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18.01.2021 08:29

Die COVID-19-Impfung – Für Herzpatienten besonders wichtig

Prof. Dr. Michael Böhm Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

    Vor drei Wochen wurden in Deutschland die ersten COVID-19-Impfungen verabreicht. Seitdem wurde gut ein Prozent der Menschen in Deutschland mindestens mit der ersten Dosis geimpft. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) weist darauf hin, dass besonders Patientinnen und Patienten mit Herzerkrankungen ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 haben und daher unbedingt zeitnah geimpft werden müssen.

    Düsseldorf, 18. Januar 2021 – Jeder dritte Mensch, der wegen einer COVID-19-Erkrankung stationär behandelt werden muss, hat kardiovaskuläre Vorerkrankungen. Von denjenigen Patientinnen und Patienten, die mit COVID-19 stationär versorgt werden, leiden 58 Prozent an Bluthochdruck, 28 Prozent an Diabetes, 27 Prozent an Herzrhythmusstörungen und 20 Prozent an einer Herzinsuffizienz. Diese kardiovaskulären Begleiterkrankungen sorgen dafür, dass das Risiko zu versterben mit 13,3 Prozent beinahe doppelt so hoch ist, wie bei im Krankenhaus behandelten COVID-Patienten ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen (Sterblichkeit von 7,6 %). Diese Situation wird nicht nur in Deutschland beobachtet, sondern stellt sich auch in anderen Ländern ähnlich dar. Eine Herzerkrankung erhöht damit das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf mit hohem Sterberisiko auch bei jüngeren COVID-19 Patienten vergleichbar mit Patienten im hohen Lebensalter (> 75 Jahre).

    Herzerkrankte bei der Impfverteilung nur niedrig priorisiert

    Dennoch sind Herzpatientinnen und -patienten in den aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) nur in die vierte von sechs Impfgruppen eingeordnet worden. Lediglich herztransplantierte Personen werden bereits in der dritten Gruppe geimpft. Ihr Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung liegt allerdings auch bei nahezu 40 Prozent und fast neun von zehn der schwer an COVID erkrankten Herztransplantierten versterben.

    „Wir bedauern sehr, dass Menschen mit Herzerkrankungen in Deutschland erst so spät geimpft werden“, sagt DGK-Präsident Prof. Dr. Andreas Zeiher. „Auch wenn unter den älteren Personen, die jetzt geimpft werden, viele Herzpatientinnen und -patienten sind, ist doch der überwiegende Teil der Herzerkrankten nicht über 80 und fällt damit zunächst durch das Impfraster.“ Wer unter den genannten Herzkrankheiten leide, könne besonders von einer Impfung profitieren, betont die DGK. „Eine frühzeitige Impfung von Patienten mit Herzerkrankungen wird auch mittelfristig zu einer deutlichen Entlastung des Gesundheitssystems führen, sind kardiovaskuläre Vorerkrankungen doch mit einer erheblich erhöhten Notwendigkeit für intensivmedizinische Behandlungen im Rahmen von COVID-19 assoziiert“

    Herzpatientinnen und Herzpatienten wird dringend zur Impfung geraten

    Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen sollten sich unbedingt impfen lassen, sobald es möglich ist, rät der Experte. Wer bezüglich der Sicherheit der neuen Impfstoffe noch unsicher sei, kann beruhigt werden: „Der Nutzen der Impfung überwiegt bei weitem die möglichen Nebenwirkungen“, so Zeiher.

    Dies stützen auch die Daten des Paul-Ehrlich-Instituts, die am 14. Januar veröffentlicht wurden. Bisher wurden laut Paul-Ehrlich-Institut, das über alle Verdachtsfälle von Nebenwirkungen der Impfung informiert werden muss, insgesamt 0,53 Verdachtsfälle pro 1000 Impfdosen von unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit der Impfung gemeldet. Der überwiegende Anteil waren Fälle milder Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schmerzen an der Einstichstelle und Müdigkeit. Allergische Reaktionen wurden lediglich bei sechs Personen beobachtet, also bei 0,98 Fällen pro 100.000 Impfdosen oder 0,00098 Prozent. „Die Impfung kann somit als ungefährlich gelten“, bestätigt auch der DGK-Pressesprecher Prof. Dr. Michael Böhm. „Die Rate von anaphylaktischen Ereignissen liegt damit deutlich unter der anderer Medikamente, beispielsweise der viel häufiger verwendeten Antibiotika-Infusionen.“

    Professor Zeiher betont: „Die neuen Impfstoffe sind sicher und gerade für Herzpatientinnen und Herzpatienten ein Segen. Wer kann, sollte die Gelegenheit zur Impfung unbedingt wahrnehmen!“

    Hygiene- und Abstandsregeln einhalten und bei Herzproblemen ärztliche Hilfe suchen

    Gerade bisher nicht geimpfte, herzerkrankte Menschen sollten sich durch die bekannten Maßnahmen wie Reduzierung der Kontakte, Abstand halten, Maske tragen, Händewaschen und regelmäßiges Lüften vor einer Infektion schützen.

    Besonders wichtig ist den Expertinnen und Experten der DGK zudem: Bei jedem Anzeichen von einer Verschlechterung ihrer Herzerkrankung oder akuten kardiovaskulären Ereignissen, beispielsweise Herzinfarkten oder akuter Atemnot, sollte dringend und unverzüglich ein Arzt aufgesucht oder der Rettungsdienst alarmiert werden, denn an keiner anderen Ursache sterben in Deutschland mehr Menschen als an Herzerkrankungen.

    Medienkontakt:
    Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
    Pressesprecher: Prof. Dr. Michael Böhm (Homburg/Saar)
    Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211 600 692 43, Melissa Wilke, Tel.: 0211 600 692 13
    presse@dgk.org

    Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.500 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org
    Wichtige Informationen für Nicht-Mediziner stellt die DGK auf den Seiten ihres Magazins „HerzFitmacher“ zusammen: www.herzfitmacher.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dgk.org/presse


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Die COVID-19-Impfung – Für Herzpatienten besonders wichtig

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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