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29.01.2021 13:31

Studie zu negativen Gruppeneinstellungen: Wir gegen die!

Cathrin Becker Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    Oft fühlen sich Menschen als Teil einer Gruppe – und lehnen Personen anderer Gruppen ab. Bisherige Forschung konzentriert sich jedoch fast ausschließlich auf die Mehrheitsbevölkerung. „Wir wollten wissen, wie das bei Deutschen mit Migrationshintergrund ist“, so Hayfat Hamidou-Schmidt von der Universität Duisburg-Essen (UDE). Mit ihrer Kollegin Dr. Sabrina Jasmin Mayer aus der Arbeitsgruppe Empirische Politikwissenschaft nutzen sie Daten der Immigrant German Election Study, bei der je 500 Deutsche mit türkischer sowie post-sowjetischer Zuwanderungsgeschichte befragt wurden. Herausgekommen ist: Sie sind nicht, wie oft angenommen, besonders positiv gegenüber anderen Zugewanderten eingestellt.

    Einmalig an der Studie – sie ist in der Zeitschrift „Political Psychology“* veröffentlicht –, ist der differenzierte Blick auf Menschen mit Migrationserfahrung. Oft werden diese als einheitliche Gruppe mit denselben Einstellungen wahrgenommen. Das sei zu pauschal, meinen die Forscherinnen, zumal in multikulturellen Gesellschaften zuweilen soziale und ethnisch-kulturelle Spannungen entstünden. Oft aufgrund von Vorbehalten gegenüber anderen, die vor oder nach der Zuwanderung entstanden seien.

    „Die Befragten haben zunächst Angaben zu ihrer Zugehörigkeit zu Deutschland, ihrem Herkunftsland und der eigenen Konfession gemacht“, so Mayer. „Anschließend haben wir mit verschiedenen Fragen ihre Einstellung untersucht: gegenüber Deutschen ohne Migrationshintergrund, gegenüber Deutschen mit post-sowjetischem und mit türkischem Migrationshintergrund sowie gegenüber Menschen mit syrischen Wurzeln – stellvertretend für Geflüchtete.“ Das Fazit: Beide Gruppen bewerten grundsätzlich die deutsche Mehrheitsgesellschaft am positivsten und Geflüchtete am negativsten, aber mit unterschiedlichen Abstufungen.

    „So sehen die türkeistämmigen Deutschen syrische Geflüchtete positiver, als es die Gruppe mit post-sowjetischen Wurzeln tut, was wir auf die gemeinsame Religion zurückführen“, erklärt Hamidou-Schmidt. Auch gibt es einen Zusammenhang zwischen der ethnischen Identifikation und der Abwertung anderer. „Je stärker sich jemand als Türke/Kurde begreift, desto negativer nimmt er bzw. sie sowohl die Deutschen als auch andere Zuwanderergruppen wahr.“

    Fühlen sich Deutsche, die aus der Türkei stammen wiederum stark zu Deutschland zugehörig, werden Fremdgruppen selten abgelehnt. Das sei ein interessanter Befund, sagen die Forscherinnen, da ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland bei Personen ohne Migrationshintergrund den gegenteiligen Effekt hat.

    „Bei Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion konnten wir diese Zusammenhänge so nicht feststellen“, so Mayer. „Das liegt vermutlich an der besonderen Konstellation: Sie sind Zugewanderte und ethnische Deutsche zugleich.“ Was hier die Motive sind, andere abzulehnen, müsste weiter untersucht werden. Und auch das sind Fragen für eine mögliche Folgestudie: Gibt es negative Einstellungen gegen die eigene Gruppe, und spielt es eine Rolle, ob jemand eingebürgert ist?

    * Hamidou‐Schmidt, H., & Mayer, S. J. (2020). The Relation Between Social Identities and Outgroup Hostility Among German Immigrant‐Origin Citizens. Political Psychology. Advance online publication.
    DOI: https://doi.org/10.1111/pops.12700

    Redaktion: Cathrin Becker, Tel. 0203/37 9-1488, cathrin.becker@uni-due.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Hayfat Hamidou-Schmidt, Empirische Politikwissenschaft, Tel. 0203/37 9 -3609, Hamidou-Schmidt@uni-due.de


    Originalpublikation:

    https://doi.org/10.1111/pops.12700


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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