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17.02.2021 11:38

Auswirkungen digitaler Medien auf gesellschaftlich relevante Themen

Mechtild Freiin v. Münchhausen Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover

    Drei neue Forschungsprojekte an der Leibniz Universität Hannover untersuchen den Einfluss digitaler Medien im Kontext von Klimawandel, Verkehr und Justiz

    Wie verändert die Digitalisierung die Gesellschaft? An der Leibniz Universität Hannover (LUH) starten drei Forschungsprojekte, die vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung für drei Jahre im Programm „Die digitale Gesellschaft – Entwicklungen erforschen, Perspektiven entwickeln, digitale Methoden und Daten nutzen“ gefördert werden. Zwei Projekte legen einen Schwerpunkt auf soziale Medien als Problem der digitalen Gesellschaft.

    Social Media und Klimawandel

    Im Projekt „Social Media and Climate Change: Usage, Literacies, and Interventions from the Perspective of Science Education (SoMeCliCS)“ geht es um die Auswirkungen von sozialen Medien im Kontext Klimawandel. Das Projekt erhält eine Förderung von 649.700 Euro und ist angesiedelt am Institut für Didaktik der Naturwissenschaften. „Der Klimawandel ist für alle Naturwissenschaftsdidaktiken ein relevantes Thema und wird vielfach in sozialen Medien diskutiert“, sagt Projektleiter Dr. Alexander Büssing. Bisher gebe es jedoch nur wenige empirisch belegte Konzepte, wie Schülerinnen und Schüler auf kompetentes Handeln in sozialen Medien vorbereitet werden können. „Dabei hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig diese Kompetenzen sind, um gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen“, so Büssing.

    Das Projekt untersucht dafür die Nutzung sozialer Medien, die benötigten Kompetenzen sowie Möglichkeiten, diese Kompetenzen zu fördern. Als Forschungsmethoden ist neben den klassischen Verfahren der Literaturanalyse und der Befragung der Einsatz einer App geplant, die die Nutzung des eigenen Smartphones nachvollziehbar macht. Darüber hinaus wird ein Eye-Tracking-System verwendet, mit dem die Reaktionen auf ausgewählte Inhalte aus sozialen Medien untersucht werden können. Beteiligt sind Forschende der Biologiedidaktik (Dr. Alexander Büssing und Prof. Dr. Kerstin Kremer), Chemiedidaktik (Prof. Dr. Andreas Nehring) und Physikdidaktik (Prof. Dr. Gunnar Friege), die bei der Nutzung der innovativen Forschungsmethoden durch das Forschungszentrum L3S (Prof. Dr. Wolfgang Nejdl) unterstützt werden. Der Schwerpunkt der Studien liegt auf Schülerinnen und Schülern; betrachtet werden aber auch ältere Menschen wie (Lehramts-)Studierende als mögliche Multiplikatoren. Ausgewählte Erkenntnisse sollen zuletzt ebenfalls auf die allgemeine Bevölkerung generalisiert werden. Zur Kommunikation und Diskussion der Ergebnisse werden eine Tagung durchgeführt sowie ein Sammelband publiziert.

    Digitalisierung und Mobilität

    Der zunehmende Einsatz von Apps für den Zugang zum öffentlichen Nahverkehr ändert, wer diese Dienste wie nutzt. „Das ist nicht unbedenklich, da dadurch vulnerable Gesellschaftsgruppen, die solche Apps nicht nutzen können oder wollen, diskriminiert werden können“, erklärt Dr. Kerstin J. Schäfer (Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie). Sie leitet gemeinsam mit Prof. Dr. Christiane Meyer (Institut für Didaktik der Naturwissenschaften) das Projekt „Societal Transformation in a Digital Society – Raising Awareness for the Participation in a Sustainable and Inclusive Mobility Transition“, das mit 648.100 Euro gefördert wird. Es zielt darauf, den Entwicklungs- und Implementierungsprozess solcher Apps zu untersuchen, um die Schritte im Prozessverlauf zu ermitteln, an denen eine Beteiligung durch Bürgerinnen und Bürger notwendig wäre. Außerdem werden in einer Befragung die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer genauer untersucht, vor allem von Älteren und ökonomisch benachteiligten Personen.

