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12.11.1998 00:00

Die Universität des Saarlandes wird 50 Jahre alt

Claudia Brettar Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Vielfacher Grund zum Feiern:
    1948 Gründung mit der Hilfe Frankreichs, hohe Frankreich- und Europakompetenz aus Tradition - Renommee in modernen Schlüsselwissenschaften wie Informatik, Kognitionswissenschaft, Neue Materialien und Medizinische Molekularbiologie - Wissenschaft, die sich neu formiert - Aufbruch zu einer Organisationsreform - Durchgreifende Studienreform - Erfolgreiche Unterstützung von Existenzgründungen aus der Universität - Jubiläumsveranstaltungen vom 17. - 20. November 1998

    Die Universität des Saarlandes wird 50 Jahre alt

    Jubiläumsveranstaltungen

    Die Veranstaltungen zum 50jährigen Bestehen der Universität des Saarlandes gehen ihrem Höhepunkt entgegen: Vom 17. - 20. November treffen sich ehemalige Studierende, Angehörige, Partner und Freunde der Universität zu einem vielseitigen Jubiläumsprogramm.

    Der besondere Gast des Festaktes am 19.11. ist die EU-Kommissarin für Forschung und Entwicklung Dr. Edith Cresson. Thema ihres Festvortrags: "L'innovation: la clé pour le succés de demain".

    Als weiteren Höhepunkt lädt die Universität zu einer Zukunftswerkstatt mit Robert Cailliau ein. "History and Future of the Web" lautet das Thema, zu dem der Wissenschaftler vom CERN in Genf, einer der beiden Entwickler des World Wide Web, am 18.11. spricht.

    Den Auftakt zur Jubiläumswoche markieren am 17.11. ein Forschungsmarkt sowie eine Podiumsdiskussion mit Studierenden der frühen Jahre.

    Mit der Verleihung der Ehrensenatorenwürde an Persönlichkeiten, die sich um die Universität in besonderer Weise verdient gemacht haben, sowie einem Ball, zu dem Studierende gemeinsam mit dem Universitätspräsidenten einladen, finden die Jubiläums-Feierlichkeiten am 20.11. ihren Abschluß.
    (Termine im Internet: http://www.uni-sb.de/50-Jahre/festwoche.html)

    1948 Gründung mit der Hilfe Frankreichs,
    hohe Frankreich- und Europakompetenz aus Tradition

    Wenn am 19. November im Rahmen des Festaktes auch die Verleihung des ersten Doktor-Titels erfolgt, der gemeinsam von einer deutschen und einer französischen Universität vergeben wird, so dürfte das so ganz im Sinne der Gründungsväter der Universität des Saarlandes geschehen. Mit auf den Weg gegeben hatten diese ihr von Anfang an, um ein Dokument der damaligen Zeit zu zitieren, die Bestimmung eines "foyer de culture, qui permette d'assurer une transition entre deux civilisations opposées jusqu' ici".

    Es war der 15. November 1948, als die Universität des Saarlandes unter dem Rektorat des französischen Physikers Prof. Jean Barriol im Saarbrücker Stadtwald für etwa 800 Studierende die Tore öffnete (heute zählt die Universität insgesamt 18.000 Studierende). Die saarländische Sondersituation jener Zeit - politisch teilautonom, in Wirtschafts- und Währungsunion eng mit Frankreich verbunden - prägte die frühen Jahre des Aufbaus. Es entstand eine zunächst zweisprachige Universität mit europäischer Ausrichtung. Beispielhaft erwähnt sei das 1951 gegründete Europa-Institut. Heute werden an ihm rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Aufbaustudiengänge angeboten, die neuerdings vom Auswärtigen Amt und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft als Musterstudiengang "Europawissenschaften" gefördert werden.

    Internationale Ausrichtung mit einem ausgeprägten europäischen Profil und besonderen Beziehungen zu Frankreich gehören nach wie vor zu den Markenzeichen der Universität des Saarlandes. Damit bietet sie auch ideale Voraussetzungen, die zwischen den Regierungen von Frankreich und Deutschland bereits vereinbarte Gründung einer Deutsch-Französischen Hochschule in ihrem Umfeld anzusiedeln, was auch von ihren Partner-Universitäten in der europäischen Region Saar-Lor-Lux empfohlen wird.
    Als einzige Universität außerhalb des französischen Sprachraums, die nach wie vor auch französische Diplome vergeben kann - so im Bereich der Rechts-, Sprach- und Literaturwissenschaften - ist die Universität an der Saar gewissermaßen bereits die deutsch-französische Hochschule.

