idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.02.2021 09:18

„Lebende Plastikkugel“: FH-Absolvent entwickelt nachhaltigen Biokunststoff

Julia Bäumler Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
FH Aachen

    Der Biotechnologe und FH-Absolvent Dr. Moritz Koch hat im Rahmen seiner Promotion eine „lebende Plastikkugel“ entwickelt, die CO₂-neutral in der Produktion und darüber hinaus biologisch abbaubar ist. Diese „lebende Plastikkugel“ ist ein Bakterium (Cyanobakterium), das von Natur aus zu zehn Prozent aus Kunststoff besteht (Polyhydroxybutyrat, kurz PHB). Da der PHB-Anteil von zehn Prozent noch nicht für eine industrielle Weiterverarbeitung genügt, wollte Moritz Koch genau das ändern. Ihm ist es gelungen, den PHB-Anteil in diesen Cyanobakterien auf über 80 Prozent zu steigern. Das Cyanobakterium besteht dann hauptsächlich aus Plastik, lebt aber weiter.

    „Wir haben zwei große ökologische Probleme: den Klimawandel und die Verschmutzung unserer Ökosysteme durch Plastikmüll“, erzählt der Biotech-nologe und FH-Absolvent Dr. Moritz Koch. „Das sollten wir in den Griff kriegen“, fährt er fort. „Deshalb gehe ich mit meiner Idee auf beides ein“. Denn: Moritz Koch hat im Rahmen seiner Promotion eine „lebende Plastikkugel“ entwickelt, wie er sie selbst nennt, die CO₂-neutral in der Produktion und darüber hinaus biologisch abbaubar ist.

    Diese „lebende Plastikkugel“ ist ein Bakterium (Cyanobakterium), das von Natur aus zu zehn Prozent aus Kunststoff besteht (Polyhydroxybutyrat, kurz PHB). Das Interessante an Cyanobakterien sei, dass sie photosynthetisch wachsen: Sie brauchen zum Wachstum vor allem Licht und CO₂. „Von beidem haben wir mehr als genug“, so Koch. Da der PHB-Anteil von zehn Prozent noch nicht für eine industrielle Weiterverarbeitung genügt, wollte Moritz Koch genau das ändern. „Also bin ich zum Ingenieur der Zellen geworden“, erzählt Koch. Er schaltete mit seinem Team Gene an oder aus und betrachtete den Einfluss auf den Stoff-wechsel. Am Ende seien es die Erkenntnisse jahrelanger Grundlagenforschung gewesen, die zusammenkamen und den Durchbruch brachten: Ihm ist es gelungen, den PHB-Anteil in diesen Cyanobakterien auf über 80 Prozent zu steigern. Das Cyanobakterium besteht dann hauptsächlich aus Plastik, lebt aber weiter. Mit diesen „Plastikbakterien“ oder „lebenden Plastikkugeln“ lassen sich nun Kunststoffe produzieren, die klimafreundlich hergestellt werden und nach der Nutzung nicht für hunderte Jahre im Meer schwimmen, sondern abbaubar sind. So beachtet Kochs Bioplastik beide eingangs genannten ökologischen Probleme: Klimawandel und Meeresverschmutzung.

    Begonnen hat der Weg von Moritz Koch als Student am Fachbereich Chemie und Biotechnologie am Campus Jülich der FH Aachen. „Da ging der ganze Spaß los“, sagt er lachend. „Vorher hatte ich keine Ahnung von Biotechnologie. In Jülich wurde meine Leidenschaft entfacht.“ Seine Zeit an der FH habe er vor allem als familiär in Erinnerung. Betreuer seiner Bachelorarbeit war übrigens Rektor Prof. Dr. Marcus Baumann, der damals am Fachbereich lehrte. „Wir haben bis heute Kontakt und das immer sehr herzlich“, so Koch.

    Während seines Bachelorstudiums absolvierte er ein Praxisjahr an der University of California, Berkeley. Später arbeitete er in Israel – ebenfalls mit Cyano-bakterien, da diese häufig in der Wüste vorkommen. Seinen Master und seine Promotion absolvierte er an der Universität Tübingen. Aktuell ist Moritz Koch als Postdoktorand in Vancouver an der University of British Columbia und forscht weiter an Cyanobakterien, damit sie großflächig industriell genutzt werden könnten. Aktuell gebe es aber noch nicht die industrielle Infrastruktur, um die Cyanobakterien im großen Maßstab zu produzieren. Koch hofft, dass sich die Politik und der Markt zunehmend Richtung Nachhaltigkeit bewegen. Um das neue Bioplastik in größerem Maßstab zu produzieren, wurde nun eine Zusammenarbeit mit dem Umweltforschungszentrum Leipzig gestartet.

    „Eine Sache wäre mir noch wichtig“, hakt Moritz Koch am Ende des Gesprächs ein: „Ich glaube, dass diese technische Lösung nur ein kleines Puzzleteil zur Lösung des Gesamtproblems ist. Bis eine meiner Bioplastiktüten übers Band rollt, vergehen sicher noch fünf bis zehn Jahre. Die Meere sind aber jetzt schon verschmutzt, wir müssen jetzt etwas tun. Beim Thema Müll, und vor allem auch beim Klimawandel.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Moritz Koch


    Originalpublikation:

    https://www.fh-aachen.de/pressestelle/pressemitteilungen


    Weitere Informationen:

    https://www.fh-aachen.de/pressestelle/pressemitteilungen


    Bilder

    Dr. Moritz Koch mit Cyanobakterien
    Dr. Moritz Koch mit Cyanobakterien
    Niels Neumann
    Niels Neumann


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Dr. Moritz Koch mit Cyanobakterien


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).