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18.02.2021 18:48

COVID-19-Tote weltweit: Menschen unter 75 verlieren am meisten Lebenszeit

Silvia Leek Öffentlichkeitsarbeit und Pressestelle
Max-Planck-Institut für demografische Forschung

    Um die Folgen der COVID-19-Pandemie auf die Sterblichkeit richtig einzuschätzen, reicht es nicht aus, die Toten zu zählen. Deshalb hat ein internationales Forschenden-Team 1,2 Millionen Todesfälle aus 81 Ländern ausgewertet, um herauszufinden, wie alt die Menschen waren, die an COVID-19 gestorben sind – und damit, wie stark ihre Leben im Vergleich zur durchschnittlichen Lebenserwartung verkürzt wurden.

    Rostock. Nach Schätzungen der Forschenden kostete die Pandemie bislang 20,6 Millionen Lebensjahre. „Menschen in der Mitte ihres Lebens und im frühen Rentenalter tragen im weltweiten Vergleich den größten Anteil an den insgesamt verlorenen Lebensjahren“, sagt Mikko Myrskylä, Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock. Zusammen mit Héctor Pifarré i Arolas von der Universitat Pompeu Fabra in Spanien leitete er das internationale Wissenschaftler*innen-Team.

    Sind die meisten Menschen, die versterben, sehr betagt, geht man davon aus, weniger Lebensjahre zu verlieren als im Falle vieler junger Toter. Im globalen Durchschnitt entfallen nur knapp 25 Prozent der verlorenen Lebensjahre auf Verstorbene, die älter als 75 Jahre waren. Rund 45 Prozent der Lebensjahre haben Menschen im Alter zwischen 55 und 75 Jahren verloren. Die Bevölkerung unter 55 Jahren trägt einen Anteil von rund 30 Prozent. Damit entfallen 75 Prozent der verlorenen Lebensjahre auf Menschen, die jünger waren als 75 Jahre.

    Das steht im deutlichen Gegensatz zur häufig verbreiteten Meinung, dass nur Menschen an COVID-19 stürben, die sowieso nur noch wenige Jahre zu leben hätten. „Deshalb sollten auch Maßnahmen ergriffen werden, die jüngere Teile der Bevölkerung schützen“, sagt Mikko Myrskylä.

    Ein Blick auf die Details zeigt: In Ländern mit hohen Einkommen trägt die älteste Bevölkerungsgruppe über 75 Jahren meist über die Hälfte der verlorenen Lebensjahre. Genau umgekehrt ist dieses Bild in Ländern mit mittleren und niedrigen Löhnen. Hier ist der Anteil der verlorenen Lebensjahre in der jüngsten Bevölkerungsgruppe unter 55 Jahren größer.

    Besonders deutlich tritt die COVID-19 Sterblichkeit in diesem Vergleich hervor: In besonders betroffenen Ländern, wie Italien und den USA, verlor die Bevölkerung bis zu neun Mal mehr Lebensjahre, als während einer durchschnittlichen Grippe-Saison.

    Sterblichkeit mit passender Methode erfassen

    Über geeignete Methoden, die COVID-19-Sterblichkeit möglichst genau zu erheben, wird viel diskutiert. „Jede Methode hat ihre eigenen Stärken und Schwächen“, sagt Mikko Myrskylä.

    Über das MPIDR

    Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock untersucht die Struktur und Dynamik von Populationen. Die Wissenschaftler*innen des Instituts erforschen politikrelevante Themen wie den demografischen Wandel, Altern, Geburtendynamik und die Verteilung der Arbeitszeit über die Lebensspanne, genauso wie den digitalen Wandel und die Nutzbarmachung neuer Datenquellen für die Erforschung von Migrationsströmen. Das MPIDR ist eine der größten demografischen Forschungseinrichtungen in Europa und zählt international zu den Spitzeninstituten in dieser Disziplin. Es gehört der Max-Planck-Gesellschaft an, der weltweit renommierten deutschen Forschungsgemeinschaft.

    http://www.demogr.mpg.de

    Kontakt

    Silvia Leek – MPIDR Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    TELEFON +49 381 2081 – 143
    E-MAIL presse@demogr.mpg.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Mikko Myrskylä – MPIDR-Autor des Artikels (spricht Englisch und Deutsch)
    TELEFON +49 381 2081 – 118
    E-MAIL sekmyrskyla@demogr.mpg.de


    Originalpublikation:

    Pifarré i Arolas, H., Acosta, E., López Casasnovas, G., Lo, A., Nicodemo, C., Riffe, T., Myrskylä, M.: Years of life lost to COVID-19 in 81 countries. Scientific Reports (2021). https://www.nature.com/articles/s41598-021-83040-3; DOI: https://doi.org/10.1038/s41598-021-83040-3


    Weitere Informationen:

    https://www.demogr.mpg.de/go/COVID19-Verlorene-Lebensjahre


    Bilder

    Ländervergleich: COVID-19-Verstorbene
    Ländervergleich: COVID-19-Verstorbene

    MPIDR


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Ländervergleich: COVID-19-Verstorbene


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