Der Chemie-Nobelpreisträger Max F. Perutz aus Cambridge (England) wird am Donnerstag, 19. November, im Rahmen der "Rudolf Virchow Vortragsreihe" der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg sprechen.
Mit dieser Vortragsreihe will die Fakultät hochkarätigen Wissenschaftlern ein Forum bieten und die Referenten gleichzeitig mit ihrer Auswahl ehren. Max F. Perutz kommt unter anderem das Verdienst zu, die Raumstruktur des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin aufgeklärt zu haben. Dies war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der entscheidenden wissenschaftlichen Erfolge und wurde 1962 mit dem Nobelpreis für Chemie bedacht, den Perutz zusammen mit John Kendrew erhielt.
Die Entdeckung von Perutz bereicherte nicht nur das Wissen über die Struktur der Proteine und ihre Regulation. Sie hatte auch großen Wert für die Medizin: Erstmals konnte molekular erklärt werden, warum die vielen abnormen Varianten des roten Blutfarbstoffs die normalen Lebensvorgänge stören.
Zudem hat der 84jährige Wissenschaftler in den vergangenen fünf Jahren nochmals ein hochinteressantes Gebiet erschlossen: Er fand einen Zusammenhang zwischen bestimmten Strukturmerkmalen in Proteinen und der Bildung von Proteinaggregaten und -fasern einerseits sowie der Chorea Huntington andererseits. Diese unheilbare Erbkrankheit ist mit Bewegungsstörungen und einem Nachlassen der intellektuellen Fähigkeiten verbunden. Über dieses Gebiet wird Perutz in Würzburg sprechen. Sein Vortrag über "Glutamin-Reihen und neurodegenerative Erbkrankheiten" beginnt um 18.15 Uhr im Hörsaal der Medizinischen Klinik.
Max Ferdinand Perutz, 1914 in Wien geboren, begann das Chemiestudium 1932 in seiner Heimatstadt und entdeckte schon in dieser Zeit sein Interesse für die Biochemie. 1936 begann er seine Doktorarbeit am Cavendish-Laboratorium in Cambridge. In diese Zeit fallen auch seine ersten Arbeiten über die Raumstruktur des Hämoglobins.
Während des Krieges war Perutz bei der englischen Marine. 1947 gründete er dann in Cambridge zusammen mit Kendrew das MRC-Laboratorium für Molekularbiologie, dessen Direktor er bis 1979 war und wo er heute noch tätig ist. Der jetzigen Ehrung durch die Würzburger Virchow-Vortragsreihe sind viele andere vorausgegangen: Seit 1954 ist Max F. Perutz Fellow der Royal Society, die ihm unter anderem ihre höchste Auszeichnung verlieh. 1975 machte ihn die englische Königin zum "Companion of honour", 1988 verlieh sie ihm die "Order of merit".
Der Chemiker Perutz interessiert sich auch für andere Fachgebiete. So arbeitete er in Forschungsstationen der Schweizer Hochalpen am Verhalten der Gletscher sowie an der Kristallstruktur von Schnee und Eis. Außerdem hat er eine schriftstellerische Ader: Er legte Essays über die Wissenschaft und die Wissenschaftler vor, in denen er sich als ehrlicher Beobachter der Zeit und seiner Zeitgenossen erwies.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Ulf R. Rapp, T (0931) 201-5140, Fax (0931) 201-3835, E-Mail:
rappur@mail.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).