    Renommee in modernen Schlüsselwissenschaften wie Informatik, Kognitonswissenschaft, Neue Materialien und Medizinische Molekularbiologie

    Weltruf genießt die Saarbrücker Informatik. Hier haben zukunftsweisende Arbeiten zweier Sonderforschungsbereiche u.a. zur Ansiedlung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) als einem von zwei Standorten sowie des bislang einzigen Max-Planck-Instituts für Informatik (MPI) geführt. Ein beliebter Tagungstreffpunkt der Welt der Informatik ist das Internationale Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik (IBFI) im nahe gelegenen Schloß Dagstuhl. Aus der Verbindung der Informatik mit anderen Fächern der Universität entstanden die Fächer Computerlinguistik und Informationswissenschaft sowie als Schwerpunkte der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät die Rechtsinformatik und die Wirtschaftsinformatik. Hervorzuheben am Institut für Wirtschaftsinformatik sind auch die beachtlichen Spin-off-Effekte: u.a. ein Software-Haus mit 750 Mitarbeitern und 100 Millionen Mark Jahresumsatz.

    Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Informatikern, Psychologen, Sprachwissenschaftlern und Philosophen erfolgt im Rahmen eines Sonderforschungsbereichs, der der Kognitionswissenschaft gewidmet ist. Hier geht es darum, Strukturen und Prinzipien intelligenten Agierens zu erschließen - etwa auch im Hinblick auf die Modellierung neuer Systeme im Bereich der Künstlichen Intelligenz.

    Eine weitere fachübergreifende Schwerpunktbildung in einem Schlüsselbereich für technologischen Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit hat sich in den letzten Jahren mit der Erforschung grenzflächenbestimmter neuer Materialien entwickelt. Werkstoffwissenschaftler, Physiker und Chemiker arbeiten hier in einem Sonderforschungsbereich zusammen. Eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Wirtschaft leistet das Institut für Neue Materialien (INM). Mit ihm wird als langfristiges Forschungs- und Entwicklungsziel der breite Einsatz neuer High-Tech-Werkstoffe angestrebt.

    Was spielt sich bei der Entstehung von Krebs auf der molekularen Ebene ab, und in wie weit erlauben die Aufschlüsse darüber ein gezieltes Eingreifen in die molekularbiologischen Vorgänge, um Krebs zu verhindern? Dies sind die zentralen Fragen, mit denen sich der medizinische Sonderforschungsbereich "Molekularpathologie der Proliferation" beschäftigt. Im Zuge seiner bisherigen Arbeiten ist der Nachweis gelungen, daß das menschliche Immunsystem im Prinzip alle Tumoren erkennen und darauf reagieren kann. Mit der Identifizierung sogenannter Antigene, wie sie nur in Krebszellen entstehen, verbindet sich als neuer Therapieansatz die Stimulierung der körpereigenen Immunabwehr.

    Wissenschaft, die sich neu formiert

    Derzeit zeichnet sich an der Universität des Saarlandes eine Neuformierung der Fächer entlang ihrer profilgebenden Schwerpunktbildungen ab. In den zukünftigen Fachbereichen wird dabei insbesondere auch eine wechselseitige Ergänzung von modernen High-Tech-Fächern und ihren klassischen Grundlagen angestrebt. Etwa sollen der "modernen" Informatik die "klassische" Mathematik und den Werkstoffwissenschaften, die auf die Entwicklung neuer Materialien spezialisiert sind, die "alte" Chemie zugeordnet werden.

    Grundlagenfächer erhalten in solch neuer Anordnung, die quer zu den herkömmlichen Disziplingrenzen läuft, eine spezifisch anwendungsorientierte Perspektive, und anwendungsorientierten Fächern werden die wissenschaftlichen Grundlagen gesichert. Dabei soll sich diese problemorientierte Neuformierung der Fächer nicht auf den Bereich von Naturwissenschaft und Technik beschränken. So wird in den Geisteswissenschaften eine moderne, aber historisch fundierte Kulturwissenschaft konzipiert. In diesem Rahmen sind auch drei neue Lehrstühle vorgesehen: für "Kultur- und Mediengeschichte", des weiteren für "Europäische Ethnologie/Historische Anthropologie" und schließlich für "Europäische Regionalstudien (Europa der Regionen)".

