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18.02.2004 09:05

Erforscht: Einhundert Jahre Design aus Krefeld

Rudolf Haupt M. A. Referat Hochschulkommunikation
Hochschule Niederrhein - Niederrhein University of Applied Sciences

    Der Kunsthistoriker Dr. Werner Schmidt recherchierte die Biographien aller Künstler-Lehrer seit Gründung der Krefelder Kunstgewerbeschule vor 100 Jahren/ Ausstellung "Staffellauf 1904 bis 2004 - Design von Krefeld aus" vom 25. April bis 4. Juli im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum

    "Ich habe sie alle wieder lebendig gemacht, keiner wird vergessen". Dr. Werner Schmidt, Kunsthistoriker und langjähriger Verlagslektor, darf stolz auf seine Recherche sein. Im Auftrag des Fachbereichs Design der Hochschule Niederrhein und mit Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit rekonstruierte er die Biographien aller 75 hauptamtlichen "künstlerischen Lehrpersonen", die seit 1904 das Design aus Krefeld prägten. Das Ergebnis seiner Recherche, von Professorin Dr. Roswitha Hirner zu einer Geschichte der Ausbildung seit Gründung der Handwerker- und Kunstgewerbeschule aufbereitet und durch mehr als 200 repräsentative Werke von mehr als 50 früheren und heutigen Lehrenden ergänzt, ist vom 25. April bis 4. Juli 2004 im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum zu sehen: Die Ausstellung "Staffellauf 1904 bis 2004 - Design von Krefeld aus".

    "Krefeld war ein Nest guter Leute", stellt Schmidt nach fast zweijähriger Forschungsarbeit lapidar fest. Namen wie der des Künstlers Johan Thorn Prikker oder der des Direktors der Werkkunstschule und Architekten Fritz G. Winter sind untrennbar mit der Entwicklung der künstlerisch-gestalterischen Ausbildung in Krefeld verbunden. In Krefeld arbeitende Künstler-Lehrer wurden zu Direktoren von Kunstgewerbeschulen in Weimar, Dessau, Zürich und anderen Hochburgen der Gestaltung berufen. Von Krefeld aus starteten zahlreiche heute international bekannte Absolventen ihre Karrieren, etwa der Maler Markus Lüpertz, der Starfotograf Peter Lindbergh, der Hollywood-Kameramann Michael Ballhaus, der durch den Beatles-Film "Yellow Submarine" berühmt gewordene Illustrator Heinz Edelmann und viele andere. Auch die zur Künstlergruppe "Blauer Reiter" zählenden Maler Heinrich Campendonk und Helmut Macke gehörten bereits im zarten Alter von 16 Jahren zu den Schülern von Thorn Prikker.

    Über die Lehrerpersönlichkeiten gab es im eigenen Haus so gut wie kein Material. Die Akten waren im Krieg nahezu vollständig vernichtet worden. Dr. Schmidt musste sich also auf die Suche nach Zeitzeugen und Familienangehörigen begeben. Dabei halfen ihm Telefon, Computer, das Internet und ein wahrhaft kriminalistischer Spürsinn - und manchmal auch der Zufall. Beim Gang über einen Krefelder Flohmarkt fand er einen Bericht der Schule aus dem Jahr 1911. "Ich bin dann den Namen der Ehemaligen nachgegangen", beschreibt er die Recherche. So auch dem von August Nielsen, der 30 Jahre an der Schule als Maler, Glasmaler und Mosaizist lehrte. Exakt 267 Telefonate waren nötig - "dann hatte ich einen Enkel in München". Eine ebenfalls in Bayern lebende 97-Jährige erinnerte sich, dass Nielsen einen Neffen hatte, der als Psychiater tätig war. Über diesen kam Schmidt dann an ein Foto des Künstlers.

    Oft sind es Hochzeits- oder sonstige Familienfotos, aus denen für Ausstellung und Katalog dann mit hohem technischen Aufwand ein Portraitbild herausgeschnitten und vergrößert wird. Gelegentlich halfen Schmidt sogenannte "Szene-Fotos", die Lehrende beim Unterricht in den Klassen zeigen. Da Schmidt neben den Fotos zugleich nach erhaltenen Kunstgegenständen für die Ausstellung fahndete und davon sich die wenigsten in Museen, sondern in Familienbesitz befinden, reiste er quer durch die Republik. "Die meisten Besuche fanden samstags oder sonntags statt, ich wurde dann in die Familien eingeladen". So auch von Angehörigen des Goldschmieds Julius Svensson, an die Schmidt über eine in Genf veröffentlichte Habilitationsschrift über Jugendstilschmuck geraten war. "Diesen Künstler habe ich komplett 'lebendig' gemacht", freut sich der Kunsthistoriker. Schöne Schmuckstücke erhielt er von Svenssons Urenkeln bei einem Besuch im Saarland. "Aus der Hand gaben sie sie nur, weil sie einen persönlichen Ansprechpartner hatten". Auch viel Persönliches, manche Anekdote und Geschichten zum Schmunzeln von Künstlern aus 100 Jahren hat er erfahren. Das soll auch einmal in einem Buch veröffentlicht werden.

    Viele wertvolle, teilweise hoch zu versichernde Exponate "von Kadow bis Goosens" hat Dr. Schmidt für die Ausstellung zusammengetragen. Neben Bildern und Schmuck auch Skulpturen und Wandteppiche. Die Architekturarbeiten werden größtenteils durch Fotos dokumentiert, weil nur wenige Modelle noch erhalten sind. Leben und Werk sind in mehr als 20 Fällen so verdichtet, "dass man aus ihnen jeweils eine eigene Ausstellung machen könnte", so der Kunsthistoriker. Seine Idee: die Werke der ehemals, heute und in Zukunft Lehrenden gezielt sammeln und in einer eigenen Schausammlung präsentieren. Dann wäre zumindest die Vorbereitung der 150-Jahr-Feier weniger aufwändig als jetzt zum Hundertjährigen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     


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