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22.02.2021 15:44

Wahnsinn, Medien, Milieus – Forschungsvorhaben erhält umfangreiche Förderung der VolkswagenStiftung

Claudia Weinreich Universitätskommunikation
Bauhaus-Universität Weimar

    Die Literatur- und Medienwissenschaftlerin Dr. Elena Vogman erhält ab 1. Juni 2021 das renommierte Freigeist-Stipendium der VolkswagenStiftung. Ihr Forschungsprojekt »Madness, Media, Milieus. Reconfiguring the Humanities in Postwar Europe« wird über sechs Jahre an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar mit rund 1,2 Millionen Euro gefördert.

    Die Freigeist-Fellowships der VolkswagenStiftung werden an ungewöhnliche und mutige Nachwuchsforscherinnen und -forscher aus allen Fachgebieten vergeben. Dr. Elena Vogman setzte sich mit ihrem Vorhaben gegen 100 weitere Projekteinreichungen durch und ist ab Juni 2021 eine von neun neuen Freigeist-Fellows. Sie wird den Fachbereich Medienwissenschaft an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar verstärken und dabei vor allem zum hochaktuellen Themenfeld der »Medienökologie« beitragen. Medienökologie untersucht die Rolle, die die Medien in unserer Umwelt spielen, zeigt aber auch, wie sie zur Bewältigung ökologischer Probleme beitragen können.

    Die Rolle von Medien und Kunst in der institutionellen Psychotherapie

    Ausgangspunkt des Projekts ist die Annahme, dass Medien die Umwelt, in der wir uns bewegen, maßgeblich formen und verändern: von geopolitischen Landschaften über technische Infrastrukturen bis zu hin unserer intimsten Lebenswelt. Diese Annahme soll mit Blick auf die Tradition der »Institutionellen Psychotherapie« untersucht werden, einer psychiatrischen Reformbewegung, die vor allem in Frankreich verwurzelt ist. Das besondere Kennzeichen dieser Bewegung war der Rückgriff auf Medien in der Behandlung von psychisch Kranken – von Zeitungen über Photographien bis zu Theater und Film.

    Das lässt sich an Psychiatern wie François Tosquelles und Jean Oury ebenso zeigen wie bei dem Pädagogen Ferdinand Deligny und politischen Aktivisten wie Frantz Fanon und Félix Guattari, die ebenfalls der Institutionellen Psychotherapie verpflichtet waren. Guattari benutzte in den 1950er Jahren etwa ein Tonband, um die Gespräche mit seinen Patienten aufzuzeichnen und auszuwerten.

    Auf Grundlage neu entdeckter Archive untersucht die von Dr. Elena Vogman geleitete Forschergruppe die Rolle der Medien in klinischen Kontexten. Zugleich wird analysiert, wie sich diese Medien-Milieu-Praktiken auf die philosophischen und humanwissenschaftlichen Diskurse im Europa der Nachkriegszeit ausgewirkt haben. Neben entsprechenden Veröffentlichungen werden die Projektergebnisse im Rahmen einer Ausstellung dokumentiert werden, die bislang unbekanntes Film- und Bildmaterial zeigen wird.

    Medienökologie als bindendes Glied

    »Madness, Media, Milieus. Reconfiguring the Humanities in Postwar« zielt darauf ab, Beiträge zur Entwicklung einer kritischen Ökologie der Medien zu liefern. Während ihrer Zeit an der Fakultät Medien plant Dr. Vogman daher Kooperationen mit ähnlich interessierten Weimarer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, etwa mit Dr. Henning Schmidgen, Professor für »Theorie medialer Welten«, der bereits umfangreich zu Guattari gearbeitet hat, Dr. Bernhard Siegert, Professor für »Geschichte und Theorie der Kulturtechniken« und Leiter eines Forschungsprojekts über Computer-Umwelten, sowie Dr. Christiane Voss, Professorin für »Philosophie der audiovisuellen Medien« und derzeit Sprecherin des DFG-Graduiertenkollegs »Medienanthropologie«.

    Über Elena Vogman:
    Dr. Elena Vogman ist Literatur- und Medienwissenschaftlerin. Sie verfasste ihre Dissertation zum Thema »Sinnliches Denken. Eisensteins exzentrische Methode« (2018) und publizierte »Dance of Values. Sergei Eisenstein’s Capital Project« (2019). Sie forschte als Postdoc im DFG-Projekt »Rhythmus und Projektion« am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin sowie am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) der Bauhaus-Universität Weimar. Aktuell ist sie Visiting Assistant Professor für Geschichte an der New York University in Shanghai.

    Über das Freigeist-Fellowship:
    Mit diesem Stipendium fördert die VolkswagenStiftung junge Forschungspersönlichkeiten, die nicht nur über eine herausragende fachliche Expertise verfügen, sondern auch über die Grenzen der eigenen Fachdisziplin hinausblicken und kritisches Analysevermögen mit neuen Perspektiven und Lösungsansätzen verbinden.

    Kontakt:
    Juliane Seeber, M.A.
    Referentin Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
    Bauhaus-Universität Weimar
    Fakultät Medien
    Bauhausstraße 11
    99423 Weimar

    Tel.: +49 (0) 36 43/58 37 06
    Fax: +49 (0) 36 43/58 37 01
    E-Mail: presse@medien.uni-weimar.de


    Weitere Informationen:

    https://www.volkswagenstiftung.de/unsere-foerderung/unser-foerderangebot-im-uebe... - Weitere Informationen zum Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung
    http://www.uni-weimar.de/madness-media-milieus - Weitere Informationen auf der Website der Bauhaus-Universität Weimar


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

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