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19.01.2021 16:07

Gemeinsam Müll am Meeresboden aufspüren, um unsere blinden Flecken zu beseitigen

Folke Mehrtens Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

    Fachleute fassen aktuelle Methoden, Wissen und Anforderungen im ersten umfassenden Übersichtsartikel über Müll am Meeresboden zusammen

    Der Meeresboden bedeckt 70% der Erdoberfläche. Es wird vermutet, dass dort viel des sich global verteilten Plastikmülls finden lässt. Müll am Meeresboden in mehreren Kilometer Wassertiefe aufzuspüren und zu quantifizieren erfordert jedoch den Einsatz von zum Teil sehr aufwendigen Technologien, denn direktes Beobachten wie an Stränden oder der Wasseroberfläche ist dort keine Option. Der standardisierte Einsatz von Unterwassertechnologien ist eine von mehreren Empfehlungen, die 25 internationale Fachleute unter Leitung der Universität Barcelona jetzt in einem Übersichtsartikel in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters zusammenfassen. Sie zeigen auf, wie sich die Forschung zukünftig entwickeln sollte, um Politik und Gesellschaft notwendige Daten und Handlungsoptionen zu geben, mit dem Ziel der zunehmenden Vermüllung der Ozeane entgegenzuwirken.

    Die Basis für die gemeinsame Arbeit legten die Expertinnen und Experten aus 13 verschiedenen Ländern bei einem Workshop, den das European Commission Joint Research Centre (JRC) und das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz- Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) im Jahr 2018 gemeinsam in Bremerhaven organisiert hatten. Sie empfehlen die internationale Abstimmung von Methoden und technische Entwicklungen, um Müll am Meeresboden zu quantifizieren und so Veränderungen und die Ergebnisse von Strategien gegen die Vermüllung zu dokumentieren. Eine der Grundlagen für die Analyse der Verbreitung von Müll am Meeresboden bildeten Daten des AWI LITTERBASE-Portals, initiiert durch Dr. Melanie Bergmann und Dr. Lars Gutow vom AWI, die beide auch an der Studie beteiligt sind. Ihre Karte zeigt das bislang bekannte Ausmaß der Verschmutzung des Meeresbodens inklusive Tiefseeregionen.

    Die Autoren fordern bessere Vergleichbarkeit von Daten. Bildgebende Verfahren und Beifänge aus der Schleppnetzfischerei seien die besten Methoden, um Makromüll zu erfassen, also Müllteile größer als 2,5 Zentimeter. Mit besser harmonisierten Daten soll zukünftig auch die Modellierung vorangetrieben werden, um mehr über Ursachen, Vorkommen und Verteilung von Meeresmüll aussagen zu können. Die Fachleute gehen davon aus, dass sich über die Zeit ein Großteil des globalen Mülls am Meeresgrund anreichert, was sich jedoch bisher wegen mangelnder Beobachtungen noch nicht abschließend wissenschaftlich bestätigen lässt. Verlässliche Daten und fundiertes Wissen sind jedoch nötig, damit beispielsweise die Ziele und Umsetzung der Meeresstrategierahmenrichtlinie und andere internationale Abkommen überwacht werden können. „Wir wollen mit unserer Forschung Handlungsempfehlungen für die Priorisierung von Schutzmaßnahmen geben, um der weiteren Vermüllung der Ozeane mit Plastik entgegenzuwirken“, resümiert AWI-Biologin Melanie Bergmann, deren Hauptforschungsgebiet der Arktische Ozean ist. „Selbst am Meeresboden der Arktis steigen die Mengen an Plastikmüll, wie unsere Beobachtungen am arktischen Tiefseeobservatorium HAUSGARTEN zeigen. So ist der Müll sogar schon dort angekommen, wo nur selten Menschen sind“, erläutert Melanie Bergmann.

    Originalpublikation:
    Miquel Canals, Christopher K. Pham, Melanie Bergmann, Lars Gutow , Georg Hanke, Erik van Sebille, Michela Angiolillo, Lene Buhl-Mortensen, Alessando Cau, Christos Ioakeimidis, Ulrike Kammann, Lonny Lundsten, George Papatheodorou, Autun Purser, Anna Sanchez-Vidal, Marcus Schulz, Matteo Vinci, Sanae Chiba, François Galgani, Danile Langenkämper, Tiia Möller, Tim W. Nattkemper, Sanna Suikkanen, Lucy Woodall, Elias Fakiris, Maria Eugenia Molina Jack, Alessandra Giorgetti: The Quest for Seafloor Macrolitter: A Critical Review of Background Knowledge, Current Methods and Future Prospects. Environmental Research Letters (2021); DOI: 10.1088/1748-9326/abc6d4

    Hinweise für Redaktionen

    Ihre wissenschaftlichen Ansprechpartner im Alfred-Wegener-Institut sind:

    - Dr. Melanie Bergmann, Tel. 0471 4831-1739 (E-Mail: Melanie.Bergmann(at)awi.de)

    - Dr. Lars Gutow, Tel. 0471 4831-1708 (E-Mail: Lars.Gutow(at)awi.de)

    Aufgrund der Corona-Arbeitsregelungen kann es sein, dass unsere Wissenschaftler im Home-Office arbeiten. Wir bitten Sie daher, Interviewanfragen per E-Mail zu schicken (die Pressestelle in cc). Die Kollegen rufen Sie dann schnellstmöglich zurück.

    In der Pressestelle des Alfred-Wegener-Instituts steht Ihnen Dr. Folke Mehrtens, Tel. 0471 4831-2007 (E-Mail: medien(at)awi.de), gerne zur Verfügung.

    Druckbare Bilder und weitere Infos finden Sie in der Online-Version dieser Pressemitteilung unter: https://www.awi.de/ueber-uns/service/presse.html

    Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 19 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.


    Originalpublikation:

    https://doi.org/10.1088/1748-9326/abc6d4


    Bilder

    Müll in der Tiefsee (Framstraße)
    Müll in der Tiefsee (Framstraße)

    Alfred-Wegener-Institut / M. Bergmann, OFOS


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Müll in der Tiefsee (Framstraße)


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