idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
02.02.2021 09:23

Pollenanalysen offenbaren gemäßigtes Klima im Nordwesten Deutschlands während des frühen Eozäns

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Senckenberg-Wissenschaftler haben ein etwa 55 Millionen Jahre altes Kohleflöz aus der Zeit des frühen Eozäns im ehemaligen Braunkohleabbaugebiet des niedersächsischen Landkreises Helmstedt untersucht. In ihrer kürzlich im Fachjournal „PLoS ONE“ erschienenen Studie zeigen sie anhand von Pollenanalysen, dass der Nordwesten Deutschlands zu dieser Zeit von einem warm-gemäßigten Klima geprägt war. Dies steht im Unterschied zu anderen Zeitabschnitten des Eozäns, in denen überwiegend ein sehr warmes Treibhausklima vorherrschte.

    Der Landkreis Helmstedt in Niedersachsen ist insbesondere durch Schöningen mit seinen spektakulären archäologischen Funden bekannt – allen voran die etwa 300.000 Jahre alten „Schöninger Speere“. „Aber auch die unter diesen altsteinzeitlichen Schichten im Braunkohlentagebau liegenden Ablagerungen, aus der Zeit des Eozäns, beinhalten höchstspannende Informationen, die uns vieles über die erdgeschichtliche Vergangenheit erzählen können“, erläutert Dr. habil. Volker Wilde vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und fährt fort: „Gemeinsam mit meinen Kollegen Olaf Lenz und Walter Riegel habe ich in dem ehemaligen Tagebau ein Kohleflöz von vor 55 Millionen Jahren mittels Pollenanalyse untersucht.“

    Die Senckenberger untersuchten 56 Proben von drei verschiedenen Stellen des Kohleflözs und fanden dabei fast 200 Arten von fossilen Pollenkörnern, die sie 45 verschiedenen Pflanzengruppen zuordneten und mit statistischen Methoden analysierten. „Wir konnten den überwiegenden Teil dieser Pollen mit bekannten Arten vergleichen und so genaue Vorstellungen über die Vegetation und das Klima des Eozäns vor etwa 55 Millionen Jahren in diesem Gebiet gewinnen“, fügt der Frankfurter Paläobotaniker hinzu. In ihrer Studie zeigen die Wissenschaftler, dass die Pflanzenwelt sich im Laufe der Bildung dieses Kohlenflözes von einer Küstenflora über ein Anfangs- und Übergangsmoor zu einem Endmoor entwickelte – in diesem Zuge nahm die Pflanzenvielfalt zudem signifikant ab.
    „Was uns erstaunt hat: Elemente, die auf eine tropische Vegetation hindeuten, wie es sie über lange Zeiträume im Eozän gab, fehlen weitgehend. Wir schließen daraus, dass vor 55 Millionen Jahren in der Gegend rund um Schöningen für eine gewisse Zeit ein eher warm-gemäßigtes Klima vorherrschte“, fasst Wilde die Ergebnisse zusammen und gibt einen Ausblick: „Gemeinsam mit dem ‚UNESCO Global Geopark Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen .’ und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege in Hannover (NLD) werden wir die Erforschung der erdgeschichtlichen Vergangenheit bei Schöningen weiter vorantreiben“.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. habil. Volker Wilde,
    Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum,
    Tel.: 0177-1663411
    Volker.Wilde@senckenberg.de


    Originalpublikation:

    Lenz OK, Riegel W, Wilde V (2021): Greenhouse conditions in lower Eocene coastal wetlands? Lessons from Schöningen, Northern Germany. PLoS ONE 16(1): e0232861. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0232861


    Bilder

    Pollenkorn eines Buchsbaumgewächses aus Schöningen.
    Pollenkorn eines Buchsbaumgewächses aus Schöningen.
    Senckenberg
    Senckenberg

    Der ehemalige Tagebau Schöningen im niedersächsischen Landkreis Helmstedt.
    Der ehemalige Tagebau Schöningen im niedersächsischen Landkreis Helmstedt.
    Senckenberg
    Senckenberg


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Pollenkorn eines Buchsbaumgewächses aus Schöningen.


    Zum Download

    x

    Der ehemalige Tagebau Schöningen im niedersächsischen Landkreis Helmstedt.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).