Bad Urach: Vorstoß zum heißen Planeten. Bundesumweltminister Jürgen Trittin besucht Deutschlands innovativstes Bohrprojekt im Jahr Hundert des geothermischen Stroms
Einladung zur Festveranstaltung am 27. Februar 2004
99% unseres Planeten sind heißer als 1000 °C, 99% vom Rest heißer als 100 °C. Ein ständiger und gewaltiger Fluss aus Energie strömt aus dem Innern der Erde an die Oberfläche und in den Weltraum ab: In jedem Augenblick mehr als das 2.5fache von dem, was alle Menschen derzeit an Energie verbrauchen. In vulkanischen Gegenden, wo es in relativ geringen Tiefen große Dampflagerstätten gibt, wo in den Boden einsickerndes Wasser immer wieder "aufgekocht" wird, nutzt man diese Quelle sauberer Energie schon seit langem: Der erste geothermische Strom wurde 1904 in Italien erzeugt.
Heiß ist es im Untergrund aber überall. Und wenn man in der Tiefe kein heißes Wasser findet, dann muss man eben kaltes nach unten schaffen, aufheizen und wieder nach oben bringen. Das war und ist die Idee des Hot-Dry-Rock-Verfahrens. In Europa wurde diese bereits Mitte der 70er Jahre aufgegriffen. In Bad Urach ist man seit jener Zeit dabei. Seitdem forscht man in den Stadtwerken als Teil eines weltweiten Verbundes daran, die heißen Tiefengesteine für eine sichere und saubere Energiezukunft zu erschließen. Am Rande der Schwäbischen Alb konnten dabei grundlegende und richtungsweisende Erkenntnisse gewonnen werden. Der Nachweis der Machbarkeit des Verfahrens wurde Mitte der 90er Jahre erbracht, als dem Europäischen Forschungsteam an seinem Standort in Soultz-sous-Forêts im Elsass der technologische Durchbruch gelang.
Auch die Bundesregierung anerkannte die enormen Chancen und Möglichkeiten dieses Verfahrens. Aufbauend auf den bisherigen Ergebnissen, stellte sie Ende 2001 aus dem Haushalt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit 6.5 Millionen Euro erhebliche Mittel aus seinem Zukunfts-Investitions-Programm für ein Pilotprojekt zur Verfügung, an dessem Ende ein Kraftwerk eines völlig neuen Typs stehen soll. Die laufenden Forschungsarbeiten werden von einem Team unter der Federführung der Bad Uracher Stadtwerke vorangetrieben und von der EnBW Energie Baden-Württemberg, Karlsruhe und der Repower Systems AG, Hamburg finanziell unterstützt. Diese Unternehmen erwägen auch, sich für den folgenden Bau des Kraftwerks den Urachern anzuschließen.
Um dem in der Tiefe geschickten Wasser ausreichend Gelegenheit zu geben, sich bis auf 170 °C zu erhitzen, müssen die im Untergrund vorhandenen Risse und Klüfte in einem zusammenhängenden System aufgeweitet und wassergängig gemacht werden. Der erste Teil dieses unterirdischen Wärmetauschers wurde im Sommer 2002 über die bereits vorhandene Forschungsbohrung Urach 3 in einem Bereich zwischen 3.700 und 4.400 m Tiefe mit Hilfe von Wasserdruck erfolgreich erstellt. Dieses System wurde dann im Herbst 2003 erweitert und verbessert.
Mit der zweiten, ebenfalls ca. 4000 m tiefen Bohrung Urach 4 ist das Projekt nun in seine entscheidende Phase getreten: Ist der Bohrmeißel erst einmal soweit in den Untergrund vorgestoßen, soll der zweite Teil des Wärmetauschers im Gestein geschaffen werden und dabei Anschluss an das bereits vorhandene System finden. Damit kann dann Wasser durch die erste Bohrung in den Untergrund verpresst werden, sich dort erhitzen und über die zweite wieder an die Oberfläche gelangen, um eine Turbine zu anzutreiben, Voraussetzung für das erste Erdwärme-Pilotkraftwerk Deutschlands, das die Energie aus heißen Tiefengesteinen für seinen Betrieb einsetzt. Seinen ersten Strom soll es 2005 in das Netz einspeisen. Diese neue Kraftwerksgeneration wird es ermöglichen, den Wärmestrom aus dem Herzen der Erde praktisch überall zu nutzen.
Entscheidend wichtig für die wirtschaftliche Beurteilung eines HDR-Systems ist die genaue Kenntnis über die Möglichkeiten des Wärmeentzugs aus einem im Untergrund geschaffenen Wärmetauscher. Dort beeinflussen komplexe Abläufe und Zusammenhänge zwischen thermischen, hydraulischen und geomechanischen Prozessen die tatsächlich nutzbaren Energieausbeute. HDR-Systeme werden zukünftig weltweit eine bedeutende Rolle bei einer von fossilen Rohstoffen unabhängigen Stromversorgung spielen. Projekte wie Bad Urach machen dabei deutlich, welchen Know-how-Vorsprung sich Deutschland durch seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf einem wichtigen Teilgebiet der erneuerbaren Energien erarbeiten konnte.
Den Besuch von Bundesumweltminister Jürgen Trittin möchten die Uracher auch zum Anlass nehmen, den Vertretern der Presse auf der Bohrstelle einen Einblick in die faszinierende Technik bei der Erschließung geothermischer Energie zu geben. Die Stadtwerke Bad Urach, die EnBW Energie Baden-Württemberg und die REpowerSystems AG laden Sie hiermit herzlich ihrem Festakt am
27.Februar 2004, 16 Uhr, im Kursaal Bad Urach, Haus des Gastes, Bei den Thermen 4.
ein. Über Ihre Teilnahme würde wir uns sehr freuen.
Besichtigungen der Bohrstelle sind gegeben um 14 Uhr , 14:30 Uhr und 15 Uhr.
Parkmöglichkeiten am Haus des Gastes, Kurzer Fußweg durch den Kurpark
Anmeldungen:
Ansprechpartner: Michael Setzen
Tel: 07125 156 110
Fax: 07125 156 102
e-mail: setzen.michael@bad-urach.de
Eine Aufstellung der am HDR-Projekt Bad Urach maßgeblich beteiligten Firmen, Institutionen und Universitäten sowie Bildmaterial finden Sie unter www.geothermie.de / Hot-Dry-Rock-Projekt der Stadtwerke Bad Urach
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Elektrotechnik, Energie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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