Zum Welttag des Hörens am heutigen Mittwoch (3. März 2021) machen Mediziner aus der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden darauf aufmerksam, dass sich Patienten mit der Vermutung eines Hörschadens rechtzeitig bei einem Arzt vorstellen sollen. Wer hinnimmt, dass sich das Hören auf einem Ohr verschlechtert und sich dafür auf das andere verlässt, riskiert Schäden nicht nur für das Ohr, sondern auch im Kommunikationsverhalten.
Dabei können die Mediziner heute auch Betroffenen helfen, die trotz Hörgerät keine ausreichende Verständigung mehr erzielen können. Durch den technischen Fortschritt kommen Patienten mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit heute besser mit einem Cochlea-Implantat zurecht als mit einem an der Verstärkungsgrenze arbeitenden Hörgerät. Mit einem Cochlear Implantat (CI) haben Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, das Hören wieder neu zu erlernen und damit ihren Alltag besser zu bewältigen. Patienten können teilweise ihre gewohnten Höreindrücke zurückerlangen. „Das Gehirn schafft dabei Meisterleistungen, wenn es die digitalisierten Stimulationen in naturnahe Höreindrucksmuster verwandelt“, sagt Prof. Thomas Zahnert, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde.
Ab dem 35. Lebensjahr verschlechtert sich das Hören bei Männern und Frauen. Ab dem 60. Lebensjahr kann es zur Altersschwerhörigkeit kommen. Oftmals werden erste Anzeichen dafür ignoriert, betonen die HNO-Spezialisten des Dresdner Uniklinikums zum heutigen Welttag des Hörens. Sie raten, Erfahrungen eines verschlechterten Hörens nicht zu vernachlässigen und genau zu beobachten. Wer frühzeitig einen Arzt aufsucht und sich untersuchen lässt, der entgeht möglichen Folgeschäden. Denn mit zunehmendem Alter verliert das Gehör sein Dynamikvermögen: Werden zunächst nur besonders leise Geräusche nicht mehr gehört, kann es später dazu kommen, dass Betroffene zwar hören, dass etwas gesprochen wird, dies aber nicht mehr verstehen. Der Informationsgehalt der Geräusche geht verloren. Menschen mit hochgradiger Schwerhörigkeit und Hörgerät sollten sich vorstellen, wenn sie in einer normalen Sprechsituation nur noch die Hälfte verstehen. „Dann kann durchaus die Indikation für ein CI gegeben sein“, sagt Prof. Marcus Neudert, stellvertretender ärztlicher Leiter im Sächsischen Cochlear Implant Centrum (SCIC).
Das SCIC am Uniklinikum ist der Ansprechpartner für diese Patienten. Seit 25 Jahren werden hier Patienten behandelt und begleitet, die ein CI bekommen haben, weil sie taub geboren wurden oder ihr Hörvermögen verloren haben. Das Konzept der HNO-Universitätsklinik umfasst alle Aspekte der CI-Versorgung – von der Voruntersuchung über die Operation bis hin zur Rehabilitation im SCIC und der lebenslangen Nachsorge. Dieser Versorgungsweg geschieht in der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde in enger Abstimmung zwischen ihren Abteilungen für Hörstörungen, für Phoniatrie / Audiologie und dem SCIC am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. So bleiben den Patientinnen und Patienten lange Wege zwischen den Institutionen erspart. Besonderen Wert legt das SCIC auf die direkte multiprofessionelle Verknüpfung von Medizin, Audiologie, Therapie und Forschung. Während der gesamten Dauer ihrer Behandlung ist das Team Ansprechpartner für alle ärztlichen, technischen und therapeutischen Fragestellungen. Durch regelmäßiges Training lassen sich Geräusche erneut richtig zuordnen. Die Therapeuten setzen dabei vielfältige Methoden und individuelle Angebote ein. Dabei kommt es nicht allein auf das Hören der Sprache in Einzel- und Gruppengesprächen oder Diskussionen an. Es geht auch um das Hören von Musik.
Marion Oppelt aus Schönau-Berzdorf hat Ende 2019 ein CI für ihr rechtes Ohr bekommen. Jahrelang hatte die 67-Jährige Hörgeräte an beiden Ohren getragen, dem war ein Hörsturz vorangegangen. „Nach und nach konnte ich schlechter hören“, sagt sie. Nun nach einem Jahr in der Reha kann sie Dank des Cochlear Implantats wieder besser hören. Dabei kombiniert ihr Gehirn den elektrischen Klang – Patienten vergleichen ihn anfangs meist mit Mickey Maus – vom rechten Ohr mit dem natürlichen Klang vom linken Ohr zu einem einheitlichen Geräusch. „Ich bin dankbar über das CI, weil ich mich jetzt besser verständigen kann“, berichtet sie. Was gutes Hören ausmacht, das zeigen Erkenntnisse aus der Altersforschung. So ist bei Demenzpatienten die Hörrehabilitation ein wichtiger Faktor, damit sich die Demenzerkrankung weniger schnell entwickelt. „Wer nichts mehr hört, kann nicht verstehen, auch nicht intellektuell“, sagt Prof. Thomas Zahnert. „Schwerhörige verlernen das Zuhören. Die Erkrankung trennt sie somit von den Menschen.“
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Thomas Zahnert, Direktor + ärztlicher Leiter Sächsisches Cochlear Implant Centrum (SCIC)
0351 / 4 58 3539 (Sekretariat)
E-Mail: thomas.zahnert@uniklinikum-dresden.de
http://www.uniklinikum-dresden.de/hno
http://www.uniklinikum-dresden.de/de/das-klinikum/kliniken-polikliniken-institut...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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