Wie Feinde zu Freunden wurden
Ausstellung "Orte des Gedenkens" im Internet erinnert an Ende des Ersten Weltkriegs
Traditionell beginnt am 11. 11. die Faschingssaison. Doch am 11. 11. 1918 war den meisten Deutschen überhaupt nicht nach Lachen zumute: An diesem Tag mußten sie im Wald von Compiègne, unweit von Paris, in dem Eisenbahnsalonwagen 2419 D den Waffenstillstandsvertrag unterzeichnen, der die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg besiegelte. Rund achteinhalb Millionen Menschen waren in diesem Krieg umgekommen, weitere 21 Millionen wurden verwundet.
Auf den Tag genau 80 Jahre ist dies nun her. Franzosen und Deutsche sind seit langem Freunde, kaum ein Verhältnis zwischen zwei Völkern ist so fest wie gerade dieses. Möglich gemacht und besiegelt haben diese Freundschaft zwei große, mit Weitblick gesegnete Politiker: Charles de Gaulle und Konrad Adenauer. Beiden gelang es Anfang der sechziger Jahre, die seit Anfang des 19. Jahrhunderts immer tiefer werdende Feindschaft zwischen den beiden Völkern, die doch gemeinsame, bis in das vierte Jahrhundert zurück reichende Wurzeln haben, zu beenden. Als sei der Erste Weltkrieg nicht Mahnung genug, kam es vorher jedoch zu einem noch weit größeren Schlagabtausch, dem Zweiten Weltkrieg. Auch dabei spielte der Wald von Compiègne noch einmal Rolle, diesmal unter umgekehrten Vorzeichen: Um die Franzosen zu demütigen, zwang Hitler sie am 22. Juni 1940, einen Waffenstillstand zu unterzeichnen - im gleichen Salonwagen mit der Nummer 2419 D, in dem schon 1918 der Vertrag unterzeichnet wurde.
An das Ende des Ersten Weltkriegs und an das furchtbare Blutvergießen von damals wollen Chemnitzer Romanistik-Studenten in einer virtuellen Ausstellung im Internet erinnern. "Orte des Gedenkens - Lieux de mémoire" nennt sich das zweisprachige Projekt, das am 11. November freigeschaltet wird. Es ist unter der Adresse http://www.tu-chemnitz.de/~ubrt/ zu finden. Am gleichen Tag eröffnen die Romanisten um 20 Uhr mit einer kleinen Feierstunde in der Chemnitzer Uni, Reichenhainer Straße 39, Raum 138, eine "greifbare" Ausstellung zum Thema. Hierzu ist jedermann herzlich eingeladen. Die Ausstellung im Netz dauert bis zum 30. März 1998.
Entsprungen ist die Ausstellungsidee einer Studienreise unter der Leitung von Ulrike Brummert (ihr französischer Titel "docteur d'Etat", den sie an der Uni Toulouse I erwarb, ist das Gegenstück zum deutschen "Dr. habil."). Sie führte die Studenten im Juni 1998 zu den Schlachtfeldern in Nordfrankreich und Belgien und ließ sie auch in der Chemnitzer Umgebung nach Orten des Ge-denkens suchen. Gefördert wurde die damalige Reise von der Französischen Botschaft, der Robert-Bosch-Stiftung, dem Studentenwerk Chemnitz-Zwickau und natürlich der Chemnitzer Uni selbst.
Dem Thema angemessen zeigen sich alle Internetseiten in französisch oder in deutsch. Neben Fotos der Kriegsschauplätze findet man auch solche von Soldatenfriedhöfen, Kriegerdenkmälern und Museen, die an den Ersten Weltkrieg erinnern, insgesamt rund 90 Bilder. Dazu kommen besinnliche Gedanken. Außerdem finden sich zahlreiche Links zu den Themen Krieg und Frieden. Das Weltkrieg-I-Projekt ist Teil eines längerfristigen Vorhabens, bei dem die Chemnitzer Studenten den Zusammenhang zwischen Gedächtniskultur und Selbstbild der beiden Völker erforschen.
Weitere Informationen: TU Chemnitz, Philosophische Fakultät, Kultur und Landeskunde der Romanischen Länder, Reichenhainer Str. 39, 09107 Chemnitz, Ulrike Brummert, docteur d'Etat, Tel. 0371/531-4902, Fax 0371/531-4054, e-mail: ulrike.brummert@phil.tu-chemnitz.de
http://www.tu-chemnitz.de/~ubrt/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Informationstechnik, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Musik / Theater, Politik, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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