    „Im Zusammenhang mit einer Bildung für nachhaltige Entwicklung ist von Bedeutung, jungen Menschen diese Problematik der Mobilitätswende bewusst zu machen“, betont Meyer. Deswegen führt das Projektteam Fokusgruppen mit Jugendlichen durch sowie Interviews mit Lehrkräften und Multiplikatoren im Bildungsbereich. Alle diese Gruppen werden zudem in einem transdisziplinären Workshop zusammengebracht, um gute Lösungen einer nachhaltigen und inklusiven Mobilitätswende zu diskutieren. Die Untersuchungsräume im Projekt sind Hannover und Hamburg, wo mit Partnern wie der Region Hannover und dem Hammerbrookly Youth Innovation Center zusammengearbeitet wird. Das Projekt ist an das Forschungszentrum „TRUST Räumliche Transformation – Zukunft für Stadt und Land“ der LUH angebunden.

    Social Media und Rechtsstaatlichkeit

    Die sozialen Medien verändern den politischen Diskurs: Politische Akteure können mit der Öffentlichkeit kommunizieren, ohne auf Zeitungen oder Rundfunk angewiesen zu sein. Mit diesem Themenfeld befasst sich das Projekt „Courts Under Pressure: How Social Media Change Political Discourse About the Rule of Law in Modern Democracies“, das mit 507.800 Euro gefördert wird. „Vor allem Rechtspopulisten haben von der sich verändernden Medienlandschaft profitiert“, sagt Prof. Dr. Christoph Hönnige, der das Projekt gemeinsam mit Dr. Philipp Köker (beide Institut für Politikwissenschaft) und Prof. Dr. Dominic Nyhuis, (University of North Carolina) leitet. „Populisten können ihre Verachtung der unabhängigen Justiz durch die sozialen Medien auf eine Art und Weise verbreiten, die mit Journalistinnen und Journalisten als Gatekeepern nicht möglich war.“

    Wie soziale Medien missbraucht werden, um die Rechtsstaatlichkeit zu untergraben, sei vor allem für neue Demokratien besorgniserregend, in denen unabhängige Justizbehörden als letzte Verteidigungslinie gegen autoritäre Tendenzen angesehen werden. Das Projekt vergleicht Verhandlungen vor Obersten Gerichtshöfen in Deutschland, Großbritannien, Polen und Estland über einen Zeitraum von zehn Jahren. Das Forschungsteam analysiert den Inhalt von Printmedien sowie die Nutzung sozialer Medien durch politische Akteure. Hierfür nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Webdatenerfassung und eine automatisierte Textanalyse, um rechtsstaatliche Diskurse systematisch nachzuvollziehen. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, Journalistinnen und Journalisten für ihre Abhängigkeit von sozialen Medien für ihre Berichterstattung zu sensibilisieren.

    Hinweis an die Redaktion:
    Für weitere Informationen stehen Ihnen die Projektleitungen gern zur Verfügung:

    Social Media and Climate Change:
    Dr. Alexander Büssing, Institut für Didaktik der Naturwissenschaften, Telefon 0511 762-14066, E-Mail buessing@idn.uni-hannover.de

    Societal Transformation in a Digital Society:
    Prof. Dr. Christiane Meyer, Institut für Didaktik der Naturwissenschaften, Telefon 0511 762-18814, E-Mail meyer@idn.uni-hannover.de
    Dr. Kerstin J. Schäfer, Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie, Telefon 0511 762-19403, E-Mail schaefer@wigeo.uni-hannover.de

    Courts Under Pressure:
    Prof. Dr. Christoph Hönnige, Institut für Politikwissenschaft, Telefon 0511 762-5454, E-Mail c.hoennige@ipw.uni-hannover.de
    Dr. Philipp Köker, Institut für Politikwissenschaft, Telefon 0511 762-4917, E-Mail p.koeker@ipw.uni-hannover.de


    Bilder

    Auswirkungen digitaler Medien auf gesellschaftlich relevante Themen
    Auswirkungen digitaler Medien auf gesellschaftlich relevante Themen

    Gerd Altmann/Pixabay


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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