Theorie und Praxis von rassismuskritischer Bildungsarbeit stehen im Fokus eines neuen Buches, das im Februar 2021 im Wochenschau-Verlag erschienen ist. Prof. Dr. Karim Fereidooni von der Ruhr-Universität Bochum hat es zusammen mit Dr. Stefan Hößl, wissenschaftlicher Mitarbeiter des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, herausgegeben. Es richtet sich an alle, die in der Bildungsarbeit aktiv sind.
„Rassistisches Wissen ist keineswegs auf die extreme Rechte beschränkt, sondern wurde über Jahrhunderte (re-)produziert und tradiert“, so die Herausgeber. „Rassismus ist ein Bestandteil des kollektiven Wissens in der bundesrepublikanischen Gesellschaft.“ Zu dem Sammelband haben sowohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch Praktikerinnen und Praktiker aus der Bildungsarbeit beigetragen.
Besondere Relevanz der Bildungsarbeit
Menschen nehmen Rassismus sehr unterschiedlich wahr, je nachdem welche Erfahrungen sie selbst schon damit gemacht haben. Um dem Problem im Alltag zu begegnen, kommt der Bildungsarbeit eine besondere Relevanz zu. „Es gibt nicht den einen Königsweg“, sagt Karim Fereidooni. „Aber mit dem Sammelband wollen wir, dass Rassismuskritik, also die Kritik an rassismusrelevanten Denk-, Sprech- und Handlungsweisen, als ganz normale Professionskompetenz in der Bildungsarbeit verstanden wird.“
Der Sammelband beschäftigt sich zum einen theoretisch mit verschiedenen Erscheinungsformen des Rassismus, aber auch mit Schnittstellen zu anderen Diskriminierungsformen wie Sexismus oder Klassismus. Zu jedem Thema stellt das Buch praxisbezogene Erfahrungen zu rassismuskritischer Bildungsarbeit in den Fokus.
Der erste Abschnitt des Buches beschäftigt sich mit Rassismus in der Migrationsgesellschaft und zeigt Möglichkeiten auf, wie man von rassistischen Handlungs-, Erfahrungs- und Denkformen Abstand nehmen kann. Der zweite Teil widmet sich speziell dem antimuslimischen Rassismus sowie dem Gadje-Rassismus (Rassismus gegen Sinti und Roma); im dritten Teil steht die Frage im Fokus, inwiefern asiatische Deutsche von einer Exotisierung betroffen sind. Der vierte und letzte Abschnitt behandelt die Intersektionalität, also das gleichzeitige Auftreten verschiedener Diskriminierungsformen.
Keynote auf Integrationsgipfel der Bundesregierung
Karim Fereidooni ist ein ausgewiesener Experte im Bereich der Rassismusforschung. Am 9. März 2021 wird er auf Einladung von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel den 13. Integrationsgipfel mit einem Keynote-Vortrag zum Thema „Diversität gestalten, Teilhabe und Partizipation fördern: Erfolgsfaktoren für Zusammenwachsen und Zusammenhalt“ eröffnen. Seit Sommer 2020 ist Fereidooni Mitglied der Kabinettskommission der Bundesregierung zur Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus sowie Mitglied des „Unabhängigen Expertenkreies Muslimfeindlichkeit“ des Bundesminsteriums des Innern, für Bau und Heimat.
Prof. Dr. Karim Fereidooni
Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung
Fakultät für Sozialwissenschaft
Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: karim.fereidooni@rub.de
Karim Fereidooni, Stefan E. Hößl (Herausgeber): Rassismuskritische Bildungsarbeit. Reflexionen zu Theorie und Praxis, Wochenschau-Verlag, Frankfurt am Main 2021, 192 Seiten, ISBN 978-3-7344-1188-5
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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