung 2). Durch mehrmaliges Husten entsteht eine ausgedehnte Aerosolwolke (linkes Bild), die sich unmittelbar danach weiter im Raum ausdehnt (rechtes Bild). Die Ausbreitung des Aerosols erfolgt dabei relativ schnell — die beiden Bilder wurden im Abstand von 2 Sekunden aufgenommen. Sitzende Personen auf den Stühlen im Hintergrund wären einer hohen Aerosolkonzentration ausgesetzt, vor allem im Bereich des Gesichts und Oberkörpers.

    Die Ergebnisse dieser Pilotstudie verdeutlichen die Problematik dieses Maskendesigns. „Ohne Zweifel sind diese Masken angenehm zu tragen, einen wirksamen Schutz vor Infektionen bieten sie allerdings nicht“, sagt Schwarzbauer. „Vor allem in geschlossenen Räumen, wie zum Beispiel in Schulen, Kitas, Büros oder öffentlichen Verkehrsmitteln, ist von der Verwendung solcher Masken dringend abzuraten“, ergänzt Prof. Dr. med. Christian Hanshans, Professor für medizinische Grundlagen und Medizintechnik an der HM, der diese Studie als Mediziner und Projektingenieur begleitete.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Gerne kontaktieren Sie Prof. Dr. Christian Schwarzbauer wegen eines Interviewtermins unter christian.schwarzbauer@hm.edu.


    Weitere Informationen:

    https://w3pe-n.hm.edu/fakultaet/personen/p/schwarzbauer/prof__dr__christian_schw...


    Bilder

    Aerosolausbreitung beim Ausatmen durch die Nase. Die Versuchsperson atmet dabei gleichmäßig durch die Nase aus, ohne sich zu bewegen oder zu sprechen
    Aerosolausbreitung beim Ausatmen durch die Nase. Die Versuchsperson atmet dabei gleichmäßig durch di ...
    Christian Schwarzbauer

    Aerosolausbreitung beim Husten. Die Versuchsperson geht durch den Raum und hustet dabei mehrmals
    Aerosolausbreitung beim Husten. Die Versuchsperson geht durch den Raum und hustet dabei mehrmals
    Christian Schwarzbauer


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Aerosolausbreitung beim Ausatmen durch die Nase. Die Versuchsperson atmet dabei gleichmäßig durch die Nase aus, ohne sich zu bewegen oder zu sprechen


    Zum Download

    x

    Aerosolausbreitung beim Husten. Die Versuchsperson geht durch den Raum und hustet dabei mehrmals


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).