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12.02.2021 16:07

Herz-Patienten werden zu spät geimpft – weiterer Anstieg der Übersterblichkeit befürchtet

Prof. Dr. Michael Böhm Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

    In einem offenen Brief kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) die mangelnde Impf-Priorisierung von Herzerkrankten in der Corona-Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums. Zudem fordert sie die Aufrechterhaltung der Ressourcen für die Herzmedizin, um keine weiteren Eingriffe absagen oder verschieben zu müssen. Andernfalls müsse ein weiterer Anstieg der Übersterblichkeit in Deutschland befürchtet werden.

    Düsseldorf, 12. Februar 2021 – Kaum eine andere Vorerkrankung erhöht das Sterberisiko von COVID-19-Patienten so sehr wie eine chronische Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt. An ihr leiden 20 Prozent der im Krankenhaus behandelten COVID-19-Erkrankten. Auch Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen oder Herzklappenerkrankungen sind einem deutlich höheren Risiko ausgesetzt, an COVID-19 zu versterben als andere Personengruppen. Dennoch tauchen Herzpatienten in der kürzlich verabschiedeten Coronavirus-Impfverordnung (CoronaImpfV) erst in der dritten Impfgruppe auf, der ein Anspruch auf eine Schutzimpfung lediglich mit erhöhter, nicht mit höchster oder hoher Priorität eingeräumt wird.

    „Damit wird riskiert, dass die Übersterblichkeit, die COVID inzwischen auch in Deutschland verantwortet, weiter ansteigt“, befürchtet Prof. Dr. Stephan Baldus, zukünftiger Präsident der DGK. In einem offenen Brief hat sich die DGK daher in dieser Woche an die Gesundheitspolitik gewendet und eindringlich vor einer nachrangigen Impf-Priorisierung von Herzpatienten gewarnt.

    Experten beurteilen Impf-Priorisierung als problematisch

    In dem Brief heißt es unter anderem:
    „Die DGK hat in der Vergangenheit wiederholt auf die Bedeutung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen für Prävalenz, Morbidität und Mortalität von COVID-infizierten Patienten hingewiesen. Hinzu kommen „Kollateralschäden“ bei durch COVID verunsicherten Patienten, die dringlich notwendige kardiovaskuläre Therapien nicht in Anspruch nehmen bzw. nehmen können: Jüngere Untersuchungen für Mitteldeutschland zeigen, dass in der Pandemie nicht nur bedeutend weniger Patienten invasiver Diagnostik zugeführt wurden, sondern auch die kardiovaskuläre bzw. kardiale Mortalität erhöht war (1). Eine diese Hochrisikopatienten nachrangig berücksichtigende Impfstrategie macht die Situation für kardiovaskulär erkrankte Patienten nicht besser.“

    Herzmedizinische Eingriffe nicht aufschieben

    Die Experten der DGK weisen außerdem darauf hin, dass die Aufrechterhaltung der Ressourcen für die kardiovaskuläre Medizin alternativlos ist und auch in den kommenden Monaten kraftvoll umgesetzt werden muss. Vor allem kathetergestützte Eingriffe dürften nicht verschoben werden, da diese für die Patienten schonenden Eingriffe mit kurzen Krankenhausaufenthalten im Anschluss an die Prozedur verbunden sind und daher die Ressourcen in der Intensivmedizin schonen. „Eine Beschneidung dieser Eingriffe, die die Prognose unserer Patientinnen und Patienten entscheidend verbessern, wäre fatal und würde die kardiovaskuläre Sterblichkeit, die in Teilen im vergangenen Jahr bereits erhöht war, weiter ansteigen lassen“, so Baldus. „Wir bieten uns zu einem detaillierten Aus-tausch mit den Entscheidungsträgern in der Gesundheitspolitik noch einmal ausdrücklich an.“

    Symptome von Herzerkrankungen ernst nehmen

    Dem derzeitigen Präsidenten der DGK, Prof. Dr. Andreas Zeiher, appelliert darüber hinaus an die Herz-Patientinnen und -Patienten: „Nehmen Sie die Symptome von akuten Herzerkrankungen und auch von Verschlechterungen einer bestehenden Herzerkrankung ernst und begeben sich wenn nötig zeitnah in ärztliche Behandlung oder rufen den Rettungsdienst!“ Die Notfallversorgung sei flächendeckend sichergestellt, betont der Herzmediziner.

    Referenz:

    1. Nef et al. Impact of the COVID-19 pandemic on cardiovascular mortality and catherization activity during the lockdown in central Germany: an observational study. Clin Res Cardiol 2020; 1-10
    2. Offener Brief der DGK an die Gesundheitspolitik

    Medienkontakt:
    Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
    Pressesprecher: Prof. Dr. Michael Böhm (Homburg/Saar)
    Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211 600 692 43, Melissa Wilke, Tel.: 0211 600 692 13
    presse@dgk.org

    Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.500 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org
    Wichtige Informationen für Nicht-Mediziner stellt die DGK auf den Seiten ihres Magazins „HerzFitmacher“ zusammen: www.herzfitmacher.de


    Weitere Informationen:

    https://dgk.org/presse
    https://dgk.org/daten/offener_brief_impf-priorisierung_ressourcen-kardiologie.pd...


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Offener Brief der DGK an die Gesundheitspolitik

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Medizin
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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