Workshop zur Landoberflächenkartierung vom 2.-4. März an der Friedrich-Schiller-Universität
Jena (25.02.04) Blaue Flächen sind auf Landkarten immer Wasserflächen. Dieser Standard hat sich seit dem Aufkommen der Karten vor etwa 6.000 Jahren weltweit etabliert. Wenn auf Satellitenkarten, die erst seit wenigen Jahrzehnten existieren, eine blaue Fläche abgebildet ist, dann hängt deren Bedeutung sowohl vom messenden Satelliten als auch vom umsetzenden Bildbearbeiter ab. Um solche international unterschiedlichen Standards zu harmonisieren, haben sich vor einigen Jahren die Fernerkundungsexperten und Raumfahrtagenturen unter der Leitung der kanadischen Wald-Behörde (Canadian Forest Service) in dem Programm GOFC-GOLD (Global Observation of Forest Cover - Global Observation of Land Dynamics) zusammengeschlossen. Die globale Kartierung der Landoberflächen sowie ihrer Veränderungen ist das Ziel dieser internationalen Initiative.
Das neue Zentrum für die europäische Beteiligung liegt seit Monatsbeginn an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. An der Professur für Fernerkundung in der Geographie ist ein Projektbüro zur "Global Landcover Implementation", der Umsetzung globaler Landoberflächenkartierung von der europäischen Weltraumagentur ESA eingerichtet worden. Die offizielle Eröffnung des ESA-Büros wird von einem Workshop begleitet, der vom 2.-4. März ca. 30 internationale Erdbeobachtungsexperten in Jena zusammenführt.
"Jena ist damit Knotenpunkt eines globalen Netzwerks zur Landoberflächenkartierung", bringt es Prof. Dr. Christiane Schmullius auf den Punkt. Die Fernerkundungsexpertin von der Friedrich-Schiller-Universität leitet nicht nur das Jenaer Büro, sondern steht auch gemeinsam mit ihrem amerikanischen Kollegen Prof. David Skole von der Michigan State University dem Kartierungsprojekt vor. Dabei soll mit Hilfe möglichst aller vorhandenen Satelliten die dynamische Veränderung der Erdoberfläche aufgezeichnet und ausgewertet werden. Diese exakte Bestandsaufnahme von natürlicher Vegetation sowie dem Eingriff des Menschen durch Siedlungsentwicklung und land- oder forstwirtschaftliche Nutzung trägt zum Verständnis des globalen Kohlenstoffkreislaufs und den damit verbundenen Klimaveränderungen bei. Außerdem unterstützt dies eine nachhaltige Ressourcennutzung.
Hier beginnt eine weitere Aufgabe des ESA-Projektbüros, denn noch sind die verschiedenen Satellitensignale und Auswertungsmethoden nicht standardisiert und damit vergleichbar. Die existierenden Großprojekte zur globalen Kartierung arbeiten mit den Satelliten ihrer Heimatländer, z. B. NASA-Forscher mit den amerikanischen Landsat- und MODIS-Daten, EU-Forscher mit den französischen SPOT Vegetations- oder europäischen ENVISAT-Aufnahmen. Prof. Schmullius hat durch ihre langjährigen Projekte bei der Kartierung des sibirischen Waldes bereits Erfahrungen mit der Integration unterschiedlicher Satellitensignale. Dieses unabhängige Jenaer Know-how und ihr diplomatisches Geschick sollen nun in das internationale Projekt einfließen. Jena wird damit zur Brücke zwischen den Weltraumorganisationen, der EU und UN sowie dem Rest der (Satelliten-)Welt. Und sie könnte es für lange Zeit bleiben, ist Prof. Schmullius optimistisch: "Wenn wir unseren Job gut machen, dann ist das keine Eintagsfliege, sondern Aufgabe für zehn Jahre und mehr".
Grundlagen dafür wird bereits der Workshop legen. "Wir haben dann hier die Experten, die die Welt kartieren", freut sich Schmullius. Während der Tagung soll nicht nur aufgelistet werden, welche Satellitenprojekte weltweit überhaupt betrieben werden und welcher Satellit welche Daten liefern kann. Außerdem wird begonnen, die Langzeit-Strategie festzulegen, mit der die Produkte harmonisiert und die zukünftige Kartierung vereinheitlicht werden soll. Damit in naher Zukunft - und nicht erst in 6.000 Jahren - weltweit gilt: Dieses Braun kennzeichnet auf jeder Satellitenkarte eine Landnutzung mit festgelegten Merkmalen.
Kontakt:
Prof. Dr. Christiane Schmullius / Dipl.-Geogr. Kathleen Neumann
Institut für Geographie der Universität Jena
Löbdergraben 32, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948887 oder 948877
Fax: 03641 / 948882
E-Mail: c.schmullius@uni-jena.de oder c3neka@uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften, Tier / Land / Forst
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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