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26.01.2021 13:55

Abgehängte Regionen? Studie untersucht lokale Demokratie in Klein- und Mittelstädten

Laura Marie Garbe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
vhw - Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V.

    Die Bereitschaft lokaler Entscheidungsträger zu partizipativen Prozessen sowie die Verfügbarkeit von Ressourcen sind entscheidende Voraussetzungen, um eine aktive Beteiligung der Stadtgesellschaft an Fragen und Themen der Stadtentwicklung sicherzustellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die das Leibniz-Institut für Länderkunde für den vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. durchgeführt hat.

    Dabei stehen insbesondere kleinere und mittlere Städte abseits der prosperierenden Zentren mit ihren spezifischen Chancen und Herausforderungen für die lokale Demokratie im Mittelpunkt. Lokale und überörtliche Akteure bewegen sich hier in fünf zentralen Spannungsfeldern, zu deren Auflösung die Studie Handlungsempfehlungen gibt.

    Die ungleiche Raumentwicklung und der vermeintliche Gegensatz zwischen überhitzten Ballungsräumen und abgehängten Regionen fand in den vergangenen Jahren große Aufmerksamkeit in Politik und Medien. Vor diesem Hintergrund hat das Leibniz-Institut für Länderkunde im Auftrag des vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. Prozesse lokale Demokratie in Klein- und Mittelstädten untersucht sowie Governance- und Beteiligungsstrukturen analysiert, die diese Prozesse ermöglichen oder einschränken.

    Im Fokus der Fallstudien in Thüringen (Rudolstadt, Sondershausen) und Hessen (Rotenburg a. d. Fulda, Bad Wildungen) standen eine Bestandsaufnahme der an Entscheidungsprozessen beteiligten Akteure und ihres Verständnisses von Partizipation. Zudem haben die Forscher des Leibniz-Instituts für Länderkunde die Charakteristika lokaler Aushandlungs- und Beteiligungsprozesse analysiert und die Auswirkungen der als Peripherisierung bezeichneten Abwärtsspirale aus Abwanderung, Abkopplung, Abhängigkeit und Stigmatisierung auf die lokale Demokratie unter die Lupe genommen.
    Christian Höcke, Wissenschaftler beim vhw und Projektleiter der Untersuchung: „Die Studie zeichnet ein vielschichtiges Bild der kommunalen Situationen und lässt erkennen, dass sich viele der lokalen Akteure für die Stärkung und Entwicklung ihrer Städte engagieren.“

    Zentrale Ergebnisse der Studie:
    Stadtentwicklung und lokale Governance hängen gleichermaßen von strukturellen Rahmenbedingungen wie von den Akteuren vor Ort ab. Die Akteure aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft sowie engagierte Bürger verfügen über eine Vielfalt an Möglichkeiten lokale Demokratie kooperativ zu gestalten. Dabei bewegen sie sich in Spannungsfeldern, die beeinflussen, wie lokale Demokratie mit Leben erfüllt wird.
    Ausgehend von den vier Fallstudien lassen sich fünf dieser Spannungsfelder identifizieren: (1) das Verhältnis zwischen Stadtpolitik, Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft; (2) das Spannungsfeld zwischen Engagementbedarf und Engagementrückzug; (3) das Spannungsfeld zwischen Ansprüchen an Beteiligung und lokale Demokratie und den zur Verfügung stehenden Kapazitäten; (4) das Verhältnis zwischen aktueller wettbewerblicher Fördermittelpolitik und dem Bedarf einer kontinuierlichen Finanzierung und (5) der Handlungsbedarf für Kooperation bei gleichzeitig verteilten Zuständigkeiten auf unterschiedlichen Ebenen.

    Weitere Informationen:
    Das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) in Leipzig analysiert soziale Prozesse aus geographischen Perspektiven und macht gesellschaftlichen Wandel sichtbar. Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und einziges außeruniversitäres Forschungsinstitut für Geographie in Deutschland verbindet das Institut Grundlagenforschung und Wissenstransfer. Mit seinen rund 100 Beschäftigten forscht es unter der Überschrift „Geographien des Regionalen“ zu aktuellen sozialräumlichen Entwicklungen in Europa, insbesondere im östlichen Europa, und in Deutschland.

    Der vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. ist ein gemeinnütziger Verband. Er engagiert sich durch Fortbildung und Forschung in den Handlungsfeldern Wohnen und Stadtentwicklung für die Leistungsfähigkeit der Kommunen, eine vielfältige Bürgergesellschaft sowie die Stärkung der lokalen Demokratie. Die Forschungsabteilung des vhw e. V. untersucht Grundlagen nachhaltiger Stadt- und Quartiersentwicklung, lokale Steuerungs- und Kommunikationsprozesse und arbeitet unmittelbar mit Akteuren vor Ort daran, Teilhabe und Co-Produktion von Stadt in der Praxis möglichst inklusiv zu gestalten und an das repräsentativ-demokratische System anzubinden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Leibniz-Institut für Länderkunde: Franziska Görmar, f_goermar@leibniz-ifl.de
    vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V.: Christian Höcke, choecke@vhw.de


    Originalpublikation:

    Görmar, Franziska / Graffenberger, Martin / Haunstein, Stephan / Lang, Thilo (2020): Lokale Demokratie in Klein- und Mittelstädten unter den Bedingungen von Peripherisierung. Abschlussbericht im Auftrag des vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. Berlin: vhw-Schriftenreihe Nr. 18.


    Weitere Informationen:

    https://www.vhw.de/publikationen/vhw-schriftenreihe/
    https://www.vhw.de/fileadmin/user_upload/08_publikationen/vhw-schriftenreihe-tag...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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