idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
02.03.2021 10:31

Digitaler Hörsaal – Studieren in Zeiten von Corona

Filip Stiglmayer Pressestelle
Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft - Das Deutsche Internet-Institut

    Weizenbaum-Studie zu Akzeptanz von digitalen Lehrveranstaltungen unter Studierenden

    Wie haben Studierende das digitale Hochschulsemester im Sommer 2020 erlebt? Die Wirtschaftsinformatiker*innen Gergana Vladova und Norbert Gronau vom Weizenbaum-Institut haben zusammen mit den assoziierten Forschern André Ullrich und Benedict Bender (beide Universität Potsdam) untersucht, welche Erfahrungen Studierende im Umgang mit digitalen Lehrformaten gemacht haben. Dazu unternahmen die Wissenschaftler*innen im Sommersemester 2020 eine Längsschnittstudie an vier deutschen Hochschulen und Universitäten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Akzeptanz von digitalen Lehrangeboten abhängig vom Studienfach ist und im Verlauf des Semesters zurückging.

    Mit der Ausbreitung des Coronavirus waren Studierende im Frühjahr 2020 mit der Situation konfrontiert, dass Hochschulen und Universitäten den Lehrbetrieb von einem auf den anderen Tag in den digitalen Raum verlagert haben. „Unser Ziel war es herauszufinden, wie Studierende digitale Lehrangebote annehmen, ob es Unterschiede zwischen Studienfächern gibt und ob sich die Akzeptanz von virtuellen Lehrformen im Laufe des Semesters verändert“, so Weizenbaum-Wissenschaftlerin Gergana Vladova. Dazu führte das Forschungsteam zu vier Zeitpunkten im Sommersemester 2020 eine Online-Umfrage unter Studierenden der Fachrichtungen Wirtschaftsinformatik, Musik und Kunst durch.

    Akzeptanz von digitalen Lehrangeboten variiert nach Studienrichtung

    Die Auswertung der insgesamt 875 Antworten ergab, dass die Art und Weise, wie Studierende digitale Lehrangebote wahrnehmen vom Studienfach abhängt. So bewerteten Studierende der Musik und der Kunst digitale Lehrveranstaltungen grundsätzlich schlechter als Studierende der Wirtschaftsinformatik. „Dass Studierende der Wirtschaftsinformatik eine höhere Akzeptanz für virtuelles Lernen zeigen, ist vor allem auf zwei Tatsachen zurückzuführen: Zum einen können Informatik-Inhalte besser über digitale Formate vermittelt werden, zum anderen ist diese Studierendengruppe grundsätzlich offener gegenüber technologischen Anwendungen“, interpretiert Norbert Gronau die Ergebnisse.

    Im Verlauf des Sommersemesters 2020 veränderte sich die Wahrnehmung der Studierenden hinsichtlich eines ausschließlich digitalen Lehrangebots. Insbesondere war bei Musik- und Kunststudierenden im letzten Semestermonat ein stärkerer Rückgang der Akzeptanz zu verzeichnen. Die Ursachen hierfür sehen die Forscher*innen vor allem in der Aufhebung der Kontaktbeschränkungen am Ende des Sommers und der damit verbundenen Möglichkeit, wieder vermehrt Präsenzunterricht abhalten zu können. „Anders als in der Informatik geht es im Kunst- und Musikstudium um den Schaffensprozess selbst, die Arbeit in Werkstätten oder das Proben im Orchester. Hierfür bieten digitale Lehrangebote keinen ausreichenden Ersatz, weshalb sie von diesen Studierenden als weniger geeignet angesehen werden“, analysiert Gergana Vladova die Befunde.

    Forderungen an Lehre und Technologieentwicklung

    Die Studienergebnisse haben auch Implikationen für die Lehre und Technologieentwicklung. So fordern die Wissenschaftler*innen, dass bei der Gestaltung von digitalen Lehr- und Lernangeboten die Unterschiede zwischen den Studienfächern stärker berücksichtigt werden. Zudem könnten viele Lehrkräfte in digitalen Lernumgebungen ihre fachlichen und methodischen Kenntnisse nicht in der gleichen Weise demonstrieren wie in der Präsenzlehre. Daher sollten sich Lehrkräfte nicht nur Kompetenzen zur Nutzung digitaler Werkzeuge aneignen, sondern auch didaktische und methodische Fähigkeiten für den virtuellen Unterricht. Um weitere Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie Studierende digitale Lehrangebote wahrnehmen, finden im aktuellen Wintersemester 2020/2021 weitere Online-Umfragen statt, die vor allem Veränderungen auf der Individualebene erfassen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Gergana Vladova
    Leiterin der Forschungsgruppe „Bildung und Weiterbildung in der digitalen Gesellschaft“
    Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft | Universität Potsdam
    E-Mail: gergana.vladova@wi.uni-potsdam.de


    Originalpublikation:

    Die Studie „Students’ Acceptance of Technology-Mediated Teaching – How It Was Influenced During the COVID-19 Pandemic in 2020: A Study From Germany“ ist in Frontiers in Psychology erschienen: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2021.636086/full


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).