    Aufbruch zu einer Organisationsreform

    Bei der fachlichen Neustrukturierung der Wissenschaften soll es nicht bleiben. Dieser Tage verabschiedete der Senat der Universität ein Konzept, das sich für eine starke Universitätsleitung, Mitentscheidungsmöglichkeiten für Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft und Leistungsverantwortung ausspricht, sich gleichzeitig aber deutlich gegen die Einrichtung neuer Gremien für die Universität wendet, die vom Ministerium gesteuert werden.

    Bereits in der Umsetzungsphase befindet sich ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit der hauseigenen Wirtschaftsinformatik und einem führenden Software-Unternehmen die Straffung von Verwaltungsabläufen zum Ziel hat. Auch hier sprechen Experten bereits von einem Modellfall.

    Durchgreifende Studienreform

    Wie man eine durchgreifende Studienreform macht, hat vor allem die Saarbrücker Rechtswissenschaft vorgeführt. Grundpfeiler des bundesweit bislang ersten Reformmodells der Juristen-Ausbildung sind zum einen eine Straffung der bisherigen Lehrinhalte unter dem Aspekt des Praxisbezugs, zum anderen eine Einbeziehung und Akzentuierung von Saarbrücker Schwerpunktbildungen, zu der die Rechtsvergleichung, das Europarecht und die Rechtsinformatik gehören. So ist ein auf Europa ausgerichtetes, praxisorientiertes und EDV-gestütztes Modell entstanden, nach dem nun erstmals die Studienanfänger dieses Wintersemesters unterrichtet werden. Am Ende einer jeden Lehrveranstaltung erwartet sie eine Prüfung: Leistungskontrolle jetzt also von Anfang an! Ebenfalls von Anfang an wird das jeweilige Verfahrensrecht in den Unterricht integriert und nach dem Motto "Recht haben und Recht behalten" gelehrt. Nach dem Grundstudium ist eine Qualifizierung in verschiedenen Wahlfächern vorgesehen, für die aussagekräftige Zertifikate ausgestellt werden. Schließlich soll ein Internet-Repetitorium "Hilfe zur Selbsthilfe" bei der Vorbereitung auf die Abschlußprüfung wertvolle Dienste leisten.

    Erfolgreiche Unterstützung von Existenzgründungen aus der Universität

    Für junge Wissenschaftler, die sich mit einer erfolgversprechenden Idee selbständig machen wollen, hat die Universität 1995 auf dem Campus ein Starterzentrum eingerichtet. Hier können sie zu günstigen Bedingungen für eine befristete Zeit Büro- und Laborräume anmieten und dabei auch ein zentrales Sekretariat und einen zentralen Besprechungsraum nutzen. Daß dies alles in räumlicher Nähe zu ihrer vorausgegangenen Studien- und Forschungstätigkeit erfolgen kann, ist ein weiterer Vorteil, der beim Sprung in eine frühe Selbständigkeit helfen kann. Gezielt darauf vorbereiten können sich ambitionierte Studenten schon während des Studiums mit einem zweisemestrigen Gründerseminar. Zum Gesamtpaket der Starterinitiative der Universität gehört außerdem das Angebot zweiwöchiger Kompaktkurse. Das fachübergreifende Lehrangebot vermittelt unternehmerisches Know-how, wie es auch von leitenden Positionen in nicht selbständigen Arbeitsverhältnissen zunehmend erwartet wird. - Bei der diesjährigen Vorstellung "beispielhafter Bereiche innovativer Entwicklungen in Deutschland" durch den Bundespräsidenten in Berlin konnte das Projekt einer größeren Öffentlichkeit präsentiert werden.

    Für weitere Fragen setzen Sie sich bitte mit der Pressestelle der Universität in Verbindung:
    Tel: 0681/ 302-3610
    Telefax: (0681) 302-2609
    E-Mail: presse@uni-sb.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-sb.de/50-Jahre/festwoche.html
    http://www.uni-sb.de/50-Jahre/index.html
    http://www.uni-sb.de/Info/Ueberblick.html
    http://www.uni-sb.de/verwalt/presse/Aktuelles